Petra Olschowski gilt als die designierte Wissenschaftsministerin. (Archivbild) Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Theresia Bauer (Grüne) hört als baden-württembergische Wissenschaftsministerin bald auf. Sie will im November OB in Heidelberg werden. Die Nachfolge im Ministeramt scheint geklärt.

Aller Voraussicht nach wird der Landtag in seiner Plenarsitzung am 28. September die neue politische Spitze für das baden-württembergische Wissenschaftsministerium bestätigen. Das verlautete aus Regierungskreisen.

Theresia Bauer, die Heidelbergerin, die seit 2011 im Amt ist und schon viermal zur Wissenschaftsministerin des Jahres gewählt wurde, möchte Oberbürgermeisterin in Heidelberg werden. Die OB-Wahl ist zwar erst am 6. November, aber Bauer will Zeit für den Wahlkampf haben und stellt ihr Ministeramt schon vor der Wahl zur Verfügung.

Staatssekretärin soll aufsteigen

Als Bauers Nachfolgerin gilt ihre gegenwärtige Staatssekretärin Petra Olschowski als gesetzt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann halte viel von der souverän auftretenden Staatssekretärin, heißt es aus seinem Umfeld. Er habe sich auf Olschowski bereits festgelegt. Offiziell bestätigen mag das Staatsministerium allerdings noch nicht, dass die Entscheidung gefallen sei. Kretschmanns Sprecherin erklärt lediglich: „Die Nachfolge von Theresia Bauer wird formal am 28. September im Plenum gewählt. Über die Besetzung wird zeitnah entschieden. Wenn die Entscheidung gefallen ist, wird die Personalie offiziell verkündet.“

Petra Olschowski genießt auch in ihrer Landtagsfraktion hohes Ansehen. Bei der jüngsten Landtagswahl war sie als grüne Abgeordnete für den Stuttgarter Wahlkreis IV (Osten, Cannstatt und obere Neckarvororte) erstmals in den Landtag eingezogen. Sie hatte bei der Wahl das Direktmandat für die Grünen geholt.

Die Kunsthistorikerin und Journalistin Olschowski war von 2002 an acht Jahre Geschäftsführerin der Kunststiftung Baden-Württemberg. Als erste Frau wurde sie 2010 zur Rektorin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste berufen. Zudem war sie Vorsitzende des Württembergischen Kunstvereins.

Nach der Landtagswahl 2016 holte Bauer die damals noch parteilose Rektorin in Wissenschaftsministerium. Als politische Staatssekretärin steht Olschowski seit 2016 in erster Linie für den Themenbereich Kunst. Verdienste hat sie sich unter anderem bei der Rückgabe von Kulturgütern erworben. Als eine ihrer wichtigsten politischen Erfahrungen bezeichnet sie selbst die Vorbereitung der Rückgabe der Witbooi-Bibel an Namibia.

Seit einiger Zeit tritt die 57-Jährige aber bereits verstärkt als Generalistin auf. Schon im Juni legte sie beispielsweise zusammen mit Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) den Grundstein für den Neubau Cyber Valley I auf dem Innovationscampus in Tübingen. Dort soll die Forschung zur Künstlichen Intelligenz intensiviert werden. Olschowski firmierte schon da nicht als Kunst- sondern als Wissenschaftsstaatssekretärin.

Anderweitig etabliert

Auch über die grüne Bundestagsabgeordnete Anna Christmann war als mögliche Wissenschaftsministerin spekuliert worden. Die ehemalige Büroleiterin von Theresia Bauer hat sich aber inzwischen als Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt und als Beauftragte für digitale Wirtschaft in Berlin etabliert.

Pragmatische Lösung für den Staatssekretärsposten?

Offen ist, wen Kretschmann der künftigen Ministerin als Staatssekretärin oder Staatssekretär zur Seite stellen wird. Der Karlsruher Grünen-Abgeordnete Alexander Salomon ist wissenschaftspolitischer Sprecher der Fraktion, doch haben nur wenige den 36-Jährigen auf dem Zettel. Überwiegend heißt es, aus der grünen Landtagsfraktion biete sich niemand wirklich an.

Spitzengrüne munkeln, am wahrscheinlichsten sei eine Lösung aus der Landesverwaltung. Denkbar wäre demnach, dass Kretschmann einen Abteilungsleiter oder eine Abteilungsleiterin aus einem Ministerium auf den Staatssekretärsposten befördert. Möglicherweise werde die Verteilung der Zuständigkeiten zwischen Ministerin und Staatssekretär anders gewichtet. Bisher läuft die Kunst vorrangig bei der Staatssekretärin.

Der Abgang von Wissenschaftsministerin Bauer ist die erste Veränderung im dritten Kabinett Kretschmann, das im Mai 2021 gebildet wurde. Theresia Bauer ist Wissenschaftsministerin, seit die Grünen im Mai 2011 die Regierung in Baden-württemberg übernommen haben. Sie ist neben Kretschmann selbst und Verkehrsminister Winfried Hermann das dienstälteste Mitglied im Landeskabinett.