Dem Caravaning-Teil widmet die CMT auch in diesem Jahr wieder einen großen Teil der Ausstellungsfläche. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Inflation, Krieg, Energiekrise – Die Reisemesse CMT hat nach coronabedingten Absagen in den vergangenen Jahren nun mit anderen Krisen zu kämpfen. Doch Urlaub steht bei den Deutschen nach wie vor weit oben in der Prioritätenliste.

Urlaub geht immer. So lässt sich die Einstellung vieler Deutscher wohl treffend zusammenfassen. Denn ihre Reisen lassen sich die Menschen hierzulande nicht nehmen – auch nicht in Zeiten von explodierenden Energiepreisen und der Angst vor Wohlstandsverlust: Auf der Prioritätenliste steht Urlaub nach wie vor weit oben. An zweiter Stelle hinter Lebensmitteln – und noch vor Wohnen, Gesundheit und Auto. Das zeigt die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen.

Die CMT als Besuchermagnet

Von dieser hohen Motivation, selbst bei Sparzwang in Krisenzeiten für Urlaub Geld auszugeben, profitiert auch die Reisemesse CMT, die an diesem Samstag nach coronabedingten Absagen in den vergangenen Jahren wieder ihre Tore auf dem Stuttgarter Messegelände öffnet – bis zum 22. Januar. „Nach Corona gibt es Nachholbedarf. Die Pandemie ist jetzt weitgehend aus den Köpfen verschwunden“, sagt Stuttgarts Messegeschäftsführer Roland Bleinroth.

Die Reisemesse ist jedenfalls darauf gefasst, empfängt die Urlaubshungrigen mit insgesamt 1621 Ausstellern, 100 vertretenen Ländern sowie 360 Städten und Regionen. „Die CMT ist mit einem Schlag wieder da, wo sie mal war. Das lässt sich nicht von allen Messen so behaupten“, sagt Bleinroth zufrieden. Eine Prognose für die erwartete Besucherzahl will der Pressesprecher Axel Recht zwar nicht geben, doch bei der letzten CMT vor Corona strömten insgesamt 300 000 Menschen zur Reisemesse.

Dass die CMT so gut als Besuchermagnet funktioniert, liegt wohl auch am enorm gesteigerten Interesse der Deutschen am Urlaub auf vier Rädern, dem die CMT auch in diesem Jahr wieder einen erheblichen Teil der 120 000 Quadratmeter großen ausgebuchten Ausstellungsfläche widmet.

Fahrräder auf der Messe Probe fahren

„Caravaning ist sexy wie nie“, sagt auch Ariane Finzel, die Geschäftsführerin des Deutschen Caravaning Handelsverband. Die Zahlen geben ihr recht: Über 250 000 Zulassungen verzeichnete der Verband laut Finzel in den vergangenen drei Jahren. „Das ist Wahnsinn! Und ohne die Lieferkettenprobleme wären es noch mehr gewesen“, sagt sie. Diese Hürden würden die Unternehmen aber immer mehr in den Griff bekommen, so dass die Wartezeiten für Wohnmobile und andere Reisefahrzeuge nicht mehr derart lange ausfallen sollen wie in der Vergangenheit, „das wird sich bessern, da können wir beruhigen“, sagt Finzel. Doch mit dem gesteigerten Caravaning-Interesse werden auch die Stellplätze in den Ferienregionen langsam knapp. „Das muss entzerrt werden“, fordert Finzel.

Neben Caravaning ist auch die Fahrradbranche aus der Pandemie als Krisengewinner hervorgegangen – dieser Entwicklung begegnet die CMT ebenfalls, und zwar an diesem Wochenende mit einer Spezialmesse zu Fahrrad-und Wanderreisen. Über 80 Vorträge zum Thema sind geplant, dazu werden Fahrsicherheitstrainings für Pedelecs angeboten – und in einem Parcours können die Besucher Fahrräder Probe fahren.

Mehr Menschen entdecken wieder das Reisebüro für sich

Baden-Württemberg erweist sich im Vergleich zu den anderen Bundesländern als besonders radfreundlich: „Die Radwege hier tragen alle drei bis fünf Sterne. Wir haben in keinem anderen Bundesland so eine Dichte an Qualitätsrouten“, sagt Kathleen Lumma, die Landesgeschäftsführerin vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Baden Württemberg. Fünf Millionen Radreisende pro Jahr hat der ADFC vor der Pandemie verzeichnet, bei der Statistik für das vergangene Jahr rechnet Lumma wieder mit einer ähnlichen Marke.

Für dieses Jahr erwartet die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen insgesamt wieder mehr reisende Deutsche, deren Urlaubsziel Nummer eins das Inland bleibt. Starken Zuwachs bekommen aber auch Urlaube am Mittelmeer, zudem steigt das Interesse an den Alpen, wie Martin Lohmann, Wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft, berichtet. Was auffalle: Die Reisebuchungen würden nicht mehr ganz so kurzfristig gemacht werden – und es entdeckten wieder mehr Menschen das Reisebüro und Veranstalterreisen für sich.

Ob Camping, Wellness, Städte, Kultur oder Kreuzfahrten – Lohmann berichtet von wachsendem Interesse für nahezu jede spezielle Urlaubsform. Dementsprechend bunt gemischt werden auch die Stände bei der CMT und die Besucher der Reisemesse sein. 37 Prozent der Deutschen haben sich laut einer Umfrage schon fest eine Reise für 2023 vorgenommen – und ein Urlaubsziel ausgewählt. Alle anderen können sich auf der CMT inspirieren lassen.