Vor dem Landgericht Stuttgart hat ein Prozess gegen einen Mann aus Weinstadt begonnen, der mehrfach Polizisten bedroht und beleidigt haben soll. Ein Besuch bei seiner Ex-Frau endete mit mehreren demolierten Türen.
Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts wirkt erst mal sehr reflektiert. Er hat für alles, was er gefragt wird, eine Erklärung. Doch Schuld haben fast immer die anderen: seine ehemalige Bank, die ihn in den Burn-out getrieben hat, ein Geschäftspartner, der ihm eine Tonne Edelmetall gestohlen hat oder seine Ex-Frau, die die Kinder manipuliert hat.
Die Staatsanwaltschaft hält den 48-Jährigen für gefährlich für die Allgemeinheit und will ihn längerfristig im Zentrum für Psychiatrie in der Weissenau untergebracht sehen, wo er bereits seit einigen Monaten vorläufig untergebracht ist. Anlass sind mehrere Straftaten, von Körperverletzung über Bedrohung bis zur Beleidigung, die der selbstständige Münzen- und Edelmetallhändler begangen haben soll. Um diese geht es in dem sogenannten Sicherungsverfahren, das nun am Landgericht Stuttgart begonnen hat.
Die Haustür eingetreten und weitere Türen demoliert
Laut der sogenannten Antragsschrift fuhr der 48-Jährige im Januar 2023 zum Haus seiner Ex-Frau, nachdem er zuvor von seinem Sohn eine Nachricht erhalten habe, er solle ihn nicht mehr anrufen. Er soll zunächst die Haustür eingetreten und dann mehrere Löcher mit einer Glasflasche in die Wohnungstür geschlagen haben. Dabei soll er gerufen haben, er habe einen Durchsuchungsbefehl. Einem Angriff auf sie habe die Ex-Frau ausweichen können, worauf der Mann weitere Türen im Haus demoliert habe, was zu einem Schaden von mehreren hundert Euro führte.
Als zwei alarmierte Polizisten kamen und ihn mitnehmen wollten, soll er einen Beamten beim Heruntergehen die Treppe hinuntergestoßen haben, dieser konnte sich jedoch noch fangen. Als die Polizisten den Mann zu Boden brachten und ihm Handschellen anlegten, habe er sie „Arschlöcher“, „Drecksbullen“ und „Schwuchteln“ genannt. Als zwei weitere zur Verstärkung herbei gerufene Beamten ihn zum Polizeiauto führten, soll er einem von ihnen gegen den Oberschenkel getreten haben.
Im Januar dieses Jahres soll er vor und im Haus seiner Nachbarn in Weinstadt randaliert haben. Die Frau habe er als „Fotze“ bezeichnet und um ins Haus zu kommen, habe er eine Glastür im Wintergarten mit einer Flasche eingeschlagen. Die Flasche soll er dann nach der Frau geworfen und sie knapp verfehlt haben. Anschließend habe er einen Spiegel von der Wand gerissen und das Auto der Nachbarn mit Tritten demoliert haben.
Wenige Tage später hat er laut der Antragsschrift ein Loch vor der Garage der Nachbarn gegraben und ihnen angedroht, er werde sie dort begraben. Als die Nachbarn die Polizei alarmierten, habe sich der Mann in sein Haus zurückgezogen. Als die Beamten eintrafen, soll der Mann an einem Fenster mit einem Beil aufgetaucht sein. Auf einen Beamten soll er mit dem Finger gezielt haben, der eine Pistole simuliert habe. Zudem soll er mehrere Drohungen ausgestoßen haben, unter anderem „Es wird blutig, wenn einer mein Haus betritt. Ich habe die Fremdenlegion verständigt.“ Zudem habe er eine Wette angeboten, wer den ersten Schuss abgebe, und gedroht, er sei auf einen Angriff vorbereitet und habe Sprengstoff im Haus. Eine Beamtin habe er aufgefordert, nackt ins Haus zu kommen, damit er sie fesseln könne. Die Beamten verständigten daraufhin ein Sondereinsatzkommando.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 48-Jährige wegen einer bipolaren Störung bei den Taten nicht oder zumindest vermindert schuldfähig war. Die polizeiliche Hauptsachbearbeiterin erklärte, der 48-Jährige sei mehrmals im Zentrum für Psychiatrie in Winnenden gewesen. Beim ersten Mal sei er nach einem Tag wieder entlassen worden, später mehrfach von dort geflüchtet.