„Man bekommt sehr viel zurück“

Käsekuchen backen steht an diesem Backtag im Johanniterstift auf dem Programm. „Ich habe dafür das weltbeste Rezept“, verspricht Dagmar Öngün, die als Ehrenamtliche die Backrunde leitet. Das Beste daran: „Den fertigen Kuchen gibt es heute Nachmittag zum Kaffee.“ Das sorgt für Vorfreude bei den acht Frauen und dem Mann, die sich an diesem Vormittag eingefunden haben. Unter ihnen ist die 92-jährige Lore Bührle. Beim Backen sei sie regelmäßig dabei, erzählt sie, denn das habe sie auch früher zuhause gemacht: „Ich habe immer gern für die Familie gebacken, da gab es dann zum Beispiel einen Hefekranz zum Sonntagskaffee. Käsekuchen habe ich auch viele gemacht, die sind immer schön locker geworden“, erzählt die Seniorin. Backen sei für sie eine schöne Abwechslung, ebenso wie das gemeinsamen Singen, die Gymnastik oder die Vorleserunde aus der Zeitung: „So wird es einem nicht langweilig.“

Dann gilt es, die Käsekuchenmasse Schritt für Schritt zusammen zu rühren. Die Eier teilen überlassen die Seniorinnen Dagmar Öngün. Danach hilft Frieda Breymayer, die ihr Alter nicht verraten will, tatkräftig mit, den Eischnee zu schlagen und die Quarkmasse zusammenzurühren. Auch sie habe früher viel gebacken, sagt sie, während das Rührgerät seine Kreise zieht. Bei Hannelore Kälberer (78) gab es immer 13 Sorten Plätzchen zu Weihnachten. So war sie auch vor Weihnachten in der Backrunde mit von der Partie, als Plätzchen und Lebkuchen gebacken wurden.

Dagmar Öngün engagiert sich seit 2010 im Backteam. „Dazu gekommen bin ich über die Ehrenamtskoordinatorin Christel Raisch, die meine Nachbarin ist.“ Verstärkung sei immer willkommen. Mit elf Jahren habe sie angefangen zu backen und es von ihrer Oma gelernt. Seit die Kinder aus dem Haus sind, nutze sie die freie Zeit fürs Ehrenamt. Neben dem Backen mit den Senioren gibt sie Nachhilfe in Englisch und Mathematik. „Man bekommt sehr viel zurück und weiß einfach, wofür man das macht“, sagt Öngün über ihr Engagement.

Das vielseitige Angebot gibt es im Johanniterstift seit 27 Jahren, erklärt Hausdirektor Tobias Lechner. Betreiber der Einrichtung ist die Evangelische Heimstiftung, die in all ihren Häusern großen Wert aufs Ehrenamt legt. Angefangen habe alles mit einem Besuchsdienst zur Unterhaltung der Bewohner und um eine Verbindung „nach draußen“ zu schaffen. Bis heute sei das geblieben. So kommen etwa Musiker, Schüler oder Kindergartenkinder mit einem kleinen Programm zu Besuch. Zu den wöchentlichen Aktionen gehören Backen, Singen, Gymnastik, Vorlesen der Zeitung, bunte Spiel- und Musiknachmittage, Früh- und Dämmerschoppen, Gottesdienste, die monatliche Feier für alle Geburtstagskinder oder auch das Offene Atelier für Bewohner, Angehörige, Freunde und ehemalige Nachbarn und weitere Interessierte. Passend zu Ereignissen wie Weihnachten oder Ostern werden Feste organisiert, gemeinsam auf Plochinger Veranstaltungen wie den Märkten gegangen oder eine Ausfahrt mit dem Paralleltandem gemacht.

60 Ehrenamtliche im Alter von 35 bis 80 Jahren zählt das Team, dazu kommen 30 Ehrenamtliche der Hospizgruppe Deizisau. „Es waren auch schon 100 Ehrenämtler. Verstärkung können wir immer gebrauchen“, sagt Christel Raisch, die von der ersten Stunde an dabei ist: „Jeder kann mitmachen und schauen, was ihm liegt oder was man aufgrund eigener Interessen einbringen möchte.“ Durch das Engagement seien schon viele Freundschaften zwischen Bewohnern, Angehörigen und Ehrenamtlichen entstanden, weiß Tobias Lechner: „Dazu nimmt einem ein solches Engagement vielleicht auch die Berührungsangst zum Altenheim, wenn man sich selbst ein Bild machen kann, wie es dort so ist.“ Für die Ehrenamtlichen gibt es regelmäßige Fortbildungen und Treffen sowie gemeinsame Ausflüge.

Informationen zum Ehrenamt bei der Evangelischen Heimstiftung gibt es im Internet unter www.ev-heimstiftung.de/engagement/herzenssache-ehrenamt und www.ev-heimstiftung.de/plochingen-johanniterstift/ehrenamt/