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Die Römerwelt am Neckar gibt es jetzt aus Legosteinen zu bewundern. Das Köngener Römermuseum zeigt dazu eine Sonderausstellung.

KöngenEin römisches Kastell, ein eleganter Tempel, ein riesiges Kolosseum, ein lebendiger Markt und der Limes – und das alles en miniature und nur aus Legosteinen zusammengebaut. Bis Ende Oktober gibt es im Köngener Römermuseum ein besonderes Bonbon für kleine und große Besucher: Im Erker mit Blick hinaus auf den archäologischen Park zeigt es eine Sonderausstellung „Römerwelt am Neckar und auf der Alb“, Stein für Stein aus den farbigen Kunststoff-Klötzchen gebaut.

Die Idee zur Schau entstand, als im vergangenen Jubiläumsjahr der neue Römer-Spielplatz auf der Anlage eingeweiht wurde und der Denkendorfer Christoph Planck Museumsleiterin Carmen Zeis erzählte, dass er immer wieder aus den bunten Plastiksteinen Gebäude wie das Denkendorfer Kloster, einen römischen Tempel oder eben auch einen Teil des Köngener Kastells nachbaut. Gemeinsam entwickelten Planck und Zeis den Plan für eine Sonderausstellung, die die Römerwelt am Neckar und auf der Alb aus Legosteinen zeigt und die vor allem junge Museumsbesucher für das Thema interessieren soll. Etwa ein halbes Jahr lang hat der 49-Jährige, der schon als Kind begeistert mit den noppenbesetzten Kunststoff-Quadern gespielt hat, immer am Wochenende an diesem Projekt getüftelt, tatkräftig unterstützt von seiner zehnjährigen Tochter Karla.

Christoph Planck hat viel im Internet recherchiert, in ganz Europa fehlende Lego-Steine nachbestellt und seine Entwürfe mehrfach umgebaut: „Bei Lego orientiert sich die Größe der Gebäude an der Größe der Männchen. Ich habe die Verhältnisse und Maße also nicht genau berechnet, sondern ausprobiert und experimentiert: Wie groß muss das Kastell werden?“ So ist das ans Köngener Vorbild angelehnte römische Kastell mit vier Toren und vier Ecktürmen entstanden. In der Mitte befinden sich die Principia, das Stabsgebäude, und das Praetorium, das Wohnhaus des Kommandeurs. Der wiederum steht auf dem Balkon „und sieht ein bisschen aus wie ein weißhaariger Cäsar“, lacht Carmen Zeis. Dazu kommen Mannschaftshäuser und ein römisches Dorf mit Forum, Tempel, Triumphsäule, einem Hauptplatz und einem eindrucksvollen Amphitheater, in dem Gladiatoren für ihre Kämpfe mit wilden Tieren trainieren. Daneben finden sich die typischen „Streifenhäuser“ der Römer, die hinterm Gebäude Platz für Töpfer- oder Schmiedeöfen der Handwerker oder für Schweine- und Hühnerställe hatten. Neben einem Pferdehof mit Koppel gibt es auch einen Wald mit einem kleinen Stückchen Neckar, in dem tatsächlich ein Krokodil lebt: „Der Spaß soll ja nicht zu kurz kommen“, erklärt Carmen Zeis, die sich freut, dass sich bereits etliche Schulklassen für den Museumsbesuch mit der neuen Attraktion angemeldet haben.

Am Lego-Modell in der Ausstellung lässt sich erkennen, dass es einst unterschiedliche Formen des Limes gab, der die Außengrenzen des Römischen Reiches markierte: Den Obergermanischen Limes mit Palisaden, Wall und Graben und den aus Stein gebauten Raetischen Limes, wie er beim ebenfalls aus Lego nachgebauten Limestor von Dalkingen bei Aalen zu sehen ist. Dieses Prunktor gehört zu den beeindruckendsten Ruinen des Limes, zählt mittlerweile zum Unesco-Weltkulturerbe und wurde einst unter Leitung des Archäologen Dieter Planck ausgegraben: Seines Zeichens ehemaliger Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Unterstützer der Konzeption von Römerpark und Römermuseum Köngen – und Vater von Christoph und Großvater von Karla Planck.

Klar war den beiden Lego-Baumeistern, dass ihre Römerwelt bevölkert sein muss, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. Was Karla und Christoph Planck gleich vor ein Problem stellte: „Bei Lego selbst gibt es nur eine einzige Römer-Figur“, erklärt Christoph Planck. So mussten sie auf andere Herstellerfirmen zurückgreifen und die Figürchen mit viel kreativer Finesse zu Römern umstylen. Karla war für die Vielzahl an Figuren, Tieren, Kutschen und Streitwagen zuständig und hat sogar eine römische Miniatur-Karla in die Anlage hineingeschmuggelt. Dass bis ins Detail sorgfältig gearbeitet wurde, zeigen auch die gepflasterten Marmorböden. Und für ein Feld mit einem pflügenden Bauern hat Karla Planck jede einzelne Ackerfurche extra gestaltet. „Frau Zeis hat uns aufgeklärt, dass die Römer den Pflug nicht hinter dem Zugtier hatten, sondern vorne, das haben wir schnell noch umgebaut“, erklärt Christoph Planck, der als Schüler und Student bei archäologischen Ausgrabungen und Ausstellungen mitgearbeitet hat.