Dreck auf Feldwegen, das kann für Radfahrer gefährlich werden. Foto: Leven, Norbert

Landwirte benötigen die Feldwege, um zu ihren Feldern zu kommen. Sie müssen diese Wege sauber halten, da sie auch von Radfahrern und Wanderern benutzt werden dürfen. Doch da kommt es immer wieder zu Konflikten.

Für wen sind die Wege da, die auf den Fildern quer über die Felder führen? Beziehungsweise: Wer darf diese nutzen und wer muss da auf wen achten? – Die Landwirte sind natürlich auf sie angewiesen, für sie sind das ja die einzigen Wege, um mit ihren Gerätschaften zu ihren Feldern zu gelangen. Aber auch für die Radler sind sie da. Die fahren darauf, um dem Autoverkehr aus dem Weg zu gehen. Andere haben hinreichend Ortskenntnisse, um so kürzere Strecken zu fahren. Und dann gibt es auch solche, die per Beschilderung auch als Radwege ausgewiesen sind. Und für die Wanderer sind sie natürlich auch da, damit sie sich an der freieren Sicht und der besseren Luft erfreuen können. Und sie sind zum Teil auch für die Reiter da, die ja nicht über die Feldfrüchte galoppieren sollen.

Unerwünschte Hindernisstrecke für Radler und für Wanderer

Doch da gibt es viel Streitpotenzial unter diesen Nutzergruppen. Je nach dem, welche Feldarbeiten gerade zu erledigen sind, bleiben teils heftige Erdspuren auf den asphaltierten Wegen übrig. Rad fahren oder Wandern wird da nicht nur zur Hindernisstrecke, sondern zu einem riskanten Vorhaben mit großer Rutschgefahr. Monika Knopf, leidenschaftliche Radfahrerin und beim ADFC aktiv, kennt noch andere Konsequenzen: „Nicht nur das Fahrrad, auch die Kleidung wird da total schmutzig. So kann man kein Restaurant betreten, auch auf dem Weg zur Arbeit ist das eine Zumutung.“ Knopf weiß von vielen Radfahrern und deren Beschwerden, sie kennt aber auch Landwirte, die um Lösungen bemüht sind, die möglichst allen Interessengruppen gerecht werden.

Die Stadt Filderstadt reinigt immer wieder

Auch der Stadtverwaltung Filderstadt sind diese Probleme bekannt. Zumal es in dieser Gemarkung 150 Kilometer Wege gibt, die von Landwirten benutzt werden und zugleich per Beschilderung auch als Radwege ausgewiesen sind. „Die Bürger melden uns immer wieder verschmutzte Wege“, so Dirk Rudolf, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts. Die nahe liegende Lösung: Angestellte der Stadt rücken aus mit der Kehrmaschine. Oder bei größeren Verschmutzungen mit dem Radlader. Eine Lösung ist das aber nicht. „Wir appellieren immer wieder an die Landwirte, dass sie die Feldwege sauber halten müssen“, so Rudolf.

Das klappt häufig, aber nicht immer. Denn die Verschmutzung ist ja keine feststehende Größe. Da spielen die Jahreszeiten und die damit verbundenen Feldarbeiten eine Rolle: Beim Pflügen im Frühjahr etwa wird mehr Erdreich bewegt als bei den Ernten im Sommer. Auch die Topografie spielt mit rein: In Mulden sammelt sich schnell mehr als auf Kuppen. Rudolf gibt zu: „Immer saubere Feldwege zu haben, das bekommt die Stadt nicht hin. In einem gewissen Maß müssen alle damit leben“. Und in besonderen Situationen, etwa wenn es viel geregnet hat, ist auch die Kehrmaschine keine Hilfe. „Die verteilt dann nur den Dreck“, weiß Knopf aus Erfahrung.

Damit sich die Konfliktfälle aber nicht häufen, machen die Leute vom Filderstädter Bauhof auch immer wieder Kontrollfahrten. Und bei hartnäckigen Verschmutzungen wird dann auch der Verursacher ermittelt, da arbeiten bei Bedarf dann Bauhof, Tiefbauamt, der Vollzugsdienst und ein Obmann in Sachen Landwirtschaft zusammen.

Die Pflicht zur Reinigung

In Leinfelden-Echterdingen ist die Konfliktsituation naheliegenderweise die gleiche. Da gibt es unter anderem ein Jahrestreffen der Stadt mit den Landwirten, bei denen stets darauf hingewiesen wird, dass die Feldwege sauber zu halten sind. Thomas Krämer, Sprecher der Stadt, gibt aber auch die Grenzen dieses Handelns zu: „Vor allem, wenn es Landwirte aus anderen Gemeinden betrifft, welche auf der Gemarkung Leinfelden-Echterdingen Felder gepachtet haben.“ Grundsätzlich gilt aber schon: „Die Landwirte sind verpflichtet, zeitnah die Wege zu reinigen, nachdem sie ihre Arbeiten auf den Landwirtschaftsflächen erledigt haben“, so Krämer, „der Gemeindevollzugsdienst des Ordnungsamtes weist die Landwirte entweder direkt vor Ort darauf hin, dass die Zuständigkeit zur Reinigung besteht. Oder das geht auf dem schriftlichen Weg, wenn der Verursacher bekannt ist“.

Wie in Filderstadt gehen auch in Leinfelden-Echterdingen viele Meldungen beim Amt ein von Radfahrern oder Spaziergängern. Krämer: „Es wird immer versucht, den Verursacher ausfindig zu machen, er wird dann zur Reinigung aufgefordert.“

Das richtige Verhalten lernen

Workshop
Mancher Streit wird auf offenem Feld ausgetragen, freilich: Zu einer einvernehmlichen Lösung kommt es da nicht immer. Das Landwirtschaftsamt des Landkreises Esslingen hat deshalb sogar schon zu einem Workshop eingeladen. Das Ziel: Verhaltensweisen zeigen, die in Konfliktsituationen deeskalierend wirken sollen. Ein freiberuflicher Mediator hat dazu nach einer grundsätzlichen Einführung praktische Übungen angeboten.