Wie jetzt bei der Razzia im Reichsbürgermilieu setzen Polizisten tagtäglich ihr Leben für die Demokratie ein. Mehr Gehalt gibt es nicht. Und Orden scheinen für politische und gesellschaftliche Freunde vom roten Teppich reserviert zu sein, kommentiert Franz Feyder.
Es sind Einsätze wie jetzt diese in Baden-Württemberg, Sachsen und Schleswig-Holstein am Dienstag im Milieu von Reichsbürgern: scheinbare Routine für Polizisten im Kampf gegen Extremismus, im Kampf der wehrhaften Demokratie gegen die, die sie zerstören wollen. Kaum jemand denkt dabei an die, die diesen Kampf an vorderster Front führen: die Polizisten. „Bauarbeiter leben gefährlicher als Polizisten – mit dem Tod des Beamten wird Politik gemacht“ lautete die geschmack- und würdelose Schlagzeile eines Hamburger Nachrichtenmagazins etwa am Montag – auf den Tod des Mannheimer Polizeihauptkommissars anspielend, der am Freitag mutmaßlich von einem Islamisten niedergestochen wurde.
2016 tötete ein Reichsbürger einen SEK-Polizisten in Bayern. 2022 schoß ein Reichsbürger auf Beamte des SEKs Baden-Württemberg, verletzte einen schwer. Ebenso 2023 in Reutlingen. Es sind Polizistinnen und Polizisten, die täglich ganz konkret ihre Gesundheit und ihr Leben für den wehrhaften Rechtsstaat einsetzen. Dafür bekommen sie viele warme Worte, auch einmal einen Kaffee bei der Landespolizeipräsidentin. Aber offenbar nie einen der Orden, die Ministerpräsidenten, der Bundespräsident und Politiker offenbar mehrheitlich nur für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Freunde vom roten Teppich reserviert zu haben scheinen. Die Ordensgesetze müssen überarbeitet werden. Es kann, es darf nicht sein, dass es „Beamtenpflicht“ ist, täglich die eigene Haut zu Markte tragen. Und so Polizisten, Zöllner und Berufsfeuerwehrler von Ehrungen ausgeschlossen werden. Politische Wegbegleiter jedoch geehrt werden – selbst wenn sie allenfalls am sicheren Schreibtisch Reden geschrieben haben.
Dass Polizisten gar ein angemessenes Gehalt für ihren gefährlichen Dienst bekommen würden – undenkbar weil vermeintlich zu teuer. Dabei fällt eines leicht unter den Tisch: Nur zwei Tage nach dem Tod ihres Kollegen in Mannheim haben Polizisten jetzt wieder ihr Leben riskiert, um ein demokratisches und rechtsstaatliches Deutschland zu verteidigen. In scheinbaren Routineeinsätzen, die wie in Reutlingen und Mannheim im Bruchteil einer Sekunde aus dem Ruder laufen und mit dem Tod enden können.