Radler dürfen nicht auf die Fahrbahn im Tunnel unter dem Flughafen. Foto: Ines Rudel

In der Debatte um die Zukunft des Flughafentunnels wird der Ton rauer. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wirft der FDP Populismus und „automobiles Anspruchsdenken“ vor. Auch eine Radlerinitiative kommt schlecht weg.

Mit der angekündigten Prüfung, ob der Tunnel unter dem Flughafen ganz oder teilweise für den Autoverkehr gesperrt werden kann, hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) eine breite Debatte losgetreten, die nun an Schärfe gewinnt. Hermann will auf diese Weise den Fahrradfahrern, die in dem Tunnel der Bundesstraße 312 nicht auf die Fahrbahn dürfen und stattdessen mit einem schmalen Weg Vorlieb nehmen müssen, mehr Raum geben. Der Bau einer separaten Röhre hatte sich zuvor aus finanziellen und technischen Gründen als unrealistisch erwiesen.

BUND will Straßenraum umverteilen

Die jüngste Wortmeldung in der anhaltenden Debatte stammt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Für Radfahrer sei das Flughafenareal ein „kaum zu durchdringendes Hindernis“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Radler müssten lange Umwege in Kauf nehmen. „Jedem verantwortlichen Politiker sollte das klar sein, und wann wenn nicht hier soll die oft proklamierte Umverteilung des Straßenraums zugunsten des Rad- und Fußverkehres beginnen,“ sagt Gerhard Pfeifer, Regionalgeschäftsführer des BUND. Hermanns Idee sei „genial, den Spieß einfach umzudrehen, die Autos einen Umweg fahren zu lassen“. Der Flughafentunnel als Fahrradtunnel könne „ein zentrales Element für den geplanten Radschnellweg Bernhausen-Stuttgart“ werden.

„Der autofreie Tunnel entlastet Bernhausen vom Durchgangsverkehr und macht die Mittlere Filderstraße unattraktiver für die Autopendler – zumal die S-Bahn eine Alternative darstellt“, erläutert der verkehrspolitische Sprecher, Thomas Baur, die Sicht des Umweltverbands. Zur Entlastung Bernhausens vom Durchgangsverkehr gibt es seit Ende 2000 eine Umgehungsstraße, die damals umgerechnet rund 13 Millionen Euro gekostet hat – und die direkt in den Flughafentunnel mündet.

Automobiles Anspruchsdenken?

Harsche Kritik äußern die Umweltaktivisten an der FDP und deren Landtagsabgeordneten Dennis Birnstock (Filderstadt) und Friedrich Haag (Stuttgart). Die hatten bei Bekanntwerden der Überlegungen in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Sicht der Dinge dargelegt: „Ziel des Verkehrsministers muss es doch sein, Barrieren abzubauen und keine neuen zu schaffen. Den Flughafentunnel für den Autoverkehr zu sperren, kann daher absolut nicht die Lösung sein“. Die Liberalen warfen Hermann vor, „den Autofahrern das Leben so schwer wie möglich“ machen zu wollen. „Das automobile Anspruchsdenken von Friedrich Haag ist unerträglich“, kritisiert BUND-Vertreter Baur. In der FDP-Position wittert der BUND „Populismus“.

Der Radinitiative Cycleride, die eine ampelgeregelte Lösung für ein Miteinander von Rad- und Autoverkehr ins Spiel gebracht hatte, attestiert der Bund „autofreundlich“ zu sein. Deren Vorschlag „mag vielleicht für die sportliche Klientel von Cycleride funktionieren aber sicher nicht für Radfahrende, die nicht so schnell unterwegs sind“, kritisiert Pfeifer.