Sicherheitskräfte gehen gegen Melek Cetinkaya in Ankara vor – auf ihrer Schürze steht „Gerechtigkeit für die Kadetten“. Foto: AFP/Adem Altan

2016 putschten Teile des türkischen Militärs. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, Tausende verurteilt. Doch viele Fragen sind noch offen, nicht nur für Melek Cetinkaya, die für die Freilassung ihres Sohn Furkan, damals Kadett, kämpft – trotz Drohungen.

Ankara - Wenn sie nichts anderes mehr tun kann, geht Melek Cetinkaya auf die Straße und schreit. „Eines Tages werdet auch ihr Gerechtigkeit brauchen“, schreit sie die Passanten auf der Flaniermeile von Ankara an. „Auch ihr alle, die ihr dazu schweigt, dass unschuldige Jugendliche seit Jahren eingesperrt sind.“ Schweigend hasten die Menschen an der schreienden Frau im Kopftuch vorbei und wenden die Blicke ab. Wenn doch einmal einer stehen bleibt und sie ansprechen will, greifen Polizisten ein. Cetinkaya zählt nicht mehr, wie oft sie schon festgenommen worden ist – mehr als 40-mal in den letzten zwei Jahren, schätzt sie.