Der Oldtimer-Wettbewerb bei den Rockabilly Days 2023 in Freiberg. Wie die Autos dieses Jahr anfahren, ist unklar. Foto: Die Tholle Agentur Foto:  

Anfang August soll auf dem Verkehrsübungsplatz Asperg ein Rock ’n’ Roll-Festival stattfinden – mit vielen Autos, Konzerten und Campern. Für die Nachbarschaft und Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht ist das unvorstellbar.

„Wenn man sich nur einmal umschaut, sieht man doch direkt, dass so eine Veranstaltung hier nicht funktioniert“, sagt eine Anwohnerin aus Ludwigsburg-Eglosheim und zeigt auf den Eingangsbereich des Verkehrsübungsplatzes rund 100 Meter weiter. Sie und ein Nachbar können nicht fassen, dass hier in vier Wochen ein Festival für Tausende von Besuchern stattfinden soll.

Sie wollen auf diesen „Unsinn“ aufmerksam machen, aber nicht namentlich genannt werden: „Hier gibt es doch nicht mal genug Parkplätze für das benachbarte Freibad, wo sollen die ganzen Autos hin?“ Ganz zu schweigen von dem Lärm der Konzerte und dem Campingplatz, den die Veranstalter anbieten wollen – die Anwohner sind sauer.

Das steckt hinter den Rockabilly Days

Am Wochenende vom 2. bis 4. August sollen auf dem Asperger Verkehrsübungsplatz, in direkter Nachbarschaft zu Eglosheim und dem Freibad, die Rockabilly Days 2024 stattfinden. Auch Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht und Aspergs Bürgermeister Christian Eiberger sind skeptisch und sorgen sich vor allem um den Verkehr und den knappen zeitlichen Vorlauf. Die Veranstalter stehen derweil Rede und Antwort, für sie ist der Ort perfekt.

Seit 2017 fanden die Rockabilly Days jährlich auf dem Gelände der Bäckerei Gaumentanz im Freiberger Gewerbegebiet statt. Da Gaumentanz-Geschäftsführer Florian Lutz nicht mehr Teil des Organisationsteams ist, haben die restlichen Verantwortlichen einen neuen Ort gesucht und sind auf den Motorsportclub Hohenasperg (MSC) und deren Verkehrsübungsplatz gestoßen.

Insgesamt 5000 Besucher werden über das Augustwochenende verteilt erwartet, zur Spitzenzeit am Samstagabend könnten 1500 Personen gleichzeitig auf dem Gelände sein. Unter anderem soll es eine Autoschau, Verkaufsstände und Konzerte geben „Die Rock ’n’ Roll-Szene aus der Regio, aus ganz Deutschland und dem Ausland wird kommen“, sagt Organisator Marcel Müller. Aber auch Schaulustige, die einfach mal den Flair der 1950er Jahre erleben wollen.

Sie hätten nur zufällig über Facebook mitbekommen, dass die Rockabilly Days auf dem Verkehrsübungsplatz stattfinden, ärgern sich die Anwohner. Sie stehen dem Fest ablehnend gegenüber und zweifeln an der Professionalität der Organisatoren. Unter anderem wegen der fehlenden Kommunikation, und weil einige Anträge erst Ende Juni bei den Behörden eingegangen sind.

Auf der Bühne gibt es Musik und Tanz. Foto: Die Tholle Agentur

„Eine Veranstaltung dieser Größe kann man den Menschen in Eglosheim und Asperg eigentlich nicht zumuten“, unterstützt Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht den Protest der Bürger. Er könne sich nicht vorstellen, wie 5000 Menschen mit Autos und Motorrädern zum Verkehrsübungsplatz kommen, ohne dass die Belastungsfähigkeit des Gebietes überlastet werde. „Ich halte das eigentlich für ausgeschlossen“, sagt Knecht, der laut eigener Aussage eng mit Christian Eiberger im Kontakt ist.

Denn der Asperger Bürgermeister sowie das Landratsamt sind die Behörden, auf die es ankommt. Er finde die Veranstaltung grundsätzlich gut, sagt Eiberger. Das Konzept wirke durchdacht, der Lärm sollte nicht allzu groß werden. „Trotzdem habe ich Bauchschmerzen.“ Die Veranstalter seien spät dran, „das wird echt sportlich“. Zudem liege der Verkehrsübungsplatz in einem „gefangenen Eck“, die Besucher müssten entweder durch Asperger oder Eglosheimer Wohngebiete fahren, so Eiberger. Der Bürgermeister sorgt sich außerdem um den Verkehr auf der Pappelallee zwischen dem Verkehrsübungsplatz und der B 27 – die Allee müsste zu jeder Zeit für Rettungskräfte frei sein.

Die Organisatoren wollen derweil unbedingt an dem Veranstaltungsort festhalten, denn „die Fläche ist prädestiniert für das Festival“, sagt Marcel Müller. Sein Team nehme die Skepsis der Behörden wahr und könne die Sorgen nachvollziehen. „Wir wollen es aber allen recht machen und versuchen alle abzuholen.“ Seit Monaten würden sie Gespräche mit Fachbereichen der Stadt Asperg führen, konnten einige Anträge aber erst in der vergangenen Woche einreichen, da Unterlagen der Versicherung gefehlt hätten, sagt Müller. Den Lärm werde man auf einem erträglichen Maß halten, die Bühne zeige in Richtung der Felder, nicht in Richtung der Wohngebiete.

Veranstalter wollen ins Gespräch kommen

Die Veranstalter sind sich auch der Anfahrtsprobleme bewusst. Aktuell plane man einen Weg durch Eglosheim, vorbei am Sportgelände des SKV, über die Felder und entlang der Pappelallee. Parken und Campen sollen die Gäste hinter der A81-Unterführung auf zwei Feldern. Sicherheitsmitarbeiter und der Deutsche Hilfsdienst sollen helfen, dass der Verkehr reibungslos funktioniert. Und die wütenden Anwohner? „Wir werden in den kommenden Wochen in der Nachbarschaft rumgehen, Gespräche führen und Zettel mit unseren Nummern einwerfen“, sagt Müller. Die Gruppe wolle persönlich für die Veranstaltung geradestehen und dadurch Vertrauen wecken.

Aktuell bearbeiten die Veranstalter einen Fragenkatalog der Stadt Asperg, um weitere Details zu klären. Das Landratsamt und Eiberger geben aktuell keine Prognose ab, ob das Festival genehmigt wird. „Wir werden aber unser Bestes geben“, sagt Eiberger.