Nach dem Streifenwagenunfall auf der B 27 bei Stuttgart-Möhringen vor neun Monaten verrät jetzt das LKA weitere Hintergründe.
Es war eine waghalsige Verfolgungsfahrt, die mit einem zerstörten Streifenwagen und verletzten Polizisten endete. Der Vorfall auf der B 27 bei Möhringen am 21. Juni vergangenen Jahres, bei dem der zunächst unbekannte Autofahrer entkommen konnte, hatte aber noch einen ganz anderen Hintergrund. Das Geheimnis des Flüchtigen hat das Landeskriminalamt jetzt gelüftet: Es ging um Drogengeschäfte.
An jenem Junitag gegen 16 Uhr hatte eine Streifenwagenbesatzung, bestehend aus zwei 30 und 50 Jahre alten Beamten und einer 21-jährigen Auszubildenden, in Degerloch die Insassen eines Skoda Kamiq kontrollieren wollen. Der Fahrer gab allerdings Vollgas und raste auf der B 27 in Richtung Flughafen davon. Das verfolgende Polizeiauto verunglückte auf Höhe des Gewerbegebiets Fasanenhof, die Insassen wurden leicht verletzt, der Streifenwagen erlitt mit 85 000 Euro Totalschaden. Die Ermittlungen nach dem Flüchtigen gestalteten sich zunächst schwierig. Der Skoda war ein Mietauto am Flughafen, von einer Frau gemietet. Dabei handelte sich um die Lebensgefährtin eines 37-Jährigen, der schließlich unter dringenden Tatverdacht geriet.
Die Drogenfahnder kennen den Mann schon
Dies ist aber nicht die ganze Geschichte. Denn der 37-Jährige blieb verschwunden. Und, wie das Landeskriminalamt nun offenbart, aus gutem Grund. Der Mann stand nämlich bereits seit vier Monaten im Visier der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Schleuser. Er soll mit zwei anderen Beteiligten als Drogenkurier agiert haben. Dabei soll Marihuana im dreistelligen Kilobereich geschmuggelt worden sein. Die Gruppe war aufgeflogen, nachdem die Behörden den verschlüsselten Krypodienst Encrochat knacken konnten und so auf die Spur diverser Drogengeschäfte gekommen waren. Dass die Gruppe auf den Verschlüsselungsdienst SkyECC umstieg, sollte ihr nichts nutzen.
Wie nun bekannt wurde, hatte sich der 37-Jährige nach Barcelona abgesetzt. Er wurde im November 2022 dort festgenommen. Ebenso ein 40-Jähriger im Dezember. Beide Deutsche sitzen mittlerweile hier in U-Haft. „Das Ermittlungsverfahren läuft noch“, sagt Staatsanwalt Aniello Ambrosio, „es geht um Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen.“ Anklage wurde noch nicht erhoben, ein Gerichtstermin ist noch nicht bekannt.