Anruf im Spätbarock: Schülerinnen und Schüler des Plochinger Gymnasiums wirken in einem Jugendprojekt der Bachakademie Stuttgart mit. Die Aufführung findet am Sonntag im Beethovensaal der Liederhalle statt.
Na klar, das ist schon was anderes als bei der schuleigenen Sommerserenade, findet Jonathan: in einem richtigen, großen Konzertsaal vor 2000 Zuhörerinnen und Zuhörern singen. Mit viel Spannung, Vorfreude und der gehörigen Portion Lampenfieber fiebern er und seine zehn- bis 13-jährigen Schulkameradinnen und -kameraden vom Plochinger Gymnasium ihrem großen Auftritt im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle entgegen. An diesem Sonntag stehen sie dort zusammen mit 300 anderen Grund- und Unterstufenschülerinnen und -schülern auf der Bühne in einem Projekt der Bach-bewegt-Jugendreihe der Stuttgarter Bachakademie. Diesmal wird Bach selbst bewegt, nämlich seine „Kaffeekantate“ vom 18. ins 21. Jahrhundert. Da staunt der Laie, und der Fachmensch wundert sich: den chorlosen Kantatenscherz des Altmeisters in 300 jungen Kehlen? Nun, ganz das Original ist es nicht, das wird im Konzert von den bachakademischen Profis serviert. Der Nachwuchs stimmt ein Update der betagten Satire auf Sucht und vergebliche erzieherische Maßnahmen an: Aus Koffein wird Touchscreen, aus der Kaffee- eine Smartphone-Kantate, die der Komponist Karsten Gundermann in freier Anlehnung an Bach und mit vielen Chorsätzen neu geschrieben hat. Statt unablässig Kaffee zu süffeln, daddelt Lisa nun ebenso unablässig an ihrem Handy herum. Doch ganz ist die braune Brühe nicht aus der Story herausgefiltert: Lisas genervter Papa, der Tochter gegenüber stets zu Standpauken bereit, hängt selbst am Tropf – nicht dem von Whatsapp und Tiktok, sondern der altbewährten Kaffeemaschine. Er braucht eine Koffeindosis nach der anderen – fast bis zum Infarkt.
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