Diana Weber will auf den Wert ihres Berufsstands aufmerksam machen. Foto: Werner Kuhnle

Diana Weber hat schon mehr als 1000 Patienten behandelt. Die Heilpraktikerin aus Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) fordert mehr Akzeptanz.

Quacksalberei – das Wort hat Diana Weber oft gehört, wenn von ihrem Beruf die Rede ist. Die Heilpraktikerin räumt ein, dass es in ihrem Berufsstand durchaus Exoten gebe, die Spanne reiche „von bis“. Gleichwohl wolle sie Vorurteilen gegenübertreten, erklärt die 63-Jährige. „Ich fühle mich diskriminiert“, sagt sie. Besonders ärgere sie der Vorwurf fehlender Wissenschaftlichkeit der Heilpraktiker, der ständig aus Kreisen der Schulmedizin laut werde.

Die Brennnessel genießt in der Alternativmedizin einen guten Ruf. Foto: Imago//M. Wuchenauer

Auf die Spitze getrieben sieht Diana Weber die Ausgrenzung, als der Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verbieten wollte, dass Gesetzliche Krankenkassen Leistungen von Heilpraktikern übernehmen. Fehlende wissenschaftliche Evidenz warf der Politiker den Homöopathen vor, die ihren Patienten Globuli verabreichten, die außer einem Placebo-Effekt keine nachweisbaren Wirkungen erzielten. So argumentierte Lauterbach, dessen Vorstoß bei FDP-Politikern auf offene Ohren stieß. Für Diana Weber ein Diskurs in abgehobenen Kreisen: „Lauterbach hat selbst nie praktiziert – und die FDP vertritt die Interessen unternehmerisch denkender Ärzte.“

Nun ist es still geworden um die Gesetzesänderung – offenbar sperren sich die Grünen –, aber Diana Weber erkennt Informationsbedarf. „Die meisten Heilpraktiker nehmen gar keine gesetzlichen Kassenleistungen in Anspruch“, sagt sie. Zu ihr kämen nur Menschen, die selbst zahlten. „Der mündige Patient weiß, dass er seine Gesundheit selbst in die Hand nehmen muss.“ Dazu zählten die Faktoren Fernsehkonsum, Schlaf, Darmgesundheit, Bewegung und Vitamine/Mineralstoffe, etwa in Nahrungsergänzungsmitteln.

Die Heilpraktikerin sieht ihre Dienste als Ergänzung zum Arzt

In ihrer Kartei hat Diana Weber in 23  Jahren rund 1000 Patienten. „Die meisten kommen, wenn es bei ihnen wieder zwickt.“ Webers Schwerpunkt sind Rückenleiden, die sie auch mit Massagen behandelt. Kollegen seien auf anderen Gebieten spezialisiert. Wichtig sei für ihre Diagnosen das Blutbild, aus dem sich – etwa per Dunkelfeldanalyse – viel ablesen lasse, Stichworte Labor-Marker und Mikroskop. Zwar werde auch in Arztpraxen Blut untersucht, aber das Gespräch komme oft zu kurz: „Ich sehe mich ergänzend zum Arzt, dem oft die Zeit fehlt, Patienten ausführlich zu beraten.“

Eigentlich müssten Gesetzliche Krankenkassen und Schulmediziner doch froh sein, dass es sie gebe, findet Diana Weber. „Ich entlaste die Kassen.“ Die Vehemenz, mit der Schulmediziner die Arbeit von Heilpraktikern in Frage stellten, macht Diana Weber nachdenklich. Übertrieben geschäftstüchtig sei sie bei einem Stundensatz von 80 Euro nicht, sagt die Bietigheimerin – „ich bin ehrlich, das schätzen die Leute an mir“. Ärzte und Heilpraktiker sollten die gegenseitigen Chancen und Grenzen akzeptieren. „Ich behandele zum Beispiel keine Krebspatienten“, grenzt sie sich von Kollegen ab.

Diskriminierung? Geschenkt wird Heilpraktikern bei der Prüfung nichts

Gerade weil die Heilpraktiker ein wichtiges Bindeglied seien, verstehe sie nicht, „warum unser Beruf verteufelt wird“. Die Kompetenz nachweisen müssten Heilpraktiker nach dreijähriger Ausbildung in einer schriftlichen und mündlichen Prüfung vor Ärzten im Gesundheitsamt eines Landkreises. Geschenkt werde einem da nichts, berichtet Diana Weber, die früher im Pharma-Großhandel arbeitete. „Von mir forderte ein Prüfer: ,Differenzieren Sie mir auskultatorisch eine Lungenembolie von einem Herzinfarkt.“ Nachdem ihr das medizinische Fachchinesisch übersetzt wurde, war ihr klar: „Er wollte wissen, wie sich die Lungenembolie im Unterschied zu einem Herzinfarkt unter einem Stethoskop anhört.“

Unter Heilpraktikern fänden sich Kollegen, die vorher studiert hätten, darunter auch Mediziner, die bewusst aus dem System der gesetzlichen Kassen ausgestiegen seien.