Vor dem Landgericht Stuttgart stehen vier Männer, die als Polizisten in Zivil Senioren betrogen haben. Foto: dpa/Marijan Murat

Eine Gruppe von vier Männern im Alter von 32 bis 43 Jahren muss sich wegen gemeinschaftlichen bandenmäßigen Betrugs vor dem Landgericht verantworten. Bei sieben verschiedenen Taten in Baden-Württemberg und Bayern erbeuteten sie mit ihrem Trick über 200 000 Euro.

Stuttgart - Die Anklage wirft den Männern aus Backnang, Murrhardt und Waiblingen vor, dass sie sich spätestens seit Jahresbeginn bei älteren Menschen als vermeintliche Polizeibeamte ausgaben, um an deren Vermögen und Wertsachen zu kommen. Im aktuellen Fall, der vor dem Landgericht Stuttgart verhandelt wird, fielen den Betrügern Goldmünzen, Goldbarren und Bargeld im Gesamtwert von mehr als 200 000 Euro in die Hände. Gutgläubig folgten die Seniorinnen und Senioren den Anweisungen des Anrufers und händigten dem „Polizisten in Zivil“ das Geld in Umschlägen oder die Wertgegenstände in Taschen leichtsinnig aus. Auf diese Weise gingen etwa in zwei Fällen in Stuttgart betagten Damen ein 500 Gramm schwerer Goldbarren und 150 Goldmünzen verloren. Erst ein misstrauisch gewordenes Opfer stoppte die Tour dieser Bande.

Vorwürfe eingeräumt

Die Masche läuft bundesweit seit Jahren, die Ermittler registrierten 2018 allein in Baden-Württemberg einen Millionenschaden durch falsche Polizisten und erwarten trotz Aufklärung für dieses Jahr weiter steigende Zahlen. Bei der Betrugsmasche geben sich die Täter am Telefon als Kriminalkommissar oder Staatsanwalt aus und bringen die Opfer dazu, einem angeblich vertrauenswürdigen Boten Geld und Wertsachen auszuhändigen, um so das Vermögen etwa vor vermeintlichen Kriminellen zu retten, die in der Gegend einen Einbruch planten. Tatsächlich stammen die Anrufe oft von den Hintermännern des kriminellen Treibens in der Türkei.

Drei der vier Angeklagten räumten mehr oder weniger detailliert am ersten Prozesstag die Vorwürfe ein und beteuerten mehrfach, einen Fehler gemacht zu haben und ihre Taten zu bereuen. Da die Aussagen in wesentlichen Punkten übereinstimmen, sah die Kammer keinen Anlass für eine Verständigung unter den Prozessbeteiligten und will das Verfahren zügiger als zunächst vorgesehen zu Ende bringen. Nach den Schilderungen des ältesten Angeklagten italienischer Herkunft hielt ausschließlich der 35-Jährige gebürtige Neu-Brandenburger Kontakt zum türkischen Hintermann, er selbst habe ihn nur zu den Abholungen gefahren, weil der frühere Kollege keinen Führerschein und kein Auto besitze.

Die beiden hatten vor Jahren im Bereich der Sicherheitsbranche zusammengearbeitet und waren sich freundschaftlich verbunden. Er kriege Geld für die Lagerung von Paketen und brauche einen Fahrer, habe ihm der 35-Jährige erzählt. Als Gericht und Staatsanwaltschaft nachhaken, muss er zugeben, von den falschen Polizisten und den älteren Leuten gewusst zu haben.

Angeklagte sehen sich als kleine Rädchen

Der jüngste Angeklagte türkischer Abstammung beteuert, es eigentlich gar nicht nötig gehabt zu haben, da er als Dachdecker einen eigenen gut gehenden Betrieb habe. Die Beteiligung des vierten Mannes, ein 41 Jahre alter gebürtiger Kosovare, könnte sich auf Hehlerei beschränken, lässt das Gericht durchblicken. Er schweigt bislang zu den Taten. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte die Kammer zwei Bandenmitglieder zu mehrjährigen Haftstrafen ins Gefängnis geschickt, die ebenfalls mit dem perfiden Falsche-Polizisten-Trick ältere Menschen um mehr als 100 000 Euro gebracht hatten. Auch sie stellten sich im Gerichtssaal nur als kleine Rädchen innerhalb ihrer Gruppierung dar. Der Prozess wird am 29. November fortgesetzt.