MTV-Trainer Tore Aleksandersen und eine seiner wichtigsten Spielerinnen: Maria Segura Pallerés . Foto: Baumann

Die Hürde NawaRo Straubing haben die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart locker übersprungen: Trainer Tore Aleksandersen analysiert, warum es in den Play-offs um die Meisterschaft bisher bestens läuft.

Stuttgart - Im Eiltempo sind die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart ins Play-off-Halbfinale um die Meisterschaft eingezogen. Während die Stuttgarterinnen für den ersten Sieg bei NawaRo Straubing noch 77 Minuten benötigt hatten, verwandelten sie am Samstagabend bereits nach 66 Minuten den ersten Matchball zum ungefährdeten 3:0(25:12, 25:15, 25:16)-Heimerfolg. Am nächsten Wochenende geht es im Semifinale gegen den SSC Palmberg Schwerin (2:1 gegen den VfB Suhl). „Unser Spiel hat in allen Bereichen sehr gut funktioniert. Wir haben in beiden Partien gegen Straubing konstant unsere Leistung abgerufen“, lobt Tore Aleksandersen. Warum der MTV-Cheftrainer so zufrieden ist, zeigt eine Analyse der einzelnen Spielelemente.

Der Aufschlag

„Der Aufschlag ist die einfachste Möglichkeit, die gegnerische Mannschaft unter Druck zu setzen“, sagt der Norweger. Dabei sei es egal, ob man führe oder zurückliege. Den Beweis zu dieser These lieferte Maria Segura Pallerés im zweiten Duell gegen die Straubingerinnen eindrucksvoll. Beim Stand von 7:6 servierte die Spanierin neun Aufschläge in Serie, welche die Stuttgarterinnen allesamt in Punkte ummünzten. „Es kommt auf eine Mischung aus dem Anwurf, der Genauigkeit, dem Treffpunkt und der Geschwindigkeit an. Manche Spielerinnen bringen diese Elemente besser zusammen“, betont Aleksandersen. Beim MTV trifft das neben Segura Pallerés, die in der Hauptrunde mit 22 Aufschlagpunkten die drittmeisten der Bundesliga sammelte, besonders auch auf Juliët Lohuis (21) zu.

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Die Annahme

Wenn es bei den Stuttgarterinnen in den vergangenen Wochen hakte, wurde von den Verantwortlichen häufig die Annahme thematisiert. Nach dem Hinspiel in Straubing war ebendiese der einzige kleine Kritikpunkt, den Sportchefin Kim Renkema anmerkte. Im Kader des MTV gibt es drei echte Expertinnen. Auch in ihrer dritten Saison ist Libera Roosa Koskelo die wichtigste Spielerin in der Abwehr. Dazu haben von den fünf Außenangreiferinnen Hester Jasper und Maria Segura Pallerés die größten Qualitäten in der Annahme. Die Stärken von Michaela Mlejnkova, Dora Grozer und Lara Berger liegen eher im Angriff. „Michaela und Dora verbessern sich in der Annahme in kleinen Schritten. Im Training klappt das schon sehr gut. Und am Samstag hat es auch im Spiel gepasst“, sagt Aleksandersen. Insgesamt bleibt die Annahme aber das Problem der Stuttgarterinnen, im Ligavergleich liegen sie nur auf Rang sechs.

Das Zuspiel

Zu Beginn der Amtszeit von Tore Aleksandersen im Dezember hatte Athina Papafotiou häufiger den Vortritt vor Pia Kästner erhalten, die nun im Viertelfinale gesetzt war. Bei der Aufstellung seiner Zuspielerin, erklärt der Coach, gehe sein Blick vorrangig auf die Spielweise des Gegners. „Von der Qualität her gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden. In einigen Bereichen ist Athina besser, in anderen Pia.“ Dass die deutsche Nationalspielerin zuletzt häufiger spielt, liege an ihren Vorteilen in der Physis. Im Vergleich zur Griechin bringe Kästner etwas mehr Größe im Block mit: „Und auch in der Abwehr war sie zuletzt etwas besser drauf.“

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Der Angriff

Wenn sich die Stuttgarterinnen auf eine Stärke verlassen können, dann ist es ihr Angriff um Topscorerin Krystal Rivers. Die US-Amerikanerin war in der Hauptrunde mit 196 Punkten Bundesliga-Spitze. „Natürlich wird sie auch in den Play-offs eine zentrale Rolle spielen. Sie ist wohl die beste Spielerin der Liga“, sagt Aleksandersen (53). Gegen Straubing erhielt die Kapitänin indes reichlich Unterstützung, Maria Segura Pallerés steuerte 14 Punkte bei. Klar ist aber: Wird es in den kommenden Partien eng, ist Diagonalangreiferin Rivers wieder besonders gefordert. „Das ist aber bei anderen Mannschaften auf dieser Position ebenfalls so“, sagt Aleksandersen, „auch bei den Topteams in Europa.“

Die Mentalität

Wenn der Trainer für die restlichen Spiele einen Wunsch frei hätte, würde er diesen für eine erfahrene Akteurin einlösen. „Erfahrung ist in engen Phasen ein echter Trumpf. Eine 32-Jährige, die schon bei Olympischen Spielen oder einer WM war, würde uns noch weiterbringen“, sagt Aleksandersen. Genau eine solche Anführerin habe bei einigen Niederlagen in der Hauptrunde gefehlt: „Da hätte ich mir ein anderes emotionales Level gewünscht.“ Dieser Wunsch wird sich aber nicht erfüllen lassen, das weiß auch Aleksandersen. „Deshalb geht der Fokus voll auf die Spielerinnen, die wir haben“, erklärt der Trainer – und er hat bei dieser Aussage alles andere als ein ungutes Gefühl: „Wir sind bereit fürs Halbfinale!“