Freude bei der SPD, gewisse Besorgnis bei der CDU – aber beide Parteien haben längst die kommenden Wahlen in Kiel und Düsseldorf im Blick.
Einen „bitteren Abend“ erlebt CDU-Generalsekretär Mario Czaja. „Schmerzhaft“ nennt er das Ergebnis der Saarwahl. Tatsächlich hatte die Parteispitze die Wahl schon lange abgeschrieben. Nur hoffte man, dass das Ergebnis aus der Provinz keine bleibenden Schäden für die Gesamtpartei hinterlassen würde. So sicher lässt sich das angesichts des Desasters für die Union aber durchaus nicht sagen. Schadensbegrenzung ist deshalb an diesem Sonntagabend die oberste Maxime. Zwei Punkte könnten nachwirken: Die Wahl ist die erste, nachdem Friedrich Merz im Januar neuer Parteichef wurde. Man wird ihm die Niederlage nicht unmittelbar zurechnen können. Aber umgekehrt lässt sich eben auch nicht sagen, dass der Wechsel an der Parteispitze Rückenwind für die Saar-CDU bedeutet hätte. Kein Merz-Bonus nirgends. Merz aus der Schusslinie bringen ist deshalb ein CDU-Anliegen. Partei-Vize Andreas Jung erledigt am Sonntag den Job. Merz sei doch „noch keine 100 Tage im Amt“, sagte er. Und außerdem hätte die Union im Bund, in Schleswig-Holstein und NRW „ganz andere Werte“. Aber der Hinweis zeigt: Das Adenauer-Haus ist alarmiert. Den Machtverlust an der Saar kann man verkraften. Aber die Strategen schauen auf die kommenden Wahlen: Im Mai wird in Schleswig-Holstein und dann in NRW gewählt.
Die Grünen im Saarland: heillos zerstritten
Anders die SPD. Dem Machtwechsel in Berlin und dem wundersamen Aufstieg zur stärksten Partei folgt nun derselbe Effekt an der Saar. Natürlich sehen die Sozialdemokraten darin eine gewaltige Bestätigung für den Kurs von Bundespartei und Bundeskanzler. Die SPD gebe eben in Krisenzeiten „Orientierung“, wie Parteichef Lars Klingbeil hervorhebt. Und Generalsekretär Kevin Kühnert blickt voraus. Erstmals seit fünf Jahren sei bei einer Landtagswahl ein Machtwechsel geglückt. „Das gibt Mut für NRW und Schleswig-Holstein.“
Eine Bestätigung hätten gerne auch die beiden kleinen Ampelpartner bekommen. Die gab es nicht. Die Grünen sind im Saarland zerstritten. So wäre man in der Parteiführung heilfroh gewesen, wenigstens die Rückkehr in den Landtag zu schaffen. Das klappt ganz knapp nicht. „Es war eindeutig eine Personenwahl“, sagt Parteichefin Ricarda Lang. Das habe die Lage für kleine Parteien schwer gemacht. Auch die FDP legt ein bisschen zu. Nicht genug. FDP-Chef Christian Lindner münzt den Mini-Fortschritt gleich um. Man sehe, auch unter den Bedingungen einer Ampel im Bund könne die FDP zulegen.
Offenbarungseid für die Linke
Die klarste Botschaft sendet das Saar-Ergebnis aber an die Linke. Nach der Bundestagswahl landet die Partei auch in Saarbrücken unter 5 Prozent – in dem Land, wo man noch 2009 21,3 Prozent einfahren konnte. Der Schlingerkurs in Sachen Ukraine hat die Krise noch beschleunigt. Der Wechsel an der Parteispitze zu Janine Wissler und Susanne Hennig-Welsow hat nicht den geringsten Erfolg mit sich gebracht. Wissler beschönigt nichts, spricht von einem „desaströsen Ergebnis“. Die Leute hätten „der Linken nicht mehr vertraut“. „An der einen oder anderen Stelle“ werde man sich sicherlich neu aufstellen müssen. Die Bundesspitze meint sie damit nicht. Aber es ist klar: Die Partei kämpft um ihr politisches Überleben. Bundesweit.
Die AfD erlebt erneut, dass es nicht mehr voran geht. Auch im Saarland schrumpft sie.