Roxana Naranjo-Kreis und Bernd Kreis im High Fidelity Foto: Lichtgut/Michael Latz

Eigentlich stimmt hier so ziemlich alles. Nach dem Umzug von Bernd Kreis vom Schillerplatz ins Bohnenviertel bringt er ein perfektes Konzept an den Start, findet unser Restaurantkritiker Michael Weier. Fünf Sterne gab es nur nicht, weil man für Brötchen irgendwie keine fünf Sterne vergeben kann.

Stuttgart - Eine Leidenschaft macht ein Leben nicht unbedingt leichter, aber sicher spannender. Das erfährt der Held im Roman von Nick Hornby, in „High Fidelity“. Dieser ist leidenschaftlicher Musikfan, was ganz gut passt. Bernd Kreis ist eigentlich Sommelier, längst auch Weinhändler mit einer enormen Reputation und Buchautor. Seine Weinbar am Schillerplatz, die zwar viele Auszeichnungen erhalten hat, aber viel zu klein war, hat er geschlossen, dafür im Bohnenviertel, im früheren Kaiser und Schmarrn, ein neues Lokal eröffnet: das High Fidelity, eine Weinbar, eine Sangucheria und ein Jazzlokal.

Der Anspruch: „Das beste Sounderlebnis in der Stadt“

Wie zu erwarten, ist sein Anspruch bei diesem Projekt wieder sehr hoch. Vielleicht noch einen Tick mehr als bisher. Diesen formuliert der 57-Jährige auch selbstbewusst: „Hier gibt es das beste Sounderlebnis in der Stadt, hier gibt es die besten Sandwiches der Stadt, hier gibt es natürlich hervorragende Weine.“ Beim dritten Punkt untertreibt der Mann: Es gibt die vermutlich beste Weinauswahl in der Stadt. Im Ausschank steht beispielsweise ein Riesling Kabinett vom Weingut Fritz Haag (6 Euro, 0,1 l) oder ein ausgefallener Chablis für 16 Euro auf der Karte.

Bernd Kreis ist ein leidenschaftlicher Jazz-Fan

Das mit der Musik ist die eine Seite, Bernd Kreis hat selbst die Boxen gebastelt, legt nur klassische Vinylplatten auf – und das Lokal ist speziell unterteilt in die Bereiche zum Zuhören und zum Unterhalten. Direkt vor den Boxen stehen Sessel, hier gibt’s den perfekten Sound, während die Musik nicht so laut ist, dass man sich im anderen Teil nicht sehr gut unterhalten könnte. Perfekt. Die Auswahl der Musik ist von einem leidenschaftlichen Fan, aber massenkompatibel. Quincy Jones singt vom Walking in Space, Diana Krall vom Girl in the other Room.

Authentische Sánguches aus Peru

Zu essen serviert Bernd Kreis Sandwiches aus der Heimat seiner Frau, aus Peru, wo sie Sánguches heißen. Roxana Naranjo-Kreis, als Künstlerin für die Optik im Restaurant zuständig, achtet penibel darauf, dass diese hundertprozentig authentisch sind. Auf jeden Fall erreichen die Brötchen den Anspruch, die besten in der Stadt zu sein. Zum Beispiel das Pan von Chicharrón (13 Euro), belegt mit Schweinebauch. Dazu kommen Zwiebeln, die zuvor einer genauen Behandlung unterzogen werden, mehrmals gewässert, um ihnen die Schärfe zu nehmen. Außerdem kommt noch etwas Süßkartoffel dazu, weil die mit dem Schwein so gut harmoniert, etwas Zitronensaft und Chili. Ja, eine gewisse Schärfe besitzen alle Sánguches, aber dies stört wohl nur sehr empfindliche Genießer. Und dann das Brötchen: perfekt knusprig! Natürlich auch beim Pan con Pavo (12,50 Euro) oder beim Pan con Queso (Feta, 9 Euro). Die Zutaten sind möglichst bio, zumindest aber von regionalen Top-Erzeugern wie etwa der Biobäckerei Schrade oder der Metzgerei Failenschmid.

Der Service

High Fidelity, Brennerstraße 23, 70199 Stuttgart, Telefon 07 11 / 2 48 43 30. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag von 18 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag von 18 bis 1 Uhr. www.highfidelity.bar

Bewertung

Küche: 4 Sterne

Service: 4 Sterne

Ambiente: 5 Sterne

***** = herausragend, ****= überdurchschnittlich, *** = gut, **= Luft nach oben, * = viel zu verbessern