Goethe-Mitarbeiter zeigen OB Zull und Solveig Schneider das Infohaus. Foto: Stadt Fellbach

Im Rahmen des Projekts „Ankommen in Deutschland“ des Goethe-Instituts wird zwei Jahre lang ein besonderer Infostand in der Bücherei in Fellbach stehen. Wer neu in Deutschland ist, soll hier vielfältige Hilfe finden.

Direkt im Eingangsbereich der Stadtbücherei Fellbach ist es zu finden – eine Art Häuschen aus Holz mit auffälligen grünen Bauteilen. Die Tafel auf der Vorderseite, auf der viele Sprachen aufgelistet sind, lässt erahnen, dass der schön gestaltete Infostand für Menschen mit Migrationshintergrund gedachtet ist. In der Tat: An solchen Infohäusern können sich neu Zugewanderte im Rahmen des Projekts „Ankommen in Deutschland“ des Goethe-Instituts informieren, orientieren oder auch das Webportal „Mein Weg nach Deutschland“ nutzen. Ein Infohaus wird für zwei Jahre in der Bücherei Fellbach stehen – in Kooperation mit dem Amt für Soziales und Teilhabe.

Mitarbeiter des Goethe-Instituts erklären die Idee

Drei Mitarbeiter des Goethe-Instituts kamen aus München, um das neue Kooperationsprojekt in der Stadtbücherei Fellbach – es ist Teil eines 14 Millionen Euro schweren Gesamtprojekts – vorzustellen. Den Ausführungen hörte auch Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull interessiert zu. „Das ist ein sehr spannendes Projekt, denn viele kommen hier in Fellbach an. Dann gilt es natürlich erst mal, ein Dach über dem Kopf für sie zu organisieren. Aber die eigentliche Integration geht natürlich weit darüber hinaus, da ist ein gutes Netzwerk nötig“, sagte Zull. Das besagte Projekt des Goethe-Instituts geht zurzeit in eine neue Runde. „Wir wollen unsere Aktivitäten nach der Pandemie verstärken, reisen zu verschiedenen Infohaus-Standorten und planen langfristig noch mehr solcher Infohäuser“, sagte Christoph Mohr, Bereichsleiter Vernetzung im Goethe-Institut. So werden in den nächsten zwei Projektjahren insgesamt 50 Infohäuser deutschlandweit aufgestellt. In 44 Ländern weltweit wird im Rahmen des neuen Projekts „Vorintegration und Übergangsmanagement – den Migrationsprozess erfolgreich gestalten“ die Vorintegrationsarbeit des Goethe-Instituts ausgeweitet.

Ein wichtiger Punkt ist das Webportal

Anna Schwellensattl, ebenfalls vom Goethe-Institut, stellte das Infohaus im Detail vor. Es ist von allen Seiten aus begehbar, beinhaltet einen Platz mit Tablet, an dem in einem Webportal unter anderem Deutschübungen gemacht werden können, Infos zum Schulsystem gelesen werden oder in dem sich Fachkräfte etwa aus der Pflege informieren können. Das alles in 30 Sprachen.

Generell richtet sich das Projekt zwar an alle Zugewanderten, aber es zielt besonders auf Fachkräfte ab, die im Ausland angeworben werden und sich schon in der Heimat über die künftige Wahlheimat schlau machen wollen. „Viele kommen mit falschen Vorstellungen und Erwartungen“, sagt Schwellensattl. „In Deutschland können diese Fachkräfte oder nachgezogenen Ehepartner dann ein Infohaus aufsuchen, um sich Hilfe beim Ankommen zu holen.“

Wie könnte solch ein Ankommen leichter gelingen als mit persönlicher Hilfe vor Ort. Deshalb befindet sich an einer Seite des Häuschens eine Tafelfläche, auf der Migranten Hilfeleistungen suchen und finden können sollen. „So können Berührungspunkte zu Menschen aus der neuen Kultur geknüpft werden und man kann mit jemandem in Kontakt kommen, mit dem man gemeinsam Deutsch lernen kann“, erklärt Anna Schwellensattl. Der Infostand solle auch ein Platz sein, an dem sich Interessierte mit Flyern ausstatten und ins Gespräch mit anderen kommen können. „Die Infohäuser sollen ein Ort der Begegnung sein sowie ein Anlaufpunkt für die erste Zeit. Sie stellen eine Ergänzung zu den bestehenden Formaten sowie zu den Angeboten für Neuzuwandernde an den Standorten dar, um die Zielgruppe bestmöglich beim Ankommen in Deutschland zu unterstützen“, erklärte die Dritte im Bunde der Goethe-Institut-Mitarbeiter, Regina Grasberger.

Fachleute aus dem Ausland stehen im Fokus

Das Projekt – kofinanziert durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds – richtet sich an Zugewanderte, die aus beruflichen oder privaten Gründen nach Deutschland kommen. Ziel sei es, ihnen den Start zu erleichtern und Unterstützung für einen nahtlosen Übergang in die Integrationsangebote des Bundes bereitzustellen. „Deshalb finden sich im Webportal auch viele Verlinkungen. Die Zugewanderten können sich in erste Infos einlesen. Für tiefere Lektüre gibt es Links und Tipps für Beratungszentren“, erklärte Mohr. So werde versucht, Migranten zu helfen und einen kleinen Beitrag gegen den Fachkräftemangel zu leisten. Mit diesen Ausführungen stieß er bei OB Zull und bei Solveig Schneider, Leiterin der Stadtbücherei Fellbach, auf offene Ohren. Beide sind sich einig, dass das Infohaus als erste Anlaufstelle in der Bücherei „gut und passend“ angedockt sei. „Weil es ja besonders auf Fachkräfte aus dem Ausland und deren Vorbereitung auf ein Leben hier abzielt, wäre auch die Verknüpfung mit der Wirtschaftsförderung wichtig“, sagte Zull.