Michael Mancilik: Ein Nachwuchsspieler im CVJM-Posaunenchor Esslingen-Stadtmitte
„Das Musizieren in der Gruppe macht mir großen Spaß“, sagt Michael Mancilik begeistert. Anfang des Jahres hat der Zehnjährige die Ausbildung beim CVJM-Posaunenchor Esslingen-Stadtmitte begonnen. Doch wie kam Michael, der die vierte Klasse an der Waisenhofschule in Esslingen besucht, zum Posaunenchor? „Ein Nachbar, der im Chor die Tuba spielt, hat mir empfohlen, bei einem Schnuppertag vorbeizuschauen“, erzählt der junge Bläser. Im Lutherbau des CVJM in der Kiesstraße konnten die jungen oder schon etwas älteren Interessenten verschiedene Blechblasinstrumente ausprobieren. Schnell stand für Michael fest: Ich lerne Posaune.
„Am Anfang war es für mich schwierig, mit den verschiedenen Zugpositionen die richtige Tonhöhe zu treffen“, erinnert sich der junge Musiker. Doch mit der Anleitung durch erfahrene Ausbilder des Posaunenchors wurde es schnell besser. Zugute kam ihm, dass er seit einiger Zeit Geigenunterricht an der Städtischen Musikschule Esslingen hat und somit mit den Grundlagen des Musizierens bereits vertraut war. „Geige spielen ist schön, doch besonders toll finde ich das Musizieren in der Gruppe mit anderen Blechbläsern“, schwärmt Michael Mancilik, der begeistert bei der Sache ist und keine Probe versäumt.
Unterricht vornehmlich in Gruppen
Mit dem Fortschritt der Jungbläsergruppe ist Tobias Gunkinger, einer der fünf Ausbilder im CVJM-Posaunenchor Esslingen-Stadtmitte, sehr zufrieden: „Was die Anfänger in der kurzen Zeit bereits gelernt haben, ist sehr beachtlich.“ Um die Spielerinnen und Spieler zu motivieren, findet der Unterricht vornehmlich in Gruppen statt. Und wenn sich jemand schwertut, wird er über Einzelunterricht wieder an die Gruppe herangeführt.
Um die älteren Musiker kümmert sich Joachim Braun, der im Posaunenchor das Euphonium spielt. „Uns ist wichtig, dass im Chor Menschen aller Generationen mitmachen können“, sagt der erfahrene Blechbläser. Neue Mitspieler würde der Posaunenchor über Schnupperstunden, Werbeaktionen und Flyer gewinnen, doch ebenso wichtig sei die Mundpropaganda.
Bei der Beschaffung von Instrumenten und Noten gibt der Posaunenchor Hilfestellung. Immerhin kostet eine gute Trompete um 1000 Euro, und bei der Tuba steigert sich dieser Betrag locker um das Vierfache. Da ist es sehr willkommen, dass der Posaunenchor Instrumente und Noten gegen eine Kaution stellt. „Oft bekommen die jungen Musikanten später dann eigene Instrumente. Ein schöner Anlass hierfür ist die Konfirmation“, empfiehlt Tobias Gunkinger, der die Anfänger nicht nur instrumentaltechnisch anleitet, sondern ihnen auch die notwendigen musiktheoretischen Grundlagen vermittelt.
Fokus verschiebt sich
Der Unterricht ist methodisch gestaffelt. Nachdem die verschiedenen Noten und Griffe erforscht sind, wird zunächst einstimmig musiziert. Später kommt dann eine zweite oder dritte Stimme hinzu. So lernen die Nachwuchsbläser nicht nur auf sich und ihre Stimme, sondern auch auf die Mitspielenden zu achten. Wenn die jungen Bläser weiter fortgeschritten sind, verschiebt sich der Fokus von der Tonfindung auf die Ausgestaltung der Musik.
Ist ein bestimmter Ausbildungsstand erreicht, werden die Bläser schrittweise an den großen Chor herangeführt. Sonntags dürfen sie dann gelegentlich beim Turmblasen von der Stadtkirche herab mitwirken und auch bei anderen Auftritten mitspielen: Der Nachwuchs wird nach und nach integriert und an das Spielen im großen Chor gewöhnt.
Von Kirchenmusik bis Filmmusik
Wertvolle Impulse bekommen die Jungbläser überdies in den jährlichen Kursen des Evangelischen Jugendwerks Esslingen in Michelbach/Bilz. In den auf verschiedene Leistungsstufen hin ausgerichteten Kursen lernen die Musikerinnen und Musiker auch Spieler anderer Posaunenchöre kennen. Gemeinsam wird ein breites Spektrum erarbeitet: Von Kirchenmusik und klassischen Werken bis hin zur Filmmusik.
Die Nachwuchsarbeit ist auch für Matthias Flaig, den Dirigenten des CVJM-Posaunenchors Esslingen-Stadtmitte, sehr wichtig. „Wie in vielen musikalischen Vereinigungen geht auch bei den Posaunenchören der Nachwuchs zurück. Hier gilt es gegenzusteuern“, sagt der erfahrene Musiker. Motivieren will er über die Literaturauswahl. „Es gibt heute eine Vielzahl hervorragender zeitgemäßer Arrangements von Chorälen und anderen sakralen Musikstücken“, weiß Flaig, der die Programme zudem gerne mit Jazztiteln und aktuellen Popsongs würzt.
Blasen zum Lob Gottes
Historie
Die modernen evangelischen Posaunenchöre haben ihren Ursprung im Pietismus. Die ersten Posaunenchöre gab es im 18. Jahrhundert in der Herrenhuter Brüdergemeinde in der Oberlausitz. Der Pastor Eduard Kuhlo und sein Sohn Johannes Kuhlo gründeten um 1900 in Westfalen Posaunenchöre. Von dort breitete sich die Bewegung in ganz Deutschland aus.
Mitglieder
In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg musizieren rund 650 Blechbläser-Chöre mit mehr als 16 500 Mitgliedern. Die Posaunenarbeit ist Teil des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg und leistet einen wichtigen Beitrag zur Jugendarbeit und zum Zusammenhalt der Generationen. Die Posaunenchöre werden musikalisch meist von ehrenamtlichen Chorleitern und Chorleiterinnen geführt.
Fortbildung
In Württemberg sind sechs hauptamtliche Posaunenwarte für die Fortbildungen verantwortlich. Das Ausbildungsangebot im Bereich der Posaunenchöre ist breit gefächert. Es gibt Chorleiterschulungen und Lehrgänge für die Gruppenleitungen. Auf Bläserlehrgängen können sich junge oder auch ältere Posaunenchormitglieder weiterbilden.