Gleich bei zwei Veranstaltungen ging es am Wochenende in Plochingen um Naturschutz: Der Schwäbische Albverein und der Esslinger Nabu-Kreisverband hatten eingeladen – allerdings unabhängig voneinander.
Freizeitaktivitäten in der Natur: Das war das große Thema am Wochenende in der Plochinger Stadthalle. Bereits zum 16. Mal veranstaltete der Schwäbische Albverein dort einen Naturschutztag. Ein Format, mit dem man stets positive Erfahrungen gemacht habe, wie Hans-Ulrich Rauchfuß, der Präsident des Schwäbischen Albvereins, sagte. Alle zwei Jahre findet der Naturschutztag statt, immer mit einem bestimmten Schwerpunkt. Die Freizeitaktivitäten als Thema sind aus der Coronazeit hervorgegangen: „Es gab während der Pandemie einen Ansturm in die Natur“, sagte Rauchfuß. Nun wolle man aus den gesammelten Erfahrungen lernen.
Neue Wege können Ärgernis sein
Wieso eine gezielte Lenkung der Besucherinnen und Besucher vor allem in Schutzgebieten wichtig ist, erläuterte Heidrun Nübling vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Beispielsweise strömten während der Blüte der Märzenbecher 3000 bis 4000 Spaziergänger ins Wolfstal nahe der Donau. Um die Blüten besser sehen zu können oder ein schöneres Motiv für Fotos zu ergattern, verließen einige die Wege, was zu neuen Trampelpfaden führe. Das Problem mit diesen neuen Wegen sei, dass sie meist bestehen blieben, da andere Besucher dem Beispiel folgten.
Um solche Situationen zu verhindern, laufen Ranger das Biosphärengebiet ab und kontrollieren die Einhaltung der Regeln. Gesperrte Wege würden mit natürlichen Barrieren aus Ästen und Baumstämmen blockiert, erklärt Nübling. „Allerdings bauen einige Menschen die Barrieren regelmäßig auch wieder ab. Manche gehen sogar soweit, mit der Kettensäge in den Wald zu kommen“, sagte sie. Einen Grund für die Nutzung von gesperrten Strecken sieht sie in digitalen Wanderportalen, die immer häufiger zur Planung genutzt würden. Das Biosphärengebiet habe deshalb damit begonnen, Wege in den digitalen Karten als gesperrt zu markieren. „Die Digitalisierung macht auch vor unserer Haustüre nicht halt“, sagte Nübling. Im Schwäbischen Albverein sei man sowohl Naturschützer als auch Naturnutzer, ergänzte Rauchfuß. Diese Verbindung wolle der Verein durch Aktionen wie den Naturschutztag hervorheben.
Im Umweltzentrum Neckar-Fils auf der anderen Seite des Neckars drehte sich am Wochenende ebenfalls alles um den Naturschutz. Beim ersten Naturschutztag des Esslinger Kreisverbands des Naturschutzbundes (Nabu) seit etwa 30 Jahren deckten die Referenten ein breites Themenspektrum ab, vom Schutz der Gelbbauchunken bis hin zu biologischer Vielfalt durch Weidehaltung.
Bei einer kurzen Exkursion ans Neckarufer konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen, dass der Biber zurückgekehrt ist: Entrindete Bäume und Holzschnitzel weisen am Ufer auf die Tiere hin. „Den Biber gibt es hier seit etwa sechs Jahren“, sagte Harald Brandstetter vom Nabu. Insgesamt seien im Landkreis mehr als 40 Biber nachgewiesen. „Die Population hat sich in den vergangenen Jahren stark vergrößert.“
Der Biber wohnt in Plochingen
Ein Familienverband bewohnt einen Bau am Neckar in Plochingen. Die Komplikationen durch die Tiere seien in der Stadt noch überschaubar. Einige Bäume in Ufernähe wurden mit einem Maschendrahtgeflecht geschützt. „Es wäre kein Problem für einen Biber, solch einen Baum zu fällen“, erklärte Brandstetter. Ein alter Biberbau musste weichen, da er unter einem beliebten Fußgängerweg neben der Bahntrasse lag. Der Holzsteg des Weges sei eingebrochen, und es bestand die Gefahr, dass der Biber bis unter die Bahngleise graben würde.
Für den ersten Nabu-Naturschutztag seit langer Zeit zog Roland Appl ein positives Fazit. „Ich denke, es war ein gelungener Versuch“, sagte Appl, der zum Sprecherteam des Kreisverbands gehört. Die Themen der Vorträge seien in diesem Jahr noch lose zusammengestellt worden. Man werde sehen, ob sich das in Zukunft ändern werde. Der Naturschutztag in dieser Form sei als Event besonders, da keine der Ortsgruppen im Landkreis den Aufwand alleine stemmen könnte. „In Zukunft könnte man die Veranstaltung etwas breiter mit mehr Platz ausrichten“, sagte Appl. Dann will man sich auch mit dem Schwäbischen Albverein absprechen, Konkurrenz sei nicht beabsichtigt.
Viele vereinte Kräfte für den Umwelt- und Naturschutz
Albverein
Am 13. August 1888 wurde der Schwäbische Albverein von Vertretern verschiedener Verschönerungsvereine in Plochingen gegründet. Mit momentan circa 83 000 Mitgliedern ist er der größte Wanderverein Europas.
Naturschutzbund
Im Jahr 1899 wurde der Bund für Vogelschutz gegründet, aus ihm ist der heutige Natuschutzbund (Nabu) hervorgegangen. Mehr als 940 000 Menschen sind Mitglied im Nabu, womit er zu einem der mitgliederstärksten Umweltverbände zählt.
Umwelthilfe
Auch Jürgen Resch, der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, hat bei der Nabu-Veranstaltung im Umweltzentrum Neckar-Fils einen Vortrag gehalten. Der gebürtige Plochinger sprach darüber, wie man beim Klimaschutz am besten Druck machen kann.