Kleine Bachläufe können nach starken Regenfällen zu reißenden Fluten anschwellen. Foto: picture alliance/dpa/Felix Kästle

Starkregen flutet selbst Häuser, die nicht an Flüssen oder Hängen stehen. Kann man Gebäude besser schützen? Ja, und die Kosten sind meist nicht mal besonders hoch.

München/Bonn - Schon ein heftiges Sommergewitter reicht und Wassermassen pressen sich urplötzlich durch Straßen, die noch nie zuvor geflutet wurden. Das Problem: Es fällt in kurzer Zeit so viel Regen, dass weder der Boden noch die Kanalisation diese Menge aufnehmen kann. Das Wasser sucht sich daher andere Wege. Es flutet Straßen, drückt sich aus der Kanalisation hoch in Keller und Erdgeschosse. Mancherorts schwellen harmlose Bäche zu reißenden Flüssen an.

Die gute Nachricht: Mal abgesehen von so katastrophalen, aber auch seltenen Fluten, wie wir sie vor kurzem in Teilen Deutschlands erlebt haben, gibt es bauliche Möglichkeiten, um sich ohne allzu hohe Kosten vor moderaten Wassereinbrüchen zu schützen. „Es sind zum Teil wahnsinnig einfache Lösungen, um zumindest eine Bugwelle ein bisschen abzumildern“, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Schwachstelle Keller: Ihn kann man beim Neubau als weiße Wanne aus wasserundurchlässigem Stahlbeton gießen oder als schwarze Wanne mit Kunststoff- oder Bitumenbahnen abdichten. Letzteres lässt sich, wenn auch aufwendig, innerhalb des Kellers nachrüsten – dann muss als zusätzliche Lage ein weiterer Betontrog aufgebaut werden, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Außerdem empfiehlt die Behörde, das Untergeschoss mit Fliesen und anderen wasserfesten Bau- und Dämmmaterialien auszukleiden. Davon lässt sich im Fall der Fälle Schlamm einfacher entfernen.

Schwachstelle Abflüsse: Damit das Wasser aus der Kanalisation nicht durch die Abwasserrohre ins Haus drückt, gibt es Rückstauklappen zum Einbau im Neubau, aber auch zum Nachrüsten. Vielerorts sind diese mittlerweile sogar vorgeschrieben, so Ingenieur Edelhäuser.

In der Regel handelt es sich um einfache Klappmechanismen – bei fäkalienhaltigem Wasser sollten es elektronische Modelle sein. Rückstauklappen können etwa an der einen – manchmal gibt es auch eine zweite – Stelle sitzen, an der das Haupt-Abwasserrohr das Gebäude verlässt. Oder es handelt sich um Klappen direkt an einem Ablauf, etwa an der Waschmaschine oder im Siphon des Waschbeckens. Letztere braucht man nicht zusätzlich, erklärt Edelhäuser. „Besser ist definitiv die Klappe, die das Gesamtrohr fasst.“

Schwachstelle Kellerfenster: Schleudert die Flut von außen Baumstämme und andere Gegenstände gegen die Scheibe und ist der Wasserdruck hoch, haben Fenster keine Chance. Bei moderaten Überschwemmungen aber gibt es aber Schutz: Zum einen sind das Fenster, die binnen 24 Stunden nur wenig Wasser durch lassen – nämlich maximal 240 Liter. Sie werden als hochwasserbeständig bezeichnet. Es gibt aber auch Fenster, die 24 Stunden lang komplett dicht bleiben.

Frank Lange vom Verband Fenster + Fassade rät aber, sich einen Prüfnachweis für das Produkt vorlegen zu lassen. Denn es gebe hierzu keine gesetzlichen Rahmenbedingungen oder geregelte Klassifizierungen. Außerdem sollte man nach dem Einbau eine Montagebescheinigung verlangen, wenn nicht gar diesen von einem Sachverständigen überprüfen lassen. „Der Einbau ist das Entscheidende“, so Lange. Es darf keine Lücke zurückbleiben.

Kellerfenster werden üblicherweise mit der Öffnung nach innen eingebaut. Gegen Hochwasser lautet der Tipp aber oft, die Öffnung nach außen zeigen zu lassen. „Das schafft schon die Möglichkeit, den Wasserdruck besser zu verteilen“, urteilt Lange. „Aber das bringt auch nichts, wenn man einfach ein Fenster aus dem Baumarkt anders herum einbaut. Das Fenster muss dem Hochwasserdruck schon standhalten können.“

Das sei bei modernen Fenstern mit einer Wasserdichtigkeit oder -beständigkeit auch gegeben, wenn man sie nach innen öffnen kann. Außerdem können Mauern vor Lichtschächten immerhin vor einer gewissen Wasserhöhe schützen, so das BBK.

Schwachstelle Grundstück: „Man sollte beim Bauen darauf achten, dass Wasser immer vom Haus weggeleitet wird. Das ist ein A und O“, sagt Edelhäuser. „Das Gefälle geht also vom Gebäude weg – es steht und versickert dann kein Wasser direkt am Haus.“ Außerdem müssen Flächen da sein, in denen Wasser versickern kann. „Beispielsweise statt einer Pflasterfläche Rasengittersteine verlegen, damit Wasser gebunden wird.“ Er rät daher auch, Zisternen zu schaffen oder eine Dachbegrünung abzuwägen.

So manche Lösung, sein Grundstück besser vor geringen Überflutungen zu schützen, kann so einfach sein. Ein Beispiel: Bei einem kleinen Bach neben dem Haus, der schon mal stark ansteigen kann, bietet sich eine kleine Sockelmauer um die Grundstücksgrenze an.