Das Gelände rechts soll auf das Straßenniveau (links) angehoben werden. Foto:  

In Plochingen befürchtet man durch das Gewerbegebiet Neckartal III in Wernau negative Auswirkungen auf den Hochwasserschutz.

In der Regel mische man sich nicht groß in die Bebauungspläne der Nachbargemeinden ein, sagt Wolfgang Kissling, der Leiter des Verbandsbauamtes für Plochingen, Altbach und Deizisau. Aber die Änderungen für das Gebiet Neckartal III, mit dem Wernau zusätzliche Gewerbeflächen schaffen will, hätten „inhaltlich doch ein bisschen Pfeffer“. Plochingen sieht sich in einigen Belangen betroffen, insbesondere beim Hochwasserschutz. Die Stadt äußert deshalb im Zug des Bebauungsplanverfahrens Bedenken gegen das Gebiet.

Laut Hochwassergefahrenkarte handelt es sich beim Gebiet Neckartal III um Überflutungsflächen für ein Extremhochwasser. Einzelne Firmen stehen schon heute in diesem Bereich, der knapp neun Hektar Fläche umfasst. Er soll aufgeschüttet werden, sodass er komplett auf Höhe der Esslinger Straße liegt. Im Norden des Gebiets ist eine Mähwiese als Überflutungsfläche vorgesehen, die das Verbandsbauamt allerdings für viel zu klein hält, zumal ja voraussichtlich große Flächen neu versiegelt würden. Die Befürchtung ist, dass der Neckar bei Hochwasser mehr Wasser nach Plochingen bringt, was sich auch auf die Fils auswirken könnte. Sie mündet direkt in der Kurve des Neckarknies ein – und schon jetzt entwickle sich bei starker Strömung hier ein Rückstau. Zum Thema Hochwasserschutz erwarte man zumindest „fundiertere Aussagen“, sagte Kissling deshalb im Bauausschuss des Plochinger Gemeinderats.

Im bisherigen Bebauungsplan und im Flächennutzungsplan sei das Gebiet Neckartal III als Grünfläche ausgewiesen, so das Verbandsbauamt. Kissling verwies auf frühere Ideen wie das „Grünprojekt Neckarknie“ und ein Artery-Projekt. Diese sahen hier eine Art Landschaftspark und mehr Raum für den Neckar vor. Auch wenn das lediglich unverbindliche Studien gewesen seien, vollziehe man nun doch eine Kehrtwende: Die Vision eines durchgehenden grünen Bandes gehe damit verloren.

Die Plochinger Stellungnahme führt weitere kritische Punkte an: Demnach verliert der Neckartalradweg, gerne auch von Spaziergängern genutzt, auf diesem Abschnitt an Reiz. Die Kaltluftzufuhr drohe beeinträchtigt zu werden, der bestehende Kreisverkehr sei möglicherweise überlastet. Von Lärm, vor allem durch Schwerverkehr, sei der Plochinger Bruckenwasen betroffen, so die Befürchtung. Auch die mögliche Ansiedlung von Einzelhandel in dem Gebiet sieht die Stadt kritisch. Ein ganzes Paket an Bedenken also, dem die Ausschussmitglieder einstimmig beipflichten. Man sehe zwar den Bedarf an Gewerbeflächen und unterstütze alles, was die Region fördere, meinte Reiner Nußbaum (CDU). Aber die Bedenken müssten dennoch ernst genommen werden. Constanze Hapke-Amann (OGL) hätte sich angesichts der Umwelt- und Klimafolgen sogar eine „schärfere Formulierung“ in der Stellungnahme vorstellen können. Nicht ausgeschlossen, dass das neue Wernauer Gewerbegebiet durch seine Auswirkungen auf die Fils zur Überflutung von Plochinger Gewerbeflächen beitrage, stellte Klaus Hink mit Blick aufs Filsgebiet West, das die Stadt gerade neu ordnet, fest. Und Dagmar Bluthardt (SPD) sprach vom „Erschrecken“ über die neuen Gewerbehallen, die derzeit direkt am Kreisverkehr unter der B 10 entstehen oder schon fertig sind. Sie liegen zwar nicht im Bereich Neckartal III, gäben aber einen Vorgeschmack auf das, was dort kommen könne.