Die Waldbrände im größten Feuchtgebiet machen Sorgen. Das Pantanal erlebt das schlimmste erste Halbjahr seiner Geschichte. Experten sind alarmiert: Es könnte das verheerendste Jahr werden.
Das Pantanal, das größte Binnenland-Feuchtgebiete der Welt, erlebt in der ersten Jahreshälfte die höchste Zahl an Waldbränden seit Beginn der Aufzeichnungen. In den ersten sechs Monaten gab es 3538 Feuerausbrüche.
Im Jahr 2020, das als das Jahr mit der schlimmsten Brandsaison in dem Biom gilt, waren es im gleichen Zeitraum 2534 Ausbrüche, wie das brasilianische Weltrauminstitut Inpe vermeldet.Das ist ein Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen 1999. Allein im Juni gab es 2639 Brände, der Durchschnitt für diesen Zeitraum liegt bei 154.
Noch verheerender als 2020
Das Feuchtgebiet, das sich von Brasilien auch auf die Nachbarländer Bolivien und Paraguay erstreckt, besteht aus einem verzweigten System von Flüssen und Seen und ist ein einzigartiges Natur- und Touristenparadies.
Es ist ungewöhnlich, dass es in der Region schon im Juni so viele Waldbrände gibt, da die Waldbrandsaison traditionell erst zwischen Ende Juli und Anfang August, der trockensten Zeit des Winters, beginnt. Experten zufolge wurde dieser Zeitraum jedoch aufgrund der lang anhaltenden Dürre in diesem Biom vorverlegt. Das Szenario könnte ein noch verheerendes als das von 2020 werden.
Größte Trockenperiode seit 70 Jahren
„Das Pantanal ist mit der größten Trockenperiode seit 70 Jahren konfrontiert, verschärft durch den Klimawandel und einen der stärksten El Niños in der Geschichte“, teilt das Umweltministerium mit. Einige Gebiete des Pantanals könnten laut der Umweltbehörde Ibama irreversible Schäden erleiden.
„Nach Katastrophen wie dieser kehrt die Natur in vielen Gebieten zurück. Aber an einigen Stellen ist der Verlust beträchtlich. An manchen Orten könnten sie sogar irreversibel sein. Wir sind sehr erschrocken darüber, dass das Pantanal das sechste Jahr in Folge keine Überschwemmungssaison erlebt“, erklärt Ibama-Präsident Rodrigo Agostinho.
In diesem Jahr sind demnach etwa 700 000 Hektar Fläche verbrannt worden. Das sind fast fünf Prozent des gesamten Bioms. Eine Fläche fast dreimal so groß wie das Saarland.
Brasilianische Luftwaffe im Einsatz
Die brasilianische Luftwaffe (FAB) hatte am Freitag das größte in Lateinamerika hergestellte Flugzeug zum ersten Mal zur Brandbekämpfung im Pantanal eingesetzt. Daneben bekämpfen Marine, Soldaten und Feuerwehr die Flammen.
Das Pantanal zählt zu den artenreichsten Gebieten des Planeten und ist Heimat seltener Arten. Dort leben etwa Jaguare, Tapire oder Hyazinth-Aras. Wirtschaftlich wird in dem Gebiet vor allem Rinderhaltung betrieben. Die Farmer brennen traditionell Waldgebiete ab, um neue Weideflächen zu schaffen. Geraten diese Feuer außer Kontrolle, können riesige Flächenbrände entstehen.
Info: Fast ein Viertel Brasiliens brannte seit 1985
Waldbrände
In Brasilien hat in den vergangenen knapp vier Jahrzehnten fast ein Viertel des Staatsgebietes gebrannt. Insgesamt 199,1 Millionen Hektar Fläche fingen von 1985 bis 2023 mindestens einmal Feuer. Das entspricht 23 Prozent der Landfläche des südamerikanischen Landes, wie es in dem Bericht der Initiative „MapBiomas“ heißt. Die Feuchtsavannen im Südosten Brasiliens (Cerrado) und der Amazonas machen zusammen mit 86 Prozent den größten Anteil der verbrannten Fläche aus. Der Cerrado gilt als Brasiliens Wasserreservoir und ist Heimat von etwa fünf Prozent aller Tier- und Pflanzenarten auf dem Planeten. Der Amazonas-Regenwald gilt als CO2-Speicher und hat eine wichtige Funktion im internationalen Kampf gegen den Klimawandel.
Auslöser
Die überwiegende Mehrheit der Brände wird durch menschliche Aktivitäten verursacht oder ausgelöst. Bei mehr als zwei Dritteln der vom Feuer betroffenen Fläche handelt es sich um natürliche Vegetation, die restliche Fläche sei insbesondere durch Landwirtschaft geprägt. Die Bauern brennen in dem Gebiet Waldgebiete ab, um neue Weideflächen zu schaffen. Geraten diese Feuer außer Kontrolle, können riesige Flächenbrände entstehen.