Im Leonhardsviertel sind noch einige Bordelle und Animierbetriebe in den historischen Gebäuden ansässig. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stadt Stuttgart bringt die Diskussion über das Prostitutionsverbot im Leonhardsviertel nun in die Öffentlichkeit. Nach der Sommerpause des Gemeinderats soll die Verwaltung in einem Unterausschuss darlegen, ob es Alternativen zu einem Prostitutionsverbot gibt.

Das Streitthema Prostitution im Leonhardsviertel wird in Kürze auch außerhalb kommunalpolitischer Gremien diskutiert. „Wir werden eine öffentliche, moderierte Veranstaltung machen, bei der wir über die verschiedenen Themen informieren. Dort wird es dann einen Austausch geben“, sichert Peter Pätzold zu. Der Bürgermeister für das Referat Städtebau, Wohnen und Umwelt hat dieses Forum am Mittwoch angekündigt. Erst danach soll der Unterausschuss Leonhardsviertel tagen, geschätzt nach der Sommerpause des Gemeinderats.

Am Dienstag dieser Woche haben die Gemeinderatsfraktionen von CDU, SPD, FDP und Freien Wählern „großen Klärungsbedarf“ signalisiert und zu erkennen gegeben, dass sie den von der Verwaltung bisher vorgeschlagenen Veränderungen in der Nutzungsmischung des Leonhardsviertels nicht zustimmen wollen. Vorgeschlagen hatte diese, Bordelle, bordellartige Betriebe und Wettbüros dort künftig zu untersagen. Einig sei man sich aber auch, dass keine weiteren Bordellbetriebe hinzukommen dürften.

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Doch das scheint nicht ausgeschlossen, würde die Stadt dem interfraktionellen Antrag folgen. Dann könnten zumindest in nichtstädtischen Gebäuden Prostitutionsbetriebe eingerichtet werden – „ich würde mal davon ausgehen, dass wir dann die Rückkehr zu den Verhältnissen von vor zehn Jahren mit einem guten Dutzend an Betrieben hätten“, sagt Baubürgermeister Pätzold. Aktuell spricht die Stadt von vier ansässigen Bordellbetrieben. Welche alternativen Möglichkeiten es gibt, die Anzahl der Prostitutionsbetriebe zu begrenzen, soll die Verwaltung im Unterausschuss darlegen.

Caritas bietet Hilfe dort an, wo die Betroffenen sinde

Thema wird dort auch sein, ob das Prostitutionsverbot im Leonhardsviertel die Prostituierten in die Illegalität zwingt, oder ob eine Verlagerung innerhalb der Innenstadt realistisch ist. Mehrfach wurde im Verlauf der Diskussion argumentiert, dass die im Quartier ansässigen Hilfsorganisationen „nah an den Bedürfnissen“ der Prostituierten seien. „Wo und ob überhaupt Prostitution in Stuttgart einen Platz hat, ist aber keine Entscheidung, die der Caritasverband für Stuttgart fällt. Wir werden unsere Dienste für die Menschen, die der Prostitution nachgehen, dort anbieten, wo diese Menschen sind. Dazu müssen wir die Menschen erreichen. Sollte das in Zukunft an einem anderen Ort sein, hoffen wir, von diesem Ort zu wissen“, sagt Caritasvorstand Uwe Hardt. Derzeit bieten mehrere Partner im Verbund Beratung, Unterstützung und Ausstiegsbegleitung von Frauen in der Armutsprostitution an. Zu ihnen gehören die Werkstatt Parität, Lagaya, Caritas und die Stadt Stuttgart.