Um jeglicher Form von Gewalt entgegenzuwirken, wollen sich die Ostfilderner Schulen künftig auf den „Pakt für Prävention“ stützen. Im ersten Schuljahr wird das Projekt von der Bürgerstiftung Ostfildern mit 15 000 Euro gefördert.
Präventionsarbeit kann es an Schulen nie genug geben. Das ist die Ansicht von Markus Fritz, Schulleiter der Riegelhofschule im Ostfilderner Stadtteil Nellingen. Er sei deshalb froh darüber, dass sich die Schulen in der Kommune gemeinsam mit den Schulsozialarbeitern der Kinder- und Jugendförderung Ostfildern (KIJU) unter der Anleitung der Bürgerstiftung Ostfildern den „Pakt für Prävention“ erarbeitet haben.
Ein ähnliches Konzept werde seit einiger Zeit bereits erfolgreich in Heilbronn durchgeführt, berichtet Andreas Futterer, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Ostfildern. Beim Pakt für Prävention gehe es im Kern darum, Präventionsangebote, die bereits durchgeführt werden, zu benennen und weitere sinnvolle Angebote auszuwählen. Diese werden dann auf den Homepages der Schulen und der Bürgerstiftung mit einem kurzen Steckbrief, der unter anderem Zweck, Dauer und Kosten aufführt, präsentiert. „Der Gedanke ist, dass jeder Lehrer und Sozialarbeiter auf den Homepages Informationen zu den Programmen finden kann“, erklärt Andrea Koch-Widmann, die ebenfalls Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung ist.
Die Inhalte des Pakts kommen von den Schulen
In größeren Workshops seien die Rahmenbedingungen für das Projekt erarbeitet worden, berichtet Futterer. „Die Inhalte haben wir komplett den Schulen überlassen“, fügt Koch-Widmann hinzu. Über mehrere Termine seien meist 20 bis 30 Personen zusammengekommen und hätten über die Angebote sowie die Situationen an den Schulen gesprochen. Dabei sei auch der sogenannte Wertekompass entstanden, der als Orientierung für die ausgewählten Projekte gilt, berichtet Futterer. „Diesem haben sich alle Schulen verpflichtet“, sagt er. Der Wertekompass umfasse viele Elemente, die das gesellschaftliche Zusammenleben fördern und die Schüler zu engagierten Bürgern machen solle, erklärt Fritz. „Das ist eine Art Vision, finde ich.“
Die Bürgerstiftung habe lediglich die Moderation übernommen, erklärt Koch-Widmann. Da einige der Programme jedoch auch mit Kosten verbunden seien, stellt die Bürgerstiftung im ersten Schuljahr 15 000 Euro für das Projekt zur Verfügung. „Die Angebote umfassen zum Teil auch Lehrerfortbildungen, die noch relativ neu sind“, sagt Koch-Widmann. Für den Anfang starte man mit acht Projekten. Die Liste solle aber nach und nach noch ergänzt werden.
Wie das Angebot erweitert werde, liege vor allem an den Schulen. „Durch den Pakt für Prävention bildet sich ein Netzwerk zwischen uns allen“, so Fritz. Die Lehrer und Sozialarbeiter der Schulen könnten sich über Erfahrungen und die Effektivität der einzelnen Angebote austauschen. Vielleicht könnten einige Programme auch gemeinsam von mehreren Klassen aus verschiedenen Schulen genutzt werden, sagt Futterer.
Angebote sind teils auch schon für Grundschulen geeignet
„Mobbing+Du“ beispielsweise soll als von der Universität Heidelberg initiiertes Pilotprojekt angeboten werden. „Die Schüler durchlaufen es von Klasse fünf bis neun über mehrere Jahre hinweg“, erklärt Michaela Paldauf, Schulsozialarbeiterin an der Riegelhofschule. Mithilfe von Schulungsvideos und Umfragen könne das Thema nah an die Schüler gebracht werden, aber auch die Lehrkräfte würden durch bereitgestelltes Material unterstützt. „Der Bedarf ist da, Mobbing ist eines von vielen wichtigen Themen“, sagt Paldauf.
Einige der Angebote seien bereits für Grundschüler geeignet. Anfangs wollte man das Projekt auf weiterführende Schulen begrenzen, berichtet Futterer. Nach zahlreichen Hinweisen habe man sich jedoch dazu entschlossen, auch die Grundschulen mit einzubeziehen. „Es ist gut, dass wir an der Basis ansetzen“, sagt Claudia Müller von der KIJU Ostfildern, die auch als Schulsozialarbeiterin in der Schule im Park tätig ist. „Oft sind wir im Einsatz, wenn das Dach eigentlich schon brennt.“
Für Schulamtsdirektorin Carmen Hiller hat das Projekt das Potenzial, zum Vorbild für andere Kommunen zu werden. „Diese Art von Vernetzung kann immer als Muster genommen werden“, sagt sie. Die Angebote seien den meisten Schulen zwar bekannt, jedoch fehle es meist an der Finanzierung und den Vernetzungsmöglichkeiten, so Hiller.
In Ostfildern leiste man mit dem Pakt für Prävention einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt, sagt Koch-Widmann. „Wenn daraus etwas erwächst, wäre das für die Stadt ein großer Gewinn“, erklärt sie.
Der Wertekompass der Schulen
Schulen
In Ostfildern haben sich alle Schulen zum Pakt für Prävention verpflichtet: sieben Grundschulen, ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), eine Gemeinschaftsschule, eine Realschule und zwei Gymnasien.
Wertekompass
Der gemeinsame Wertekompass soll zentrale Werte des Zusammenlebens darstellen. Diese sind Respekt, Toleranz, Gewaltfreiheit, Demokratie, Vertrauen, Stärken, Verantwortung übernehmen, und Zivilcourage.
Vermittlung
Auch Themen wie Demokratie könnten bereits in der Grundschule vermittelt werden, sagt Claudia Müller. Eine Klassensprecherwahl sei ein simples Beispiel dafür. „Es geht darum, das Thema für die Kinder erlebbar zu machen“, sagt Müller.