Kinder beim Wasserholen im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos. Foto: obs/SOS-Kinderdörfer/Giorgos Moutafis

Die Bundesregierung hat der Aufnahme von 1000 bis 1500 Flüchtlingskindern zugestimmt. Wo kommen sie unter? Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn sendet ein Signal.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart ist zur Aufnahme besonders schutzbedürftiger Kinder aus den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln Lesbos und Samos bereit. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) sagte am Montag auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Stadt Stuttgart wird sich beteiligen und Kinder aus Griechenland aufnehmen. Das war immer meine Haltung, und ich bin froh, dass sich die Koalition in Berlin zu diesem Schritt entschlossen hat.“ Die große Koalition hatte sich am Sonntag darauf verständigt, 1000 bis 1500 Flüchtlingskinder in „schwieriger humanitärer Lage“ zu helfen. Dabei handelt es sich um Minderjährige, die entweder wegen einer schweren Erkrankung dringend behandlungsbedürftig oder aber unbegleitet und jünger als 14 Jahre alt sind. Die meisten von ihnen seien Mädchen.

Oberbürgermeister Kuhn erklärte dazu weiter: „Nach den Beschlüssen der Koalition habe ich Jugendamt und Sozialamt gebeten, sich auf die Aufnahme der Kinder vorzubereiten. Wichtig ist mir, dass auch die gesundheitliche Versorgung für diese Kinder gewährleistet ist.“ Wie viele Kinder Stuttgart aufnehmen wird, sagte Kuhn nicht. Aktuell leben in der Landeshauptstadt rund 5600 Geflüchtete in städtischen Unterkünften. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien.

21 Städte im Land sind der Initiative „Seebrücke“ bisher beigetreten

Der Stuttgarter OB hatte der Bundesregierung bereits 2018 signalisiert, dass Stuttgart zur Aufnahme von Geflüchteten aus der Seenotrettung bereit sei. Einen Gemeinderatsbeschluss dazu gab es bisher jedoch nicht. Auch mehrere andere Städte in Baden-Württemberg hatten ihre Bereitschaft zur Hilfe signalisiert. Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) hatte erklärt, es bestehe die realistische Chance, etwa 500 Kindern, die alleine auf der Flucht seien, eine Perspektive und Sicherheit anzubieten

Anders als Freiburg, Asperg, Herrenberg, Tübingen, Schwäbisch Gmünd oder Tuttlingen hat sich Stuttgart bisher nicht der zivilgesellschaftlichen Initiative „Seebrücke. Schafft Sichere Häfen“ angeschlossen. Deren Mitglieder erklären sich bereit, freiwillig Flüchtlinge aufzunehmen, die aus Seenot gerettet wurden, sofern kein EU-Land die Hilfesuchenden aufnimmt. Die Initiative hatte jüngst eine Forderung zur Aufnahme von Geflüchteten an den Stuttgarter Gemeinderat gerichtet. Vertreter von Grünen, SPD; der Linksfraktion und der Fraktion Puls. S, wollen das Stuttgart Initiative beitritt. Landesweit gehören 21 Städte dem Bündnis an, bundesweit sind es 137.