Die Abholung der Gelben Säcke im Kreis Esslingen läuft seit dem Wechsel des Entsorgungsunternehmens zu Jahresbeginn noch immer nicht rund. Foto: Elke Hauptmann

Mit der neuen Entsorgungsfirma läuft es nicht rund. Erst verzögerte sich der Tonnentausch, dann fiel auch noch ein Spezialfahrzeug aus, weshalb die Gelben Säcke in manchen Straßen liegen blieben. So geht es jetzt weiter.

In so mancher Straße im Esslinger Kreisgebiet stapeln sich noch immer Gelbe Säcke, weil sie nicht zum vereinbarten Termin abgeholt wurden. Teils sind sie bereits vom Winde verweht, teils liegt der Inhalt der aufgerissenen Tüten verstreut in der Gegend herum. Seit mit Jahresbeginn ein neues Entsorgungsunternehmen für die Abholung des Verpackungsmülls zuständig ist, ist dieser Anblick nicht selten.

Die Mitarbeiter im Kundenzentrum des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) des Kreises Esslingen sehen sich seit Wochen einer Flut von Klagen ausgesetzt. „Es rufen Kunden an, die sich darüber beschweren, dass die Gelben Säcke nicht abgeholt, die Gelben Tonnen nicht geleert oder noch nicht getauscht wurden“, berichtet AWB-Geschäftsführer Michael Potthast. Doch man könne nicht mehr machen, als die Kunden mit ihren Anliegen an die RMG Rohstoffmanagement GmbH zu verweisen. Denn für die Gelben Säcke ist der AWB nicht verantwortlich.

Auftraggeber ist das Duale System

Zuständig für die Entsorgung von Leichtverpackungen ist das Duale System Deutschland, dessen Firmen entsprechende Aufträge in Eigenregie vergeben. Für den Kreis Esslingen ist die Zentek-Gruppe aus Köln der Auftraggeber. Bei der öffentlichen Ausschreibung für die Jahre 2025 bis 2027 vergab sie den Zuschlag an die im hessischen Eltville am Rhein ansässige Firma RMG, die das günstigste Angebot abgegeben hatte. Damit war der bisherige Entsorger Remondis raus.

Der neue Entsorger RMG stellt derzeit eigene Gelbe Tonnen im Esslinger Kreisgebiet auf. Foto: RMG

Die RMG hat nun eine Mammutaufgabe zu stemmen: Alle Gelben Tonnen von Remondis und anderen Vorgängerfirmen werden ausgetauscht. Das sind deutlich mehr als erwartet – statt der ursprünglich angenommenen 55 000 Behälter werden es wohl um die 65 000 sein, die bis Ende März ersetzt sein sollen. Wie man im Esslinger Landratsamt einräumt, war die genaue Anzahl der Gelben Tonnen bislang nicht bekannt. In den vergangenen 20 Jahren habe es keine Registrierung gegeben.

Anzahl der Beschwerden nimmt ab

Wegen des Mehraufwands kam es „trotz sorgfältiger Planung und hohem personellen Aufwand“ zu Verzögerungen beim Behältertausch, ist dem AWB-Chef bekannt. Der Abfallwirtschaftsbetrieb stehe deshalb in engem Austausch mit allen Beteiligten, um die Situation zu verbessern. Inzwischen sei der Zeitplan der Aktion überarbeitet worden. „Seither nimmt die Anzahl der Beschwerden deutlich ab“, berichtet Potthast.

Der Behältertausch ist aber nicht die einzige Herausforderung, vor der die RMG im Esslinger Kreisgebiet steht. Anders als in den meisten anderen Städten und Landkreisen, in denen die Firma auch tätig ist, gibt es hier kein einheitliches System, sondern einen Mix aus Gelben Säcken und Gelben Tonnen. Und beides wird mit verschiedenen Fahrzeugen eingesammelt.

Hatten zu Jahresanfang Feiertagsverschiebungen, ein erhöhtes Abfallaufkommen und Anlaufschwierigkeiten durch noch fehlende Ortskenntnis des neuen Entsorgers zu Problemen bei der Sammlung von Verpackungsmüll im Kreis geführt, kam bei der Abholung der Gelben Säcke jüngst noch eine Erschwernis hinzu: Kurzfristig war ein wichtiges Spezialfahrzeug ausgefallen, heißt es seitens der RMG.

Spezialfahrzeug wieder im Einsatz

Laut Potthast ist dem Landkreis inzwischen gemeldet worden, dass das sogenannte Engstellenfahrzeug – ein kleineres Müllauto, das für die Abfallsammlung in schmalen Gassen geeignet ist – instandgesetzt wurde und wieder im Einsatz ist. Der Ausfall hatte sich deshalb so deutlich bemerkbar gemacht, weil der RMG dafür – anders als bei den normalen Sammelfahrzeugen – kein Ersatz zur Verfügung stand. Die Säcke blieben deshalb stellenweise liegen.

Dass derzeit nirgendwo mehr leere Gelbe Säcke erhältlich seien, wie so mancher Kreisbewohner moniert, kann Potthast indes nicht bestätigen. Die RMG habe diese pflichtgemäß noch im vergangenen Dezember im Landkreis verteilt – jeder Haushalt sollte mit zwei Rollen der dünnen Tüten ausgestattet worden sein. Auch die Ausgabestellen des AWB wurden beliefert. „An allen Verteilstellen werden genügend Gelbe Säcke für die Kunden vorgehalten“, betont Potthast. „Sollte der Vorrat aufgebraucht sein, erfolgt eine Nachlieferung in der Regel innerhalb von fünf Tagen.“

Große Nachfrage nach Gelben Säcken

Gleichwohl sei eine deutlich größere Nachfrage als in den Vorjahren festzustellen. „Es wurden in den vergangenen Wochen mehr Gelbe Säcke ausgegeben als üblich“, berichtet der AWB-Chef. „Dies ist womöglich darauf zurückzuführen, dass der Austausch der Gelben Tonnen zwischenzeitlich nicht ganz so zügig voranging wie geplant.“ Da dieser Prozess optimiert wurde, geht Potthast davon aus, dass die Nachfrage bald wieder nachlässt. Vorerst bittet er die Kunden jedoch darum, nicht mehr Gelbe Säcke mitzunehmen, als für den Eigenbedarf benötigt werden.

Sollten Gelbe Säcke nicht termingerecht abgeholt werden, empfiehlt der AWB, diese noch einen Tag länger liegen zu lassen. Wenn sie dann nicht abgeholt werden, sollten sich Betroffene über die Service-Rufnummer 0800 400 600 5 oder per Mail an gelbe-tonne.esslingen@rmg-gmbh.de an die RMG wenden.

Wer sammelt was?

AWB
Der Abfallwirtschaftsbetrieb AWB des Landkreises Esslingen muss die Sammlungen von Restmüll, Bioabfällen, Altpapier, Sperrmüll und Elektroaltgeräten

Duales System
Mit dem Dualen System in Deutschland (DSD) wurde 1991 ein zweites Abfallentsorgungssystem neben der kommunalen Abfallwirtschaft der Landkreise und Städte ins Leben gerufen, das sich ausschließlich um die Sammlung, Sortierung und Verwertung gebrauchter Verkaufsverpackungen für Industrie und Handel kümmert. Das System ist privatwirtschaftlich organisiert und finanziert sich über Lizenzentgelte. Die zehn Betreiberfirmen müssen die Entsorgungsaufträge EU-weit ausschreiben.