Die ausgesetzten Goldfische vermehren sich massenhaft, weil sie keine natürlichen Feinde haben. Foto: imago images/blickwinkel/A. Hartl via www.imago-images.de

Im Stollenhauweiher bei Bonlanden hat das Filderstädter Umweltschutzreferat Gitter ziehen lassen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Verwaltung dort tätig werden muss.

Simone Schwiete muss es an diesem Nachmittag mehrfach erklären. Immer wieder bleiben Spaziergänger stehen und fragen, was es mit den Zäunen im Stollenhauweiher auf sich hat. Seit wenigen Tagen sind im Teich im Wald nahe der Bonländer Kläranlage Gitter gezogen, die knapp über die Wasseroberfläche ragen. Sie teilen das Gewässer in unterschiedliche Parzellen. „Das ist zum Schutz der Amphibien“, erklärt Simone Schwiete, die Leiterin des Umweltschutzreferats.

Wovor man Molche, Kröten und Frösche schützen muss? Vor ihren Mitbewohnern im Stollenhauweiher. Seit einigen Jahren tummeln sich Goldfische im Wasser. Die sind freilich keine heimische Art – sondern hier irgendwann ausgesetzt worden. „Die Leute haben wahrscheinlich das Gefühl gehabt, dass sie den Tieren etwas Gutes tun, aber für das Gewässer ist das schlecht“, erklärt sie. Die Goldfische fressen als invasive Art den Laich heimischer Amphibien. Mit verheerenden Folgen. „Früher hatten wir hier sieben verschiedene Amphibienarten, jetzt sind sie nicht mehr da“, sagt Simone Schwiete. Berg-, Faden- und Teichmolch, Erdkröte, Gras- und Teichfrosch sowie Gelbbauchunke habe man seit 2019 nicht mehr vor Ort nachweisen können.

Die Goldfische vermehren sich explosionsartig

Probleme mit illegal ausgesetzten Zierfischen gibt es vor Ort seit geraumer Zeit. Die hübschen Schwimmer haben im Weiher keine natürlichen Feinde und vermehren sich explosionsartig. Bereits 2021 musste die Stadt daher aus Umweltschutzgründen tätig werden. Damals wurden sage und schreibe 1200 Goldfische aus dem Stollenhauweiher entnommen und unter anderem zum Tierpark Nymphaea in Esslingen gebracht. Die Aktion sorgte seinerzeit für Aufsehen. TV und Radio verfolgten das Ganze. Schon damals war Simone Schwietes Appell an die Goldfischfreunde eindeutig: „Sie bringen in unseren Gewässern das ökologische Gleichgewicht durcheinander.“

Zäune wurden nun sowohl im Stollenhauweiher als auch im ehemaligen Steinbruch Bechtenrain gezogen, um so fischfreie Zonen zu bekommen. Innerhalb der Zonen wurden die Goldfische umgesetzt. Beides sind streng geschützte Naturdenkmäler. Eingriffe stellen eine Straftat dar, betont Simone Schwiete. Ein gezielter Besatz mit einem Raubfisch, der die Goldfische frisst, scheide aus. „Ersteres ist in einem Naturdenkmal nicht möglich, und der zeitlich befristete Raubfischbesatz würde zwar die Goldfische dezimieren, aber genauso auch die Amphibien. Dadurch hätten wir nichts gewonnen“, sagt sie. Sie appelliert an die Bevölkerung, keine Fische in öffentlichen Gewässern auszusetzen. „Die ökologischen Probleme, die daraus entstehen, sind schwer wieder in den Griff zu bekommen.“ Die Stadt werde noch ein Schild am Weiher aufstellen, das explizit auf die Problematik hinweist.

Simone Schwiete hofft, dass sich die Amphibienbestände im Frühjahr und Sommer erholen können. Im Herbst sollen die Zäune wieder abgebaut werden. Und später im Jahr soll der Teich dann abgelassen werden. Das sogenannte Wintern soll helfen, die verbliebenen Goldfische – die Expertin schätzt ihre Zahl auf 100 bis 300 – endgültig loszuwerden.