Telefonbetrug nimmt zu. Senioren werden dazu gebracht, Geld abzuheben und an Fremde auszuhändigen. Foto: dpa - dpa

Der Kreis Esslingen gehört zu den sichersten Regionen Deutschlands. Das zeigt die Statistik, die das Polizeipräsidium Reutlingen vorgelegt hat.

Kreis EsslingenDer Einzugsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen, die drei Landkreise Esslingen, Tübingen und Reutlingen, bleibt „eine der sichersten Regionen Deutschlands“, so fasst Polizeipräsident Alexander Pick die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2018 zusammen. Im einzelnen gibt es diese Entwicklungen:

  • Die Kriminalitätsrate deutlich unter dem Landesdurchschnitt
  • Die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 2014 nahezu halbiert
  • Es gibt einen sprunghaften Anstieg beim Telefonbetrug
  • Es gibt imme rmehr Gewalt gegen Polizeibeamte

Die Zahl der Wohnungseinbrüche – jahrelang das Sicherheitsthema Nummer eins – hat sich seit 2014 fast halbiert. Die größte Sorge des Polizeichefs ist der Telefonbetrug, mit dem ältere Menschen um ihre Ersparnisse gebracht werden. Pick beschäftigen besonders die psychischen Folgen bei den Opfern. Dass seine Beamte immer häufiger aggressiv angegangen und verletzt werden, ist Picks andere große Sorge. Für ihn ist das ebenso wie Gaffertum und das Anpöbeln von Rettungskräften ein Zeichen für die Erosion von Werten in dieser Gesellschaft.

24 477 Straftaten wurden 2018 im Landkreis Esslingen registriert, 274 Fälle weniger als im Vorjahr. Mit 4597 Fällen pro 100 000 Einwohnern liegt die Kriminalitätsrate deutlich unter dem Landesdurchschnitt, obwohl der mit 5191 Fällen einen historischen Tiefstand erreicht hat. Die Aufklärungsquote hat sich leicht von 61,4 auf 60,9 Prozent verringert. Die Statistik erfasse selbstverständlich nie die ganze Lage, schränkte Pick ein, man habe immer ein riesiges Dunkelfeld. Neben den Wohnungseinbrüchen beeinträchtigt vor allem die Gewaltkriminalität das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Die Gesamtzahl blieb auf Vorjahresniveau, bei den Tötungsdelikten wurden jedoch acht mehr gezählt, 38 im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums. Dabei war die Tötung einer 84-jährigen Rentnerin in Neuhausen/Filder die Tat, die am meisten Aufsehen erregte. Der mutmaßliche Täter, ein 30-Jähriger, sei aber zeitnah gefasst worden, berichtete der Polizeichef und attestierte seiner Soko „kriminaltechnische Arbeit vom Feinsten“.

Insgesamt ist die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten überzeugend: Bis auf zwei versuchte Totschlagsdelikte in Kirchheim und in Tübingen wurden alle Täter gefasst. Dass die Sexualstraftaten um 25 Prozent angestiegen sind, führt der Polizeipräsident auf statistische Effekte aufgrund neuer Gesetze zurück. Ein Täter, der in Nürtingen zwei Frauen brutal angegriffen und vergewaltigt hatte, wurde gefasst. Ein Asylbewerber aus Sri Lanka, der in Neckartenzlingen eine Zwölfjährige bedrängt hatte, wurde zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt.

Insgesamt ist die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger (ohne Asylgesetzverstöße) voriges Jahr um zehn Prozent zurückgegangen. Im Kreis Esslingen ist auch – im Gegensatz zu den beiden Nachbarkreisen – die Zahl der von ihnen verübten Straftaten leicht zurückgegangen. Jedoch verlagern sich die Taten mehr von den Unterkünften in den öffentlichen Raum. Professor Alexander Pick betont jedoch: „Die Mehrheit dieser Menschen verhält sich in kriminalstatistischer Hinsicht unauffällig.“

Mit 351 Wohnungseinbrüchen wurden im Kreis Esslingen 83 Fälle weniger gezählt als 2017, ein Rückgang von 19 Prozent. Dank besserer Sicherheitstechnik und wachsamerer Nachbarn scheitere aber fast die Hälfte aller Einbruchsversuche, so Pick.

Zu einer „echten Landplage“, so Pick, habe sich der Telefonbetrug entwickelt, der von Callcentern aus der Türkei organisiert werde. 1514 Fälle wurden 2017 in den drei Kreisen registriert. Meist erkennen die potenziellen Opfer rechtzeitig diese Masche mit angeblichem Enkel oder falschem Polizisten. Damit werde aber auch das Vertrauen in Staatsorgane untergraben, so Pick. Es gehe auch nicht nur um die 700 000 Euro Schaden, die bei 66 vollendeten Taten entstanden seien. Auf die Senioren habe es eine katastrophale psychische Wirkung, wenn das Ersparte, das man vielleicht vererben wollt, weg sei. Das Polizeipräsidium hat deshalb eine spezielle Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Und schließlich beschäftigt den Polizeipräsidenten, dass bei 376 Straftaten gegen Polizeibeamte praktisch jeden Tag einer seiner Truppe zur Zielscheibe geworden ist. In den allermeisten Fällen sind Alkohol und Drogen im Spiel. Mit Bodycams, also Kameras am Revers, erhalte die Polizei nun aber eine Handhabe gegen diese Aggressionen.

Kriminalität im Jahr 2018 im Kreis Esslingen

  • Straftaten: 24 477 (minus 1,1 %)
  • Quote pro 100 000 Einwohner: 4597
  • Quote landesweit: 5191 Fälle
  • Aufklärungsquote: 60,9 Prozent
  • Tatverdächtige: 11 674 (minus 7,6 %), davon waren 43,7 Prozent bereits kriminalpolizeilich bekannt.
  • Nichtdeutsche Verdächtige: 5631 (minus zehn Prozent)
  • Wohnungseinbrüche: 351 (minus 19 Prozent), betroffen sind insbesondere die Stadt Esslingen und die verkehrsgünstig gelegenen Filderorte.
  • Wirtschaftskriminalität: minus 44,6 Prozent
  • Computerkriminalität: plus 64,1 Prozent
  • Tatmittel Messer: In 321 Fällen (plus 6,6 Prozent) führte der Täter ein Messer mit sich. Damit liegt Esslingen weit über den Nachbarkreisen.
  • Leinfelden-Echterdingen: Die Stadt führt die Kriminalitätsstatistik mit einer Quote von 9677 an. Ohne Flughafen und Messe liegt die Stadt aber klar unter dem Durchschnitt von Land und Landkreis.
  • Plochingen: Die Stadt Plochingen weist eine relativ hohe Kriminalitätsrate von 6445 auf, die mit Sachbeschädigungen am Bahnbetriebswerk zusammenhängen.