Die meisten Schutzwesten der Polizei in Baden-Württemberg sind schadhaft. Foto: Maximilian Koch/IMAGO

SPD ist bestürzt über schadhafte Schutzwesten. Gewerkschaft der Polizei fordert vom Innenministerium, schonungslos die Mängel bei der Landespolizei festzustellen, sonst drohe eine Bundeswehr 2.0.

Die meisten der von Baden-Württembergs Polizistinnen und Polizisten getragenen Schutzwesten sind schadhaft: Demnach besteht bei etwa drei Vierteln der Unterziehschutzwesten, die Gefahr, von einem aufgesetzten Schuss des Kalibers 9 Millimeter durchschlagen zu werden. Nach dem Bericht unserer Zeitung reagieren nun Politik und Polizeigewerkschaften.

SPD-Generalsekretär Sascha Binder ist bestürzt: Innenminister „Thomas Strobl ist ein Minister für Selbstdarstellung und zunehmend auch der Selbstverteidigung. Die Polizei bleibt dabei auf der Strecke. Zuerst werden nicht funktionstüchtige Bodycams verteilt, dann sorgt die marode IT-Infrastruktur im LKA für erhebliche Probleme. Zuletzt konnte Hackerangriffen nicht standgehalten werden, sodass die Internetpräsenz der Polizei stundenlang lahmgelegt war. Nun hat er keinen Plan, wie er die Polizei umgehend mit Schutzwesten ausrüsten kann, die Leib und Leben schützen.“

FDP-Innenexpertin Julia Goll sagte: „Für seine sogenannte Einstellungsoffensive lässt sich Minister Strobl feiern, eine Materialoffensive bleibt er indes offensichtlich schuldig. ‚Die schützen, die uns schützen‘ stelle ich mir anders vor.“ Gundram Lottmann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, hält fest, dass sich „Berichte über Mängel in der Ausrüstung und -stattung bei der Polizei Baden-Württembergs mehren. Das Landespolizeipräsidium muss sich schnell einen Überblick über die Lage verschaffen, Mängel umfassend erfassen und schonungslos die Kosten berechnen, die anfallen, um diese zu beheben. Sonst droht die Polizei in Sachen Mängel eine Bundeswehr 2.0 zu werden.“ Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, fordert, Schutzaustattungen generell früher auszutauschen.