Julian Häusser und Alessandra Bosch in einer Szene von „Ronja Räubertochter“. Foto: Björn Klein

Abenteuerlust für Generationen: Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker „Ronja Räubertochter“ hat am Samstag im Schauspielhaus der Esslinger Landesbühne Premiere.

Als ein Stück über ein starkes, selbstbewusstes Mädchen liest Laura Tetzlaff den Kinderbuchklassiker „Ronja Räubertochter“ der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren. Freiheit und Emanzipation sind wichtige Themen. Die Geschichte von zwei verfeindeten Räuberfamilien, deren Kinder einander finden, hat am Samstag, 19. November, um 16 Uhr im Schauspielhaus der Esslinger Landesbühne Premiere. In der abenteuerlichen Geschichte findet sie die Liebe und wird erwachsen.

Mit der Inszenierung des Familienstücks gibt Tetzlaff ihren Einstand als neue Chefin der Jungen WLB. Was hat die Regisseurin daran gereizt, die Bühnenfassung von Barbara Hass auf die Bühne zu bringen? In dem Stoff steckt für sie so viel mehr als die Geschichte von Kindern, die erwachsen werden. Die selbstbewusste Ronja ist für sie ein Vorbild für alle Mädchen und Frauen. „Aber gerade auch Jungen brauchen starke Frauenfiguren“, sagt die Regisseurin. Ronja kann sich nur mit ihrem Freund Birk entwickeln. Gezielt will Tetzlaff den Blick auch für die schwierigen Themen schärfen, die der Text aufreißt. Gewalt, Vorurteile und Konkurrenzdenken reflektiert Astrid Lindgren in dem Buch kindgerecht.

Ein Mädchen, das beherzt handelt

Mit Figuren wie der legendären Pippi Langstrumpf und mit der selbstbewussten Räubertochter hat Astrid Lindgren Generationen geprägt. Das Bild von einem abenteuerlustigen Mädchen, das beherzt handelt und das in der Welt ihren Platz findet, hat ihr Lesepublikum inspiriert. Lindgrens Kinderbücher wurden in 106 verschiedene Sprachen übersetzt.

„Ronja Räubertochter“ ist für die Dramaturgin Barbara Schöneberger ein ideales Familienstück. Das Kinderbuch macht aus ihrer Sicht Mut, das eigene Leben beherzt in die Hände zu nehmen. Dass die Kinder wie auch ihre Eltern von dem Klassiker „Ronja Räubertochter“ bis heute begeistert sind wie eh und je, findet sie spannend.

Viele haben die Filmbilder im Kopf

1984 hat der schwedische Regisseur Tage Danielsson die Geschichte verfilmt. Das Drehbuch für die Produktion hat Lindgren selbst geschrieben. „Diese Filmbilder haben viele im Kopf“, sagt Timo Willecke. Deshalb möchte er Freiräume schaffen. Er hat für die Inszenierung eine Filmmusik komponiert, „die Assoziationen wecken soll“. Die Fantasie der Kinder und der Erwachsenen mit Geräuschen und mit Musik freizusetzen, das reizt den Komponisten, der als Spezialist für „atmosphärische Soundscapes“ gilt. Dass die Schauspielerinnen und Schauspieler der Jungen WLB alle ein Instrument beherrschen, hat den Schauspielmusiker begeistert: „Sie singen auch alle ganz wunderbar.“ Livemusik findet der Künstler wichtig, um nicht nur die Jungen und Mädchen für den Stoff zu begeistern.

„Die Geschichte, die Astrid Lindgren erzählt, ist zeitlos“, sagt die Bühnen- und Kostümbildnerin Vesna Hiltmann. Die Künstlerin hat einen sehr reduzierten Bühnenraum geschaffen, der die Kinder in die fabelhafte Welt der Räuberbanden und der Waldschlösser entführt. Das gilt auch für die Kostüme, in denen die Jungen und Mädchen ihre eigene Welt wiederfinden sollen. Sie wolle den Kindern und Erwachsenen da keine Bilder vorgeben, sondern Spielräume öffnen. Die Produktion arbeitet auch mit Puppen, die Alice Therese Gottschalk gebaut hat. Mit der Vielfalt der Theaterformen bewusst zu spielen, das reizt das Regieteam.

Beliebt bei Schulklassen

Dass die Inszenierung bei Schulklassen und auch in den Abstecherorten sehr gut gebucht ist, freut Laura Tetzlaff. Sie ist auf die Reaktionen gespannt. Carolin Koch von der Theaterpädagogik übernimmt die Vermittlung. Die Inszenierung ist für Kinder ab sechs Jahren angelegt. Aber auch die Erwachsenen sollen verschüttete Träume wiederfinden.

„Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren hat am Samstag, 19. November, um 16 Uhr im Esslinger Schauspielhaus Premiere.