Das Gefühl von Lampenfieber vor einer Prüfung kennt wohl jeder Student. Aber nur bei einigen führt die Prüfungsangst zur Totalblockade. Doch gegen Angst und Nervosität gibt es Hilfsmittel. Wir zeigen Ihnen, welche das sind.
Am 20. April hat das neue Sommersemester an Baden-Württembergs Universitäten begonnen. Für Studenten stehen bis zum 2. August wieder jede Menge Seminare, Klausuren, Prüfungen und Stress auf dem Programm. Und: Prüfungsangst. Viele Schüler, Auszubildende und Studenten kennen dieses beklemmende Gefühl aus eigener leidvoller Erfahrung.
Was ist Angst?
Angst hat viele Facetten: die unbestimmte Angst; die Angst vor etwas (auch Furcht genannt); die situationsbedingte emotionale Angst; die Ängstlichkeit, die die Seele in Gestalt von Phobien und Zwängen dauerhaft lähmt.
Der Begriff Angst leitet sich ab vom lateinischen „angustia“ – Enge, Bedrängnis. Wer sich ängstigt, dessen Inneres zieht sich zusammen, verhärtet sich, geht in den Verteidigungsmodus über. Das lateinische Wort „angor“ – das Würgen – ist damit verwandt.
Der sich Ängstigende wird von einem beklemmenden Gefühl gewürgt, das sich wie eine eiskalte Hand um seinen Hals legt, ihm das Atmen und klare Denken schwer, ja fast unmöglich macht.
Wie wirkt sich Prüfungsangst aus?
An einem Prüfungstag kann sich für Studierende viel entscheiden. Dieses Wissen führt bei nicht wenigen angehenden Akademikern zu Versagensängsten. Auch frühere negative Erfahrungen können eine Ursache für Prüfungsängste sein.
Auf psychischer Ebene ist jede Prüfung auch eine Reifeprüfung. Man wird bewertet und kann scheitern – im Erfolgsfall aber auch voranschreiten, was bei manchen Studierenden unbewusste Ängste vor Ablösung auslösen kann.
Prüfungsangst kann sich individuell sehr unterschiedlich äußern. Häufige Symptome sind Erschöpfung, Schlafstörungen, Vermeidungsverhalten und Angstzustände.
Leichte Ängste und das sogenannte Lampenfieber direkt vor Prüfungen sind normale Reaktionen, die auch leistungssteigernd sein können. Von Prüfungsangst im Sinne einer klinisch bedeutsamen Belastung wird gesprochen, wenn die Ängste so stark sind, dass sie sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken.
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Wie erkennt man die eigenen Ängste?
Man kann lernen, dass Angst zum Leben gehört und eine positive Kraft. Der antike griechische Philosoph Epiktet hat einmal gesagt: Nicht die Dinge an sich machen uns Angst, sondern die Vorstellung, die wir von den Dingen haben.
Das heißt: Wir können an unseren Vorstellung arbeiten. Das ist das Prinzip von vielen Verhaltenstherapien. Wenn ich eine andere Erwartung und Vorstellung habe, wirkt das angstmindernd.
Wie kann man seine Angst bewältigen?
Die Erfahrung und Bewältigung von Angst hilft, um mit neuen Ängsten besser umzugehen. Wenn ich die Erfahrung gemacht habe, dass Angst mich überwältigt und etwas mit Kontrollverlust zu tun hat, dann werde ich auf weitere angstmachende Situationen genauso reagieren. Das ist fast wie ein Reflex.
Wenn ich andere, positive Erfahrungen gemacht habe, kann ich mich ganz anders mit neuen Situationen der Angst auseinandersetzen. Angst erzielt dadurch Wirkung, dass sie jemanden überrumpelt und ihn auf dem falschen Fuß erwischt.
Was kann man gegen Prüfungsangst tun? Zehn Tipps
Diese Tipps können helfen, Prüfungsängste zu überwinden oder zumindest einzugrenzen:
1. Hilfe annehmen
Gestresste Studierende können sich an vielen Stellen Hilfe suchen. Universitäten bieten ihren Studenten vor allem Einzelgespräche an. Einen Leitfaden, wie man mit Prüfungsangst umgehen kann, finden Sie hier.
Wer Prüfungsangst hat, kann zum Beispiel in Workshops lernen, mit Leistungsdruck umzugehen und sich effizienter und gezielter vorzubereiten. Auch wer gut vorbereitet ist, erlebt die Prüfung als kontrollierbarer, was zu weniger Prüfungsangst führt.
Auch die Arbeit in Lerngruppen ist oft hilfreich, da man sich gegenseitig ermutigen kann. Pausen sind wichtig, und die persönliche optimale Lerndauer sollte nicht überschritten werden, da dann kein Nutzen mehr vorliegt.
2. Frühzeitig lernen
Wer etwas gegen seine Ängste unternehmen will, sollte frühzeitig mit dem Lernen beginnen. Zunächst ist eine gute fachliche Vorbereitung das beste Mittel, um Zuversicht und Sicherheit zu vermitteln. Dafür ist der Aufbau einer guten Tagesstruktur sowie von positiven Ritualen sehr wichtig.
3. Lernplan erstellen
Bei vielen reicht es schon aus zu lernen, wie man richtig für eine Prüfung paukt. Bei schweren Fällen hilft allerdings nur zu ergründen, was die Ursache der Angst ist.
Vor allem hilft es, einen Lernplan zu erstellen und klare Ziele zu formulieren. Dazu sollte man das Lernmaterial zunächst in kleine Einheiten aufteilen und anschließend entscheiden, was wann sitzen muss.
4. Fantasie hilft
Den Prüfungsdruck kann man zudem durch positive Suggestion mildern. Man sollte sich ausmalen, wie man die Prüfung gut bewältigt und sich vor Augen halten, dass man es schaffen kann.
5. Achtsam sein
In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist: Also auch auf den Körper achten, sich gesund ernähren, ausreichend trinken, Sport treiben oder Entspannungstechniken einüben.
6. Pausen einlegen
Sich weiter in den Lernstress hineinzusteigern, macht alles nur noch schlimmer. Deshalb bewusst Pausen einlegen und den Prüfungsstoff in Etappenziele einteilen.
7. Locker bleiben
Der Prüfling sollte seine Ängste sportlich nehmen. Ganz ohne Angst würde sich wahrscheinlich niemand hinsetzen und lernen. Die wenigsten haben gar keinen Bammel.
Ganz falsch ist es, komplett die Fassung zu verlieren und nach Mitteln und Wegen zu suchen, die Prüfung ausfallen zu lassen. Wer sehr starken Leidensdruck empfindet, sollte sich immer professionelle Hilfe suchen.
8. Sich Zeit lassen
Kein Last-Minute-Pauken: Am Prüfungstag selbst sollte man nicht mehr lernen, das steigert nur die Nervosität. Stattdessen einen Spaziergang machen oder gut frühstücken.
9. Überlegt vorgehen
Wenn es dann soweit ist und die Prüfung ansteht, immer mit der Aufgabe beginnen, die am einfachsten ist und gelöst werden kann.
10. Offen sein
Wer während einer mündlichen Prüfung ein Brett vor dem Kopf hat, spricht es am besten offen an. Beispielsweise einfach sagen, dass man eine kurze Pause braucht.