Schadstoffmessungen am Stuttgarter Neckartor Foto: Lichtgut/Max Kovalenko/.

Pläne der EU sehen eine drastische Verschärfung der Grenzwerte vor, die in Stuttgart zu neuen Verkehrsbeschränkungen führen können. Auch E-Autos sind nicht auf der sicheren Seite.

Die EU-Kommission plant eine drastische Verschärfung der Grenzwerte für verschiedene Luftschadstoffe. So soll von 2030 an die Konzentration von Stickoxid in der Luft im Jahresdurchschnitt von 40 auf 20 Mikrogramm je Kubikmeter Luft gesenkt werden. Die Überschreitung der Grenzwerte für Stickoxide führte in Stuttgart bereits in der Vergangenheit zu Fahrverboten für ältere Dieselfahrzeuge. Diese könnten bei einer Überschreitung der künftigen Grenzwerte in einigen Jahren ausgeweitet werden. Die Pläne, über die der Fachinformationsdienst Table Media berichtet, wurden unserer Zeitung von anderer Seite bestätigt.

Am Stuttgarter Neckartor betrug die Stickoxidbelastung seit Jahresanfang durchschnittlich 37,2 Mikrogramm. Dies ergibt sich aus Daten der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).

Experte: Meiste Autos stoßen kaum noch Schadstoffe aus

Nach Ansicht des Leiters des Instituts für Kolbenmaschinen im Karlsruher Institut für Technologie, Thomas Koch, müsste ein Großteil der deutschen Städte bei dem geplanten Grenzwert Fahrverbote aussprechen, obwohl ein Großteil der Autos kaum noch Schadstoffe ausstoße. Wenn alle Fahrzeuge mit der modernsten Technologie ausgestattet sind, trage der Verkehr nur noch ein bis zwei Mikrogramm zur Belastung bei, so dass sich durch Fahrverbote fast nichts mehr erreichen lasse. „Schon die Hintergrundbelastung liegt in Stuttgart bei rund 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft“, so Koch. Sie entsteht in weiterer Entfernung und stamme nur noch zu einem geringen Teil vom Verkehr. „Viel größere Quellen sind Industrie, Heizungen und Gasöfen.“

Die Grenzwerte für Feinstaub sollen ebenfalls stark sinken. Der Entwurf sieht „Alarmschwellen“ vor, die zu „kurzfristigen Maßnahmen“ führen sollen. Dies könnte zur Reaktivierung des Stuttgarter Feinstaubalarms führen. Einschränkungen könnten auch für Elektroautos gelten, die wegen des Reifen- und Bremsenabriebs ebenfalls Feinstaubemissionen verursachen.

Die Pläne der Kommission können noch verändert werden und müssen noch das Gesetzgebungsverfahren der EU durchlaufen.