Nach der Hochzeit beantworteten Prinzessin Mako, oder besser Frau Komuro, und ihr Mann Kei Komuro bei einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten. Foto: imago images/Kyodo News

Jahrelang gab es Kontroversen über ihre Liebe: Jetzt heiratete Japans Prinzessin Mako doch ihre Studienliebe Kei Komuro – in einem nüchternen Verwaltungsakt. Damit lässt sie den erzkonservativen Kaiserhof hinter sich.

Tokio - Eine Prinzessin heiratet einen Bürgerlichen? Ein Prinz eine junge Frau aus dem Volk? Was in anderen Monarchien gang und gäbe ist und als Modernisierung gefeiert wird, bezahlte die japanische Prinzessin Mako mit ihrem Ausscheiden aus dem Kaiserhaus. Nach jahrelangen Verwerfungen gab es in Tokio jetzt die vielleicht traurigste Adelshochzeit seit Langem.

In einem schlichten Verwaltungsakt heiratete die japanische Prinzessin Mako am Dienstag endlich ihre Studienliebe Kei Komuro – nach vier Jahren Verlobung. Ein Beamter des Haushofamts reichte für das Paar die notwendigen Unterlagen zur amtlichen Registrierung der Heirat bei den Behörden ein. Weil Komuro ein Bürgerlicher ist, ist Mako damit aus dem Kaiserhaus ausgeschieden.

Ein nüchterner Verwaltungsakt statt einer prunkvollen Feier

Die Ehe der Nichte von Kaiser Naruhito wurde ohne prunkvolle Feier und ohne die am Hofe sonst üblichen Hochzeitszeremonien und traditionellen Riten vollzogen. Der Grund dafür ist eine Kontroverse um einen Finanzstreit in Komuros Familie.

Gekleidet in einem hellgrünen Kleid mit Mundschutz und einem Blumenstrauß in der Hand verbeugte sich Mako mehrmals zum Abschied vor ihren Eltern Akishino und Kiko und ihrer jüngeren Schwester, Prinzessin Kako. Bevor sie die Residenz des Kronprinzen für immer verließ, umarmten sich die beiden Schwestern. Ihre Familie sowie einige Beamte des Haushofamtes winkten Mako hinterher, bis sie außer Sicht war. Mako Komuro, wie sie jetzt als Bürgerliche heißt, fuhr in ein Hotel in Tokio, um mit ihrem Mann eine Stellungnahme vor der Presse abzugeben.

„Für mich ist Kei unersetzlich“

„Für mich ist Kei unersetzlich. Unsere Heirat ist ein notwendiger Schritt, um unsere Herzen beschützen zu können“, sagte Mako da. „Ich habe mich ängstlich, traurig und voller Schmerz gefühlt, wann immer sich einseitige Gerüchte in Storys ohne jede Grundlage verwandelt haben“, kommentierte sie die negative Berichterstattung.

„Ich liebe Mako-san“, sagte Kei Komuro. „Ich habe nur ein Leben zu leben, und ich möchte es zusammen mit der Person leben, die ich liebe.“ Beide sprachen mit ernster Miene. Sie wollten eigentlich schon 2018 heiraten, aber die Hochzeit war in Folge von Medienberichten verschoben worden, wonach Komuros Mutter einem Ex-Verlobten Geld unter anderem fürs Studium ihres Sohnes schulde. Seither zerrissen sich Japans Medien über Komuro und stellten seine Familiengeschichte in negativem Licht dar - einschließlich des Suizids seines Vaters.

Mako litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung

„Aus irgendeinem Grund wurden falsche Informationen wie unmissverständliche Tatsachen behandelt - und ich hatte Angst, wie sich diese grundlosen Geschichten verbreiteten“, erklärte Mako. Sie habe Schmerz und Traurigkeit verspürt. Das Haushofamt hatte kürzlich bekanntgegeben, dass die jahrelange Negativpresse bei Mako zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) geführt habe. Viele Japaner empörte der Gedanke, dass die Schulden von Komuros Mutter mit Makos steuerfinanzierter Mitgift in Höhe von umgerechnet gut einer Million Euro beglichen werden könnten. Auf die hat Mako verzichtet.

Studium an liberaler Uni von Tokio

Manche Japaner stießen sich auch daran, dass Makos Eltern ihrer Tochter erlaubten, an der International Christian University (ICU) in Tokio zu studieren. Dort hatte Mako vor einigen Jahren Komuro kennengelernt. An dieser liberalen Universität war beiden nach Meinung von Experten das „freiheitliche Denken“ vermittelt worden. Trotz all dieser Widerstände hat sich die junge Prinzessin am Ende mit großem Selbstbewusstsein mit ihrem Heiratswunsch durchgesetzt.

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Sie sei es gewesen, die Komuro gedrängt habe, ein neues Leben für sie beide in den USA aufzubauen, betonte Mako am Dienstag. Komuro war 2018 in die USA gegangen, studierte Jura, legte kürzlich in New York die Anwaltsprüfung ab und hat dort nun eine Stelle bei einer Kanzlei.

Umzug nach New York

Damit hat er für sich und Mako die finanzielle Grundlage geschaffen, damit sie fortan in Freiheit leben können. Zu diesem Zweck werden sie Japan ganz verlassen und in Kürze nach New York ziehen, wo Komuro bereits lebt. Dazu muss Mako jedoch erst einmal einen Reisepass beantragen, denn Mitglieder der Kaiserfamilie haben so etwas nicht. Komuro sei eine „unersetzliche“ Person und ihre Ehe sei „eine notwendige Entscheidung“ gewesen, sagte Mako vor den Kameras.

Das von uralten Ritualen geprägte, restriktive Leben hinter dem dichten Chrysanthemenvorhang des Kaiserpalastes ist schon anderen Frauen schwer gefallen. Während sich Mako und Komuro nun auf ihre gemeinsame Zukunft in Freiheit vorbereiten, machen sich die Hüter des Kaiserhauses Sorgen um die Zukunft des Hofes. Der ältesten Erbmonarchie der Welt geht nämlich allmählich der Nachwuchs aus.

Die Männer werden rar im Kaiserhaus

Nur Männer dürfen nach geltendem Gesetz auf den Thron. Makos Bruder, der 15 Jahre alte Prinz Hisahito, ist das einzige nach ihrem Vater verbliebene männliche Mitglied der jüngsten Generation der Kaiserfamilie. Manche Kritiker von Mako machten sie jetzt schon dafür verantwortlich - falls ihr Bruder in Zukunft keine Frau finden sollte.

Das Schicksal der kaiserlichen Familie sei Teil einer breiteren Debatte über die Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft, erklärte Ken Ruoff, Historiker und Fachmann für Japans Monarchie von der Portland State University, kürzlich in einem Interview. Japans Kaiser sei das Symbol der Nation. „Und wenn das Nationalsymbol nur auf Männer beschränkt ist, sagt das ziemlich viel über den Stand der Geschlechtergleichstellung in Japan aus“, sagte der Wissenschaftler.

Das Drama um Mako und Komuro erinnerte manche Beobachter gar an das Ausscheiden von Prinz Harry und Meghan aus dem englischen Königshaus. Auf eine schriftlich eingereichte Frage ausländischer Medien lehnte es Mako jedoch ab, den Vergleich zu kommentieren. Sie habe auch nicht vor, wie Harry und Meghan irgendwelche Interviews im Stil der US-Moderatorin Oprah Winfrey zu geben. „Ich möchte einfach ein friedliches Leben in meiner neuen Umgebung führen“, sagte Mako.