Rund um das Steinheimer Becken kann man nicht nur schön wandern, die Gegend ist auch geologisch interessant: Hier schlug vor einigen Millionen Jahren ein Meteorit ein. Foto: Walter Kraft

Von wegen Schwäbisch Sibirien: Die östliche Ecke der Alb überzeugt mit unberührter Natur, jahrhundertealter Kultur, geologischen Besonderheiten und Menschen, die sich mit Genuss auskennen.

Aalen - Die Schwäbische Alb bietet zahlreiche Kultur- und Freizeitmöglichkeiten. Hier kann man lokale Spezialitäten genießen, sich bewegen, und allerlei Entdeckungen machen. Wir haben fünf Tipps für die Ostalb:

1. Zurück zum Ursprung

Andreas Widmann hat ein eigenes Wort für seine Philosophie erfunden: landbewusst. „Das steht für die enge Verbundenheit mit unserer Heimat“, sagt der 32-jährige Koch. Um zu verstehen, wie schön es daheim ist, braucht es manchmal erst ein paar Schritte Abstand. Andreas Widmann ging dazu ans Ende der Welt: Nach seiner Lehre und einigen Jahren in Münchner Top-Häusern – dem Restaurant Atelier und Geisels Werneckhof – sammelte er gemeinsam mit seiner Frau Anna (34) Erfahrungen auf Waikeke Island in Neuseeland. Zurück in Deutschland übernahmen der Koch und seine aus Tirol stammende Gattin vor drei Jahren das Hotel Löwen in Königsbronn-Zang. Die achte Generation fand einen Familienbetrieb vor, der bereits fit für die Zukunft war. „Meine Eltern haben eine gute Vorarbeit geleistet“, sagt Andreas Widmann. Aus einer kleinen Landwirtschaft mit Ausschank ist im Laufe von 250 Jahren ein Gastrounternehmen geworden – mit Catering, Kochschule, Hotel und Restaurants. Der ambitionierte Junior ließ sich noch etwas Neues einfallen: Er trennte vom Gasthof ein Gourmet-Restaurant namens „Ursprung“ ab, in dem er nun sein ganzes Können unter Beweis stellt. Nach nur einem Jahr bekam er einen Michelin-Stern. Auch hier ist alles „landbewusst“. Widmann serviert schwäbische Küche auf höchstem Niveau. Die gelernte Sommelière Anna Widmann leitet den Service und schenkt ihrem Ursprung entsprechend oft österreichische Weine aus.

2. Tier im Bauch der Erde

Oberhalb von Aalen wurde zwischen 1608 bis 1939 Eisenerz abgebaut. Wie mühevoll die Arbeit der Bergleute war, erfährt man im Tiefen Stollen im Teilort Wasseralfingen, dem einzigen Besucherbergwerk auf der Schwäbischen Alb. Nach der Corona-bedingten Schließung empfängt der Stollen seit Pfingsten wieder Besucher. Darauf ist Betriebsleiter und Obersteiger Fritz Rosenstock sehr stolz: „Wir haben einen relativ großen Bereich unter Tage, daher können wir die Abstandsregeln einhalten.“ Mit der 50 Jahre alten Grubenbahn fährt man vorbei an Stalaktiten 400 Meter tief in den Bauch der Erde. Führungen darf es im Moment nicht geben, Besucher können einen Rundgang absolvieren und eine Multivisionsschau ansehen. Weil die Luft im Stollen staub- und pollenfrei ist, kommen Asthmatiker zur Atemwegstherapie hierher. Ein Aufenthalt soll auch bei Neurodermitis und Schlafstörungen helfen.

3. Mittendrin im Meteorkrater

Vor etwa 15 Millionen Jahren rasen zwei Asteroiden auf die Erde zu. Das kosmische Duo kracht auf Süddeutschland, der kleine Himmelskörper trifft Steinheim am Albbuch, der große das Nördlinger Ries. Der Aufprall hatte eine Kraft wie mehrere Tausend Atombomben. „Es war eine Katastrophe. Eine riesige Fläche war zerstört – vom heutigen Paris bis dorthin, wo sich jetzt Prag befindet“, erzählt Walter Kraft. Der pensionierte Diplom-Verwaltungswirt ist Albguide und erklärt Besuchern die besondere erdgeschichtliche Bedeutung seines Heimatortes. Schon seit Jahrhunderten wunderten sich die Menschen, warum das Tal, in dem sich Steinheim befindet, so seltsam rund geformt ist. Wie ein riesiger Suppenteller – mit einem kleinen Hügel genau in der Mitte. „In meiner Schulzeit wurde noch ein vulkanischer Ursprung als Ursache vermutet“, sagt Walter Kraft. Erst in den 1970er Jahren lüfteten die Forscher das wahre Geheimnis. Das Steinheimer Becken ist der heute wohl weltweit besterhaltene und prägnanteste Meteoritenkrater mit Zentralkegel. Das Meteorkrater-Museum im Ortsteil Sontheim im Stubental stellt das Naturereignis und seine Folgen anschaulich dar. Ein paar Schritte vom Museum entfernt kann man am Aussichtspunkt Burgstall in den Geologischen Lehrpfad einsteigen, der über den Kraterrand führt.

4. Im Reich der Ringelblume

Der Rasen ist gemäht, der Lavendel steht in voller Blüte, die Rosen knospen vorsichtig: Der Weleda-Garten in Schwäbisch Gmünd ist wieder bereit für Besucher. Wegen der Corona-Pandemie wurde das 27 Hektar große Gelände vorläufig geschlossen. Ab dem 1. Juli sind Besucher wieder willkommen. Der Garten lässt das Herz von Pflanzenfreunden höherschlagen: Es gibt hübsch angelegte Beete, Wasserläufe, Spazierwege und einen Spielplatz. „Wir haben hier auch eine gläserne Produktion“, erzählt Unternehmenssprecher Theo Stepp. Im Erlebniszentrum können Besucher durch eine Scheibe beobachten, wie Tinkturen für Arzneimittel und Naturkosmetik hergestellt werden. Einen Teil des Gartens hat Weleda 2014 nach dem Ende der Landesgartenschau von der Stadt Schwäbisch Gmünd gepachtet und so das Gelände für die Öffentlichkeit bewahrt. Hier kann man bei freiem Eintritt einfach durchflanieren. Der Heilpflanzengarten ist Teil des Produktionsbetriebes und nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. An den Garten schließen sich Felder an, auf denen Blumen wie die oft in Weleda-Produkten verwendete Ringelblume angebaut werden – alles ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel. Die Anlage gilt als Europas größter biologisch-dynamisch kultivierter Heilpflanzengarten. Hier wachsen rund 160 verschiedene Arten von Pflanzen.

5. Auf den Spuren der Römer

Das römische Weltreich hat auch außerhalb Italiens viele Spuren hinterlassen. Den Limes zum Beispiel – die beeindruckende Grenzbefestigung, mit der sich die alten Römer gegen Angriffe von Feinden schützen wollten und der sich auch ein gutes Stück durch Baden-Württemberg zieht. Einblicke in das antike Leben am Limes gibt das 1964 gegründete und 2019 völlig neu gestaltete Limesmuseum in Aalen. „Vor 1800 Jahren stand genau an dieser Stelle das größte Römerkastell nördlich der Alpen“, sagt Martin Kemkes, Archäologe und wissenschaftlicher Leiter der Sammlung. Im Haus gibt es mehr als 1500 Originalfunde zu sehen. Auf dem Freigelände drum herum kann man die Überreste des Kastells bewundern, in dem zu den Hochzeiten 1000 Reiter stationiert waren. „Das Haus ist zum zentralen Vermittlungsort für das Unesco-Welterbe Limes geworden“, sagt Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler. Die Stadt versteht sich als Kompetenzzentrum für das Thema und ist auch Sitz des Vereins Deutsche Limes-Straße, der dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert und 93 Mitglieder entlang des Obergermanisch-Rhaetischen Limes und des Donau-Limes zählt.

Weitere Informationen

Unterkunft und Essen und Trinken

Familiäres Drei-Sterne-Hotel mit Landgasthof in der Nähe der Besucherbergwerks: Vogthof in Aalen-Röthardt. DZ inkl. Frühstück ab 100 Euro, www.aalen-vogthof.de.Der Wilde Mann ist eine gutbürgerliche Wirtschaft mit angeschlossenem Hotel in Aalen-Wasseralfingen. DZ inkl. Frühstück ab 85 Euro, www.wildermann-aalen.de.Widmann’s Löwen in Königsbronn-Zang ist ein familiengeführtes Landhotel mit ambitionierter Küche. Seit 2019 strahlt über dem Restaurant Ursprung ein Michelin-Stern. Man kann entweder klassisch im Hotel (Doppelzimmer ab 115 Euro) oder ganz privat in einem Chalet (ab 269 Euro für 2 Personen zuzüglich 60 Euro Endreinigung) auf dem weitläufigen Gelände wohnen, www.loewen-zang.de.

Aktivitäten

Besucherbergwerk Tiefer Stollen in Aalen-Wasseralfingen: Einfahrten Di– So 10–16 Uhr, auch feiertags. Bis auf weiteres sind keine Führungen möglich, Besucher folgen einem ausgeschilderten Rundgang. Eintritt 8 Euro/6 Euro, www.bergwerk-aalen.de, www.heilstollen-aalen.de.Limesmuseum Aalen: geöffnet Di–So 10–17 Uhr, auch feiertags, Eintritt: 6 Euro/4 Euro, www.limesmuseum.de. Weitere Aktivitäten auf den Spuren der Römer unter www.limesstrasse.de. Mit der kostenlos App „Limes to go“ (für iOS und Android) kann man den Verlauf des Grenzwalls in Deutschland erkunden. Das Kindermuseum Explorhino in Aalen macht Naturwissenschaft und Technik erlebbar. Geöffnet Do/Fr 14–18 Uhr, Sa/So und in den Ferien 10–18 Uhr. Eintritt 9 Euro/5 Euro, https://explorhino.de.Das Weleda Erlebniszentrum in Schwäbisch Gmünd öffnet wieder am 1. Juli. Mi–Sa 11–18 Uhr, Eintritt frei, www.weleda.de Meteorkratermuseum in Steinheim: geöffnet Do/Fr 13–17 Uhr, Sa/So/Feiertag 10–18 Uhr, Eintritt 3 Euro/ 1,50 Euro, www.steinheimer-becken.de. Der zertifizierte Natur- und Landschaftsführer Walter Kraft veranstaltet Kratertouren. Buchbar unter Tel. 07329/6285, kraft.walter@web.deInfos zum Meteorkrater-Rundwanderweg findet man unter www.geopark-alb.de/de/Meteorkrater-Rundwanderweg. Einkehrtipp: Berghütte Kraterblick, www.kreuz-steinheim.de. Weiterer Tourentipp: Rundwanderung durchs Eselsburger Tal, www.heidenheimer-brenzregion.de, mit Einkehr in der Hofgemeinschaft Biotal, www.milchmobil.de/biotal/

Allgemeine Informationen

Schwäbische Alb Tourismusverband, www.schwaebischealb.de, Tourismus Ostalb, www.tourismus.ostalbkreis.de, Tourismus Marketing Baden-Württemberg, www.tourismus-bw.de