Foto: Lichtgut/Leif Piechowski - Lichtgut/Leif Piechowski

Das Chaos auf der Schnellbahn in den Ferien war offenbar selbst verschuldet. Als Ursache wird genannt, dass die Pläne für Arbeiten am Bahnhof und in Vaihingen zu spät fertig wurden.

StuttgartFahrgäste der S-Bahn erinnern sich mit Grausen an die Situation in den Sommerferien. Wegen Bauarbeiten an der S-21-Tunnelrampe im Hauptbahnhof und Erneuerungen von Weichen und Gleisen in Stuttgart-Vaihingen fuhr die S-Bahn einen Sonderfahrplan mit neu nummerierten Baustellenlinien und einem ausgedünnten Takt. Doch die Züge änderten während der Fahrt ihre Linienbezeichnungen, die Angaben im Wagen, an Haltestellen und im elektronischen Fahrplan stimmten nicht überein. Dazu kamen Signalstörungen in der Tunnelrampe und ein Kabelbrand im Tunnel zwischen Schwabstraße und Vaihingen. Mehrere Tage lang gab es massive Verspätungen und Zugausfälle, die S-Bahn fuhr selbst im Berufsverkehr nur im Halbstundentakt.

Mittlerweile legen Berichte und Schriftwechsel, die unserer Zeitung vorliegen, den Verdacht nahe, dass die Situation nicht in erster Linie von unglücklichen Umständen verursacht wurde, wie die Bahn kommunizierte, sondern durch bahninterne Probleme. So spricht der Verband Region Stuttgart (VRS) in einem Bericht von einer „keineswegs zufriedenstellenden Situation bei der Fahrgastinformation“ in den Ferien. Grund: „Durch kurzfristige Umplanungen im Bauablauf der Maßnahmen in Stuttgart-Vaihingen durch DB Netz konnte DB Regio die darauf aufbauenden Planungen zum Fahrplan, Fahrzeug- und Personaleinsatz sowie zur Datenversorgung von Fahrgastinformationssystemen nicht rechtzeitig abschließen.“ Dies habe nicht nur zu einer verspäteten Fahrgastinformation, die „den gewohnten Standard wesentlich unterschreitet“, geführt, sondern auch dazu, dass „immer wieder Diskrepanzen hinsichtlich Linienbezeichnung und Fahrtzielen auftraten“.

Auch bei der S-21-Baustelle an der Tunnelrampe handelt es sich wohl weniger um eine schicksalhafte Störung der Signaltechnik als um ein hausgemachtes Problem. Weil die Bahn zu Jahresanfang nicht fertig wurde, musste in den Sommerferien gearbeitet werden. Dass es dabei anschließend Probleme mit der Signaltechnik gab, erklärt der Verband damit, dass „die Umbauarbeiten an der Signaltechnik der Tunnelrampe im Zuge von S 21 nicht planmäßig fertiggestellt werden konnten“ und die „aufgetretene Störung provisorisch“ behoben werden musste.

Der Schriftwechsel eines Bahn-Verantwortlichen mit einem erbosten Fahrgast legt zudem den Schluss nahe, dass die Schwierigkeiten nicht überraschend kamen. „Bezogen auf die Stuttgart-21-Baustelle auf der Tunnelrampe haben sich im Frühjahr noch Änderungen ergeben. Dadurch haben alle beteiligten DB-Geschäftsfelder überwiegend außerhalb bewährter Regelprozesse gearbeitet“, heißt es. Die „finalen Planungen“ hätten deshalb erst wenige Tage vor Beginn der Arbeiten abgeschlossen werden können. Dies habe zu „zum Teil nicht synchronen Informationen in den Fahrtplanmedien“ geführt, die die Fahrgäste verwirrten.

Man werde die Erfahrungen nutzen, „um künftige Planungen, wenn auch nur im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten zu optimieren“, heißt es im Bericht der Region. Viel beruhigender für die Fahrgäste dürfte aber sein, dass wegen der Sanierung der Schnellfahrstrecke Mannheim-Stuttgart 2020 keine großen Arbeiten im S-Bahn-Netz geplant seien. Erst ab 2021 habe DB Netz „umfangreiche Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten angekündigt, die auch die S-Bahn-Stammstrecke betreffen und in den Ferien zur Streckensperrungen führen können“.

Wichtige Änderungen

Verbesserungen: Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird der Viertelstundentakt weiter ausgebaut. Er beginnt dann nicht um 15, sondern schon um 12 Uhr. Werktäglich kommen so 70 Fahrten hinzu. Auf der S 2 (Filderstadt-Schorndorf) werden zwei Zugpaare am Nachmittag und Abend von Voll- auf Langzüge verlängert. Auf der S 6/60 werden am Nachmittag zwei Zugpaare verlängert.

Baustellen: Auf der Schusterbahn (Untertürkheim-Kornwestheim) werden vom 4. bis 15. November Weichen erneuert. Dadurch fallen alle Nahverkehrszüge der Linie R 11 aus. Fahrgäste sollen S- und Stadtbahnen nutzen. Auf der Linie S 2 wird der Abschnitt Waiblingen-Schorndorf wegen Arbeiten an der Station Stetten-Beinstein am 21./22. Dezember voll gesperrt. Es fahren Ersatzbusse.