Das Flüchtlingsschlauchboot, das bei einer Rettungsmission im Mittelmeer geborgen wurde, sowie ein UNHCR-Flüchtlingszelt sind Teil eines „Protestcamps“. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit der zweitägigen Protestkundgebung am Marienplatz in Stuttgart-Süd will die Initiative erreichen, dass die baden-württembergische Landeregierung ein eigenes Landesaufnahmeprogramm für Flüchtlinge initiiert.

Stuttgart - An einem riesigen grauen Schlauchboot von über zehn Meter Länge, das am Samstag und Sonntag auf dem Marienplatz in Stuttgart-Süd steht, hängen zahllose Porträts junger Afrikaner, die alle am selben Tag verschwunden sind: am 9. Februar 2020. Seitdem gelten die Männer als vermisst. „Das ist auf einer einzigen Überfahrt über das Mittelmeer passiert“, sagt Lena Noller von der Seebrücke Stuttgart. „Die Flüchtlinge sind wahrscheinlich alle gestorben.“

Landesaufnahmeprogramm für Flüchtlinge

Das Flüchtlingsschlauchboot, das bei einer Rettungsmission im Mittelmeer geborgen wurde, sowie ein UNHCR-Flüchtlingszelt sind Teil eines „Protestcamps“, das die internationale Initiative Seebrücke am Wochenende mit Blick auf die kommende Landtagswahl auf dem Marienplatz veranstaltet hat. Mit der zweitägigen Protestkundgebung will die Initiative erreichen, dass die baden-württembergische Landeregierung ein eigenes Landesaufnahmeprogramm für Flüchtlinge initiiert. „Wir wollen einen sicheren Hafen Baden-Württemberg“, sagt Lena Noller. Eine Onlinepetition soll den Forderungen zudem Nachdruck verleihen. „Wir wollen zeigen, dass wir ein Bundesland sind, in der geflüchtete Menschen willkommen sind“, so die Aktivistin. Die Aktion richte sich gegen die Abschottungspolitik der Bundesregierung und der Europäischen Union.

20 Demonstranten übernachteten am Marienplatz

Rund 20 Demonstranten haben bei eisigen Temperaturen in kleinen Iglu-Zelten auf dem Marienplatz übernachtet und wollten damit symbolisch auf die dramatische Situation vieler Geflüchteter aufmerksam machen. An der Protestaktion, die bei gutem Wetter zahlreiche Interessierte auf den Marienplatz lockte, beteiligten sich Gruppierungen wie Amnesty International Stuttgart, das Asylpfarramt der evangelischen Kirche, die Seenotrettungsorganisation Sarah, der Verein Just Human, die Initiative Aufstehen gegen Rassismus sowie der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg mit Redebeiträgen oder Informationsständen.