Die beiden Elefantenkühe Pama und Zella werden in der alten Anlage ihren Lebensabend verbringen. Die Wilhelma plant eine neue Anlage mit Asiatischen Elefanten im Bereich des heutigen Schaubauernhofes. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Wilhelma muss ihre Pläne für den Bau des Elefantenhauses verschieben. Das Land setzt andere Prioritäten und hat im Doppelhaushalt 2023/24 kein Geld für das Leuchtturmprojekt eingeplant.

Die geplante Elefantenwelt der Wilhelma spielt in der Neukonzeption des Zoologisch-Botanischen Gartens in der Landeshauptstadt eine wichtige Rolle. In einem Interview mit unserer Zeitung hat Thomas Kölpin auf einen Baubeginn im Jahr 2025 gehofft. Die neue, etwa 1,5 Hektar große, Anlage ist der wichtigste Mosaikstein der neuen Asienwelt. Es könnte sein, dass die Wilhelma-Dickhäuter und die Besucher etwas länger als geplant auf die neue Attraktion warten müssen. Denn die Haushaltskommission der Landesregierung hat in den Entwurfsplanungen für den Doppelhaushalt 2023/24 keine Mittel für den Bau des „Leuchtturmprojekts“ eingestellt. „Auch wenn wir die Investitionen in ein neues modernes Elefantenhaus gerne getätigt hätten, so müssen wir priorisieren zwischen dem, was wünschenswert ist und dem, was unser Land jetzt wirklich braucht“, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises Finanzen der CDU-Landtagsfraktion, Tobias Wald, die Entscheidung der grün-schwarzen Koalition. Die Regierung müsse „in stürmischen und herausfordernden Zeiten“ Kurs halten. „Deshalb konzentrieren wir uns auf das Wesentliche“, sagte Wald der Deutschen Presseagentur (dpa). Das Land setze „klare Prioritäten“ und investiere in Bildung und Wissenschaft sowie in Sicherheit und Gesundheit.

44 Millionen Euro für „einzigartiges“ Elefantenhaus

Das Land als Eigentümer des Zoologisch-Botanischen Gartens sollte den Großteil der Baukosten tragen. Die Gesamtbaukosten für die neue Elefantenwelt schätzt das Finanzministerium auf rund 55 Millionen Euro. „Davon sind bereits elf Millionen Euro als Planungsrate genehmigt“, sagt Sebastian Engelmann, der Pressesprecher des Finanzministeriums. Für den Bau des Elefantenhauses wären demnach rund 44 Millionen Euro fällig, plus etwa sechs Millionen Euro für weitere Bauarbeiten rund um das Haus. So ist ein zweiter großer Eingang an der Pragstraße geplant. „Die Besucherinnen und Besucher kommen von dort direkt ins Elefantenhaus. Das Gebäude soll einen Gastronomiebereich sowie einen Eventraum beherbergen, in dem auch nach Ende der Öffnungszeiten Veranstaltungen stattfinden können“, sagt Volker Grün, der Fachbereichsleiter Zoologie und stellvertretende Wilhelmadirektor. Der Freundes- und Förderverein der Wilhelma hat seit Jahren Geld zurückgelegt und will zehn Millionen Euro zum Neubauprojekt beisteuern. Der mitgliederstarke Verein wünscht eine zügige Realisierung des Prestigeobjekts. Schließlich hat die Elefantenhaltung in der Wilhelma eine sieben Jahrzehnte dauernde Tradition, weswegen die Dickhäuter auch das Wappentier der Wilhelma sind.

Elefanten-Kinder erwünscht

Die Wilhelma-Verantwortlichen sehen den Zeitplan nur unwesentlich verzögert, vorausgesetzt, die Mittel für den Baubeginn werden, wie vom Finanzministerium angestrebt, im Doppelhaushalt 2025/26 bewilligt. „Mit den bereits genehmigten Mitteln können wir die Planungen und Vorbereitungen des Baugeländes soweit vorantreiben, dass wir dann 2025 mit dem eigentlichen Bau beginnen können“, sagt Grün. Die Wilhelmabesucher dürfen sich in den kommenden Jahren auf einige neue Attraktionen freuen. Im Mai soll die neue Terra Australis, ein Haus für Koalas sowie andere Bewohner des fünften Kontinents eingeweiht werden. Im Sommer 2023 wird dann der neue Asiatische Bauernhof folgen. „Einige Tiere des bestehenden Bauerhofs können dann in die Neubauten umgesiedelt werden, andere werden eine neue Heimat finden“, sagt Grün. 2024 – sobald die wild lebenden Eidechsen umgesiedelt sind – kann dann mit dem Abriss des alten Bauernhofs begonnen werden. Er macht der neuen Elefantenanlage Platz. Auf dem 1,5 Hektar großen Areal entsteht ein nach den modernsten Erkenntnissen konzipiertes Elefantenhaus samt reich strukturierter Außenanlage. Sie bietet Platz für eine Herde von asiatischen Elefantenkühen mit ihren Kälbern. Auch einen Bereich für den Zuchtbullen und noch nicht geschlechtsreife männliche Tiere wird es geben. „Die Besucher sollen die Gruppendynamik der Tiere und natürlich Jungtiere erleben. Es wird eine einzigartige Anlage in der Zoowelt“, verspricht Grün.

https://www.cannstatter-zeitung.de/inhalt.neues-aus-der-wilhelma-koalas-kommen-endlich-nach-stuttgart.481407ce-0661-4228-8eb3-3542234a968d.html

Das bestehende, 1968 eingeweihte Elefantenhaus soll im Übrigen erhalten bleiben. „Unsere beiden 1966 und 1967 geborenen Elefantendamen Pama und Zella werden dort ihren Lebensabend verbringen dürfen. Später wird das Elefantenhaus dann für die wichtige Zucht der Nashörner genutzt werden“, sagt Grün. Zukunftsmusik. Grün konzentriert sich auf die neue Elefantenanlage. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren. Die neue Asienwelt wäre damit frühestens Ende 2028 komplett – wenn die Finanzierung des Landes in zwei Jahren gewährleistet ist und die Baukosten nicht zu stark steigen werden.