Die Vorstellung des Köngener Starkregenrisikomanagements sorgt für reges Interesse. Foto: /Kerstin Dannath

Um die Bürgerinnen und Bürger für Starkregenereignisse zu sensibilisieren, hat die Gemeinde Köngen ein Konzept zur Reaktion auf Starkregen mit konkreten Gefahrenkarten erstellen lassen.

Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr von Starkregen. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) war statistisch gesehen in den Jahren 2002 bis 2021 jedes zehnte Haus in Deutschland von Starkregen betroffen. Im Gegensatz zu Hochwasser an Flüssen ist bei Starkregenereignissen Ort und Zeitpunkt allerdings kaum vorherzusagen und es kommt für die Betroffenen oft zu bösen Überraschungen. Denn das Gefährdungspotenzial durch Sturzfluten und Schlammlawinen wird meist unterschätzt. Den Kommunen kommt beim Starkregenrisikomanagement eine Schlüsselrolle zu, denn sie können ein an die lokalen Gegebenheiten angepasstes Konzept erarbeiten. So verfügt nun auch die Gemeinde Köngen über eine eigene Risikoanalyse, deren Ergebnisse wurden jüngst öffentlich in der Eintrachthalle vorgestellt, was auf reges Interesse stieß.

Das Ziel ist es, die Bürger mit ins Boot zu nehmen. Letztlich ist über die im Wasserhaushaltsgesetz verankerte „Jedermannspflicht“ jeder Grundstücksbesitzer dazu verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen gegen Überschwemmungen zu treffen. „Es geht darum, konstruktiv mit der Gefahr umzugehen. Dabei müssen wir alle zusammenarbeiten“, sagte Köngens Bürgermeister Ronald Scholz. „Es ist wichtig, zu wissen, was passieren und wie man sich darauf vorbereiten kann“, erklärte der Diplomingenieur Armin Binder vom Fachbüro Winkler und Partner (Stuttgart), das von der Kommune mit dem Starkregen-Risikomanagement beauftragt wurde. Wichtigstes Hilfsmittel dazu sind die neuen Köngener Gefahrenkarten, die zeitnah auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden.

Das Ergebnis: Aufgrund der Hanglage ist in Köngen innerörtlich das Schadensrisiko an den steilen Straßenbereichen besonders groß. Denn diese Straßen können sich bei Starkregen schnell in reißende Flüsse verwandeln. „Bei einer Fließgeschwindigkeit ab sieben Stundenkilometern steht dort kein Mensch mehr und bei einer Wassertiefe von 20 bis 30 Zentimetern bewegen sich parkende Autos“, warnte Binder. Aber auch an den Rändern des bebauten Gebietes können sich die Köngener nicht in Sicherheit wiegen – von den umliegenden Feldern drohen Schlammlawinen, die mit zerstörerischer Kraft Keller sowie untere Bereiche von Gebäuden fluten könnten.

Handlungsempfehlungen für Bürger und Bürgerinnen

Für die Kommune haben die Fachleute bereits konkrete Maßnahmenvorschläge entwickelt – die reichen von der Ertüchtigung von Gräben entlang der Felder über die Modernisierung vorhandener Einlaufbauwerke bis hin zum Austausch von Kanalabdeckungen und speziellen Gebäudesteckbriefen. Die baulichen Maßnahmen sollen laut dem Verwaltungschef Scholz nach und nach umgesetzt werden.

Handlungsempfehlungen für Bürger und Bürgerinnen waren etwa der Bau von Mauern, die Erhöhung von Lichtschächten oder der Einbau beziehungsweise die Ertüchtigung von Rückstauklappen. „Ohne funktionierende Rückstauklappe zahlt keine Versicherung“, betonte Binder. Ganz wichtig ist es laut dem Experten, bei privaten Baumaßnahmen wie die Errichtung einer Schutzmauer Rücksicht auf die Nachbarn zu nehmen: „Für die Nachbarn darf es keine nachteiligen Folgen geben. Da sollte man besser gemeinsame Lösungen finden.“

Risiko: gefährliche Stoffe im Untergeschoss

Ein großes Risiko sind bekanntlich auch gefährliche Stoffe im Untergeschoss. „Der Klassiker ist der alte Öltank - gelangt Öl ins Wasser potenziert das die Schäden für das gesamte Gebiet“, sagte Binder. Aber auch ganz einfache Vorsichtsmaßnahmen – etwa die Waschmaschine im Keller auf einen Hocker stellen - können einiges bewirken: „Das kostet nicht viel, kann aber einiges an Geld sparen“, so der Experte. Er empfahl zudem, eine leistungsfähige Pumpe anzuschaffen. Mobile Schutzmaßnahmen wie Sandsäcke nutzen dagegen bei Starkregen oft nicht viel: „Das Problem ist, dass die Vorwarnzeit bei solchen extremen Wetterereignissen sehr kurz sein kann.“ Allgemein riet Binder allen Bürgern ihren Versicherungsschutz zu überprüfen und Wetter-Warn-Apps zu nutzen. Daneben gilt es Rücklagen zur Abdeckung von Schäden zu bilden sowie einen privaten Notfallplan zu erstellen. Man könne sich nur vorbereiten, warnte Binder: „Ein vollumfänglicher Schutz ist schwierig bis unmöglich. Ein Überflutungsrisiko besteht immer.“

Definition Starkregen

Begriff
Als Starkregen werden Extremniederschlagsereignisse bezeichnet, bei denen im Verhältnis zur Dauer des Ereignisses große Regenmengen fallen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) handelt es sich um Starkregen, wenn es in einer Stunde mindestens 15 Liter pro Quadratmeter oder in sechs Stunden mindestens 20 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.

Häufigkeit
Aufgrund der steigenden Temperaturen verändern sich die Niederschläge: Statt großflächigem Dauerregen wird es laut einer DWD-Studie häufiger kleinräumigen Starkregen geben. Außerdem wird kurzer extremer Starkregen deutlich großflächiger und etwas intensiver werden.

Wie definiert man Starkregen?

Begriff
Als Starkregen werden Extremniederschlagsereignisse bezeichnet, bei denen im Verhältnis zur Dauer des Ereignisses große Regenmengen fallen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) handelt es sich um Starkregen, wenn es in einer Stunde mindestens 15 Liter pro Quadratmeter oder in 6 Stunden mindestens 20 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.

Häufigkeit
Aufgrund der steigenden Temperaturen verändern sich die Niederschläge: Statt großflächigem Dauerregen wird es laut einer DWD-Studie häufiger kleinräumigen Starkregen geben. Außerdem wird kurzer extremer Starkregen deutlich großflächiger und etwas intensiver werden.