Im früheren Kreiskrankenhaus werden kommendes Jahr 280 Beschäftige des Landratsamts arbeiten: Davon erhofft sich die Stadt nicht nur einen Standortvorteil durch den Zuwachs an Arbeitsplätzen, sondern auch eine Stärkung der zentralörtlichen Funktion dank der Kreisbehörde. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Kein Krankenhaus, keinen Gesundheitscampus, dafür aber mehrere Kreisämter gibt es bald auf dem Plochinger Stumpenhof. Auch nicht schlecht, lautet die Devise der Stadtverwaltung. In den insgesamt 280 Arbeitsplätzen sieht die Rathausspitze einen weiteren Standortvorteil für die Kommune und eine „entsprechende Außenwirkung“ dank der überkommunalen Behörden.

Von Greta Gramberg

Der Ausschuss für Technik und Umwelt des Gemeinderates hat vor kurzem sowohl dem Antrag für den Umbau des Klinikhauptgebäudes zugestimmt als auch dessen Umnutzung, was eine Änderung des Bebauungsplanes nötig machte. Nach Angaben von Peter Keck, Pressesprecher der Kreisverwaltung, sind die Umbauten schon im Gange. Das Innere des ehemaligen Kreiskrankenhauses wird nun ausgebeint, um anschließend 4000 Quadratmeter Bürofläche zu schaffen. In die bisherige Sporthalle kommen Multifunktionsräume. Außerdem sind 67 weitere Parkplätze entlang der Straße geplant.

Drei Ämter ziehen nach

„Bis Ende des Jahres“ soll laut Keck der Umzug über die Bühne gehen. 83 Beschäftigte des Gesundheits- und des Veterinäramtes arbeiten bereits seit 2015 „Am Aussichtsturm“. 2017 wechseln dem Pressesprecher zufolge noch das Revisionsamt, die Leitung des Dezernats für Infrastruktur sowie das Amt für Kreisschulen und Immobilien mit zusätzlich rund 200 Mitarbeitern in die neue Plochinger Außenstelle.

Anlass für den Umzug ist, dass das Landratsamt wegen des wachsenden Bedarfs an Arbeitskräften etwa im Bereich der Flüchtlingsbetreuung aus allen Nähten platzt (wir berichteten). Der Komplex auf dem Stumpenhof war bis 2014 das kleinste Kreiskrankenhaus, zuletzt nur noch mit einer Psychiatrieabteilung. Aufgrund der Sparzwängeder Kreiskliniken wurde es unter großen Protesten vor allem der Plochinger Bevölkerung schließlich ganz geschlossen.

Nach dem Auszug der Patienten hatten Landkreis und Klinikgesellschaft zwischenzeitlich eine Rehaklinik und dann einen „Gesundheitscampus“ zur Nachnutzung vorgeschlagen. Eine Fortbildungsakademie der Kliniken, eine Psychiatrie-Ambulanz sowie die Pflegeschulen Ruit und Nürtingen sollten einziehen. Die Idee wurde vergangenes Jahr angesichts einer Reform der Ausbildung in den Pflegeberufen und des angesprochenen Platzmangels verworfen. Stattdessen bewilligte der Finanzausschuss des Kreistages 4,5 Millionen Euro für den Umbau der Klinik zum Bürogebäude.

Noch immer Trauer um Klinik

Dass sie kein Krankenhaus mehr im Ort haben, hängt den Plochingern noch immer nach. „Wir sind uns immer noch unsicher, ob wir uns eher freuen oder trauern sollen“, sagte etwa Ralf Schmidgall in einer Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt zu den Plänen des Landkreises für das Gebäude und sprach die Hoffnung aus, dass die Behörden auch dann am Stumpenhof bleiben, wenn das neue Landratsamt in Esslingen steht.

Natürlich gebe es in Plochingen kein Krankenhaus mehr und der Schmerz sei nach wie vor da, entgegnete Bürgermeister Frank Buß. Man dürfe diese Nutzungsoption aber nicht kleinreden. Die vielen Arbeitsplätze seien nicht nur ein Standortvorteil, sondern würden auch die zentralörtliche Funktion von Plochingen stärken, so der Rathauschef. Er erinnerte daran, welch großer Schlag der Umzug des Vermessungsamtes von Plochingen nach Esslingen im Jahr 2005 war. „Wir sind die einzige Kommune unter der Grenze einer Großen Kreisstadt, die eine wichtige Kreiseinrichtung hat“, sagte er angesichts der zugezogenen Kreisbehörden auf dem Stumpenhof. Es sei zwar kein Krankenhaus, merkte Buß an, aber die Lösung bringe eine entsprechende Außenwirkung für die Kommune.