Mit einer Kluppe misst Lukas Hutter die Stammdurchmesser, um das Holzvolumen zu ermitteln und zum Verkauf vorzubereiten. Foto: Simon Granville

Der Renninger Förster Lukas Hutter managt in der kalten Jahreszeit das Holzfällen und den Verkauf des begehrten Rohstoffs.

Über den Arbeitsplatz von Lukas Hutter hat sich eine kalte, weiße Decke gelegt, und es schneit immer noch kräftig weiter. Der Wintereinbruch hat den Wald rings um Renningen (Kreis Böblingen) in eine Schneelandschaft verwandelt, die ihren eigenen Zauber hat. Der Förster, dessen Revier etwa 800 Hektar groß ist, genießt dies auch. „Jede Saison hat im Wald ihren eigenen Reiz und ihre eigenen Aufgaben“, sagt der 28-Jährige, der seit diesem Jahr den Stadtwald von Renningen betreut. Doch viel Zeit zum Innehalten und Verschnaufen bleibt Lukas Hutter nicht, denn gerade der Winter bringt für ihn und seine beiden Kollegen im städtischen Forstbetrieb viel Arbeit. In dieser Zeit wird der wertvolle Rohstoff Holz geerntet und verkauft. „Das beschäftigt uns in den Wintermonaten intensiv“, erklärt der städtische Revierleiter, dessen Aufgabe es auch ist festzulegen, welche Bäume aus dem Wald herausgenommen werden sollen oder müssen. Umso besser, wenn der Boden dann gefroren ist, denn das erleichtert die Arbeit mit den schweren Erntemaschinen und schont den Waldboden.

Alt- und Totholz sind neue Lebensräume

Spaziergänger, die auf Höhe des Straßenkreisels bei der Firma Bosch nördlich von Malmsheim Richtung Forstbetriebshof in den Wald gehen, sehen drei abgesägte Buchenstämme. Diese rund hundert Jahre alten Restbäume werden nicht im Sägewerk landen oder als Brennholz verfeuert. Die Bäume hatten Trockenschäden, die Kronen mussten gekappt werden. „Dazu ist extra ein Baumkletterer mit einem Hubsteiger gekommen“, erzählt Förster Hutter. An viel begangenen Wegen müsse man auch Sicherheitsaspekte bedenken. Ein anderer kranker Baum, der zu nahe an der Straße stand, ist komplett umgelegt worden. Als Alt- und Totholz bieten die Stämme jetzt Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum.

Klimawandel macht dem Wald zu schaffen

Ein Stück weiter im Wald liegen stapelweise aufgeschichtete Holzstämme. Diese Polter wurden je nach Holzqualität und Käufergruppen zusammengestellt. Mit einer Kluppe misst Lukas Hutter die Stammdurchmesser, um das Holzvolumen zu ermitteln und als Lose zum Verkauf vorzubereiten. Im Aufenthaltsraum des Forstbetriebshofs spendet ein großer Ofen mollige Wärme. Hier zeigt Lukas Hutter Karten, auf denen für die Waldarbeiter und die Fahrer der Erntemaschinen genau eingezeichnet ist, wo was gefällt wird und über welche Rückegassen das Holz zu den festgelegten Lagerplätzen gebracht wird. „Der Erhalt des Waldes mit seiner Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion steht für uns an oberster Stelle“, erklärt der städtische Bedienstete. Nicht mehr nutzen als notwendig, lautet die Devise. Als Grundlage dafür dienen die Festsetzungen der Forsteinrichtung für die nächstens zehn Jahre, die unter dem Vorgänger von Lukas Hutter, Rolf Maier, 2022 vom Gemeinderat verabschiedet wurden.

Allerdings macht der Klimawandel die Planungen derzeit schwieriger. Wegen Trockenschäden und Borkenkäferbefalls müssen deutlich mehr davon betroffene Bäume geschlagen werden. Für das laufende Jahr ist ein Einschlag von insgesamt 3000 Festmetern geplant. „Das haben wir fast erreicht“, sagt Lukas Hutter auf Nachfrage. Dabei liege der ungeplante Einschlag wegen Schäden an den Bäumen wahrscheinlich mit etwa 60 Prozent wohl niedriger als im Vorjahr, so schätzt der Förster.

Wo viele Bäume geschlagen werden müssen, gibt es Platz für Neues. Jedes Jahr werden auch im Renninger Stadtwald mit seinen neun Standorten Tausende von Jungpflanzen, etwa Eichen, Hainbuchen, Douglasien und viele andere klimastabile Arten, gepflanzt. „Wir haben deswegen die Idee einer eigenen Pflanzschule wieder aufgenommen“, erzählt Lukas Hutter, der an der Hochschule in Rottenburg Forstwirtschaft studiert hat, von einem Projekt, das er gern anpacken möchte. Auch auf die Naturverjüngung setzt der Förster, wenn auch hier die schnell wachsende Buche gegenüber der langsam wachsenden Eiche im Vorteil sei, weshalb dies immer wieder durch Schlagpflege reguliert werden müsse. Schließlich gilt gerade die Eiche als besonders wertvoll und klimaresistent. „Aber es dauert sehr lange, einen Wald umzugestalten“, so Lukas Hutter. „Das ist vergleichbar mit der Geschwindigkeit, mit der ein großer Öltanker gewendet werden kann.“