Tief gefallen: Prinz Andrew, der zweitälteste Sohn der Queen. Foto: imago images/i Images/i-Images

Prinz Andrew greift tief in die Tasche und vergleicht sich im Missbrauchsskandal mit seiner Klägerin Virginia Guiffre. Kommt das Geld zu Teilen aus dem Privatvermögen der Queen?

New York - Der gefürchtete Prozess bleibt ihm jetzt erspart. Weil Prinz Andrew sich mit seiner Klägerin Virginia Giuffre geeinigt hat, wird er im Missbrauchsskandal nicht in New York auf der Anklagebank sitzen.

Doch selbst ohne unangenehme Details und offizielles Schuldeingeständnis hat die Einigung für Viele einen bitteren Beigeschmack. „Dies ist im Wesentlichen ein Eingeständnis, dass etwas passiert ist“, beurteilte der Rechtsexperte und ehemalige US-Bundesanwalt Neama Rahmani den Fall. Es wirke nun so, als sei der Royal über Jahre nicht aufrichtig gewesen, als er kategorisch geleugnet hatte, Virginia Giuffre überhaupt zu kennen. Der Vergleich könnte den 61-Jährigen nach Meinung von Rahmani Millionen, vielleicht sogar eine achtstellige Summe, gekostet haben.

Kommt das Geld aus dem Privatvermögen der Queen?

Woher dieses Geld kommt, darüber spekuliert ganz Großbritannien, seit die Nachricht von dem Vergleich am Dienstag öffentlich wurde. Der „Telegraph“ stellt die Zahl 12 Millionen Pfund in den Raum und behauptet, Teile der gigantischen Summe kämen aus dem Privatvermögen von Andrews Mutter, Queen Elizabeth II.

Giuffre hatte dem zweitältesten Sohn der Queen vorgeworfen, sie vor gut 20 Jahren als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Sie sei vom US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein und dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell dazu gezwungen worden. Andrew weist die Vorwürfe strikt zurück.

„Große Erleichterung“ für die Windsors

Das britische Königshaus wird angesichts der Einigung vermutlich aufatmen: Die Royal-Expertin Penny Junor bezeichnete den Deal als „große Erleichterung“ für die Royal Family. „Vor Gericht zu ziehen, hätte sehr, sehr hässlich werden können“, sagte Junor der Nachrichtenagentur PA. „Das hätte dem Platinjubiläum der Queen wirklich seinen Glanz nehmen können.“ Ein Rechtsexperte sagte der „Times“, die jetzige Einigung sei für den Palast angesichts des „Platinum Jubilee“ in diesem Jahr „Gold wert“.

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Die Sorge war groß, der Skandal könne die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. in diesem Jahr überschatten. Ein Prozess in New York hätte voraussichtlich im Herbst begonnen und riesige mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im Januar hatte sich das Königshaus von Andrew distanziert – er musste alle militärischen Dienstgrade und Schirmherrschaften abgeben.

Kein Kommentar vom Buckingham Palace

Zu den jüngsten Entwicklungen wollte der Buckingham Palace keinen Kommentar abgeben.

Als Teil der Einigung verpflichtete Andrew sich nach Gerichtsdokumenten nun unter anderem dazu, Giuffres Wohltätigkeitsorganisation für Opfer von Gewalt zu unterstützen. „Prinz Andrew hatte nie die Absicht, Frau Giuffre zu verleumden, und er akzeptiert, dass sie sowohl als Opfer von Missbrauch als auch als Folge unfairer öffentlicher Angriffe gelitten hat“, hieß es. Auch auf Andrews früheren Freund wird direkt Bezug genommen: „Prinz Andrew bedauert seine Verbindung mit (Jeffrey) Epstein und lobt den Mut von Frau Giuffre und anderen Überlebenden, sich für sich selbst und andere einzusetzen.“

Giuffre gibt an, Opfer eines von dem US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings geworden zu sein. Nach eigenen Angaben wurde sie dabei zum Missbrauch an den Royal vermittelt. Die mit Andrew viele Jahre befreundete Maxwell war erst vor kurzem schuldig gesprochen worden. Epstein nahm sich 2019 in Untersuchungshaft das Leben. Es blieb bis zuletzt unklar, ob die New Yorker Staatsanwaltschaft auch gegen Andrew ermittelte, um Informationen für einen Strafprozess zu sammeln.