In Stuttgart regnet es seit Tagen, viele Terrassen vor Restaurants, Cafés und Bars bleiben leer. Wie gehen Gastros, die auf Bewirtung im Freien setzen, damit um?
Unter Sommer haben sich nicht nur viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter etwas anderes vorgestellt. Auch die hiesige Gastronomie und gerade Biergärten, die auf Bewirtung im Freien setzen, bleiben momentan wortwörtlich im Regen stehen. Wie gehen sie damit um?
„Wir nehmen es, wie es kommt, aber hoffen natürlich auf besseres Wetter“, heißt es seitens des Biergartens Flora & Fauna im Unteren Schlossgarten. „Wir haben ja zum Glück auch noch den Innenbereich, auf den Gäste ausweichen können.“ Eine Möglichkeit, auf die nicht alle Biergärten in Stuttgart zurückgreifen können.
„Wenn das Wetter schlecht ist, machen wir Biergarten und Minigolf gar nicht erst auf“, sagt Valentin Hillengass, der gemeinsam mit Philipp Hettler unter anderem hinterm Biergarten auf der Karlshöhe und der temporären Minigolf-Anlage „Feuersee Open“ auf dem Ex-W&W-Areal im Stuttgarter Westen steckt. Überdachte Gasträume gibt es an beiden Lokalitäten nicht, wenn es regnet, lohnt sich die Öffnung wirtschaftlich nicht ansatzweise.
„Das ist für alle Beteiligten eine blöde Situation: Fürs Personal ist es nicht cool, weil es nicht auf seine Stunden kommt, die Gäste sind verärgert, wenn mal zwischendrin zwei Stunden die Sonne scheint, der Betrieb aber geschlossen ist und uns fehlen die Einnahmen“, erklärt der Gastronom. Wenn zwei Wochen vom viermonatigen saisonalen Betrieb buchstäblich ins Wasser fallen, dann schlägt das zu Buche, und zwar deutlich.
Auch Tadija Zelenika, dem Betreiber des Teehauses im Weißenburgpark, schaut auf einen halbierten Umsatz im Juli. „Das hat mit dem schlechten Wetter und unseren kürzeren Öffnungszeiten zu tun“, sagt der Stuttgarter (statt bis 23, hat das Teehaus nur noch bis 22 Uhr geöffnet, wir haben berichtet). Auch sein Betrieb ist komplett vom Wetter abhängig, Plätze im Inneren gibt es quasi nicht.
Biergärten vermelden Umsatzeinbußen
„Mit dem einen oder anderen Gewitter im Juli ist immer zu rechnen“, gibt Zelenika zu bedenken, „aber dass über fast drei Wochen konstant schlechtes Wetter und Regen herrscht, das gab’s in den letzten 25 Jahren, in denen ich das Teehaus betreibe, nicht.“ Die Chancen, die verlorenen Einnahmen bei besserem Wetter ab Mittwoch wieder reinzuholen, sieht er eher schlecht. „Das ist wahrscheinlich nicht mehr aufzuholen in den nächsten Wochen“, prophezeit der Teehaus-Betreiber.
Ähnlich geht es Arno Kaul, der den Dock-Snyder-Biergarten am Max-Eyth-See betreibt – obwohl auch er vorab grundsätzlich mit Schlechtwetterphasen in den Sommermonaten gerechnet hat. Auch Kaul muss Umsatzeinbußen vermelden: „Wir hatten wegen des schlechten Wetters in den letzten anderthalb Wochen überwiegend geschlossen, weil wir bei Regen keine Ausweichmöglichkeit haben“, sagt er. „Außerdem war ohnehin wenig los. In dieser Zeit haben wir keinen Umsatz gemacht.“
Selbst im Biergarten im Schlossgarten von Sonja Merz schaut man auf Umsatzeinbrüche von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zu sonnigeren Monaten, wie die Wirtin verrät. „Das ist sehr bitter“, sagt sie. „Wir haben aber das Glück, dass wir überdachte Plätze haben, da kommen speziell jetzt in den Ferien auch bei schlechterem Wetter Spaziergänger, Menschen mit Kindern und Hunden auf einen Kaffee vorbei.“
Weniger Gäste, viele Stornierungen
Auf die Stimmung schlage das Wetter trotzdem merklich, die Schlechtwetterperiode habe insgesamt für weniger Gäste und viele Stornierungen gesorgt. Auch das Kinderfest am vergangenen Sonntag im Sonja Merz Biergarten hat mit deutlich weniger Gästeandrang stattgefunden, als geplant. „Aber man kann ja auch nicht alles absagen, auch wenn’s kein guter Umsatz zu werden droht“, sagt Merz.
Doch schlussendlich kann man an der Situation wenig ändern und muss nach vorne schauen, auf Mittwoch und die darauffolgenden Tage, die versprechen, sonnig und heiter zu werden, darin sind sich alle Stuttgarter Gastronomen einig. „Jammern hilft nicht, was weg ist, ist weg“, sagt Zelenika. „Wir schauen lieber nach vorne“, pflichtet ihm Merz bei.
Auch Arno Kaul vom Biergarten am Max-Eyth-See zeigt sich optimistisch und setzt auf das angekündigte, bessere Wetter in den kommenden Tagen. „Es war jetzt kurz bitter, aber gegen schlechtes Wetter kann man nichts machen und die Saison ist ja noch nicht vorbei.“
Das kommende Wochenende verspricht mit 28 und 29 Grad und Sonnenschein zumindest schon mal bessere Voraussetzungen für Ausflüge in Stuttgarts Außengastronomien.