Leuchtet die Ampel für Gesichtserkennung auf dem Bildschirm der Spielhallen-Mitarbeiterin grün, darf der Eintretende unbehelligt spielen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - Beim Jugend- und Spielerschutz wollen deutsche Spielhallen zunehmend auf elektronische Gesichtskontrollen am Eingang setzen. Beim „Face-Check“ sollen zu junge Spieler und gesperrte Spielsüchtige erkannt und dem Personal gemeldet werden, hieß es beim Start eines Pilotprojekts in einer Spielothek in Stuttgart. Die Daten würden nach 30 Sekunden gelöscht, versicherten die Entwickler. 18 Spielhallen in Baden-Württemberg sind mit dem System ausgerüstet, für eine Ausdehnung nach Nordrhein-Westfalen hat das Betreiberunternehmen angeblich grünes Licht.

Wird jeder fotografiert?

Ausnahmslos, ja. Die Besucher gehen an der Kamera vorbei, werden fotografiert, und die biometrischen Daten werden direkt zur Überprüfung gesendet. Bei größeren Gruppen können gleichzeitig mehrere Gesichter kontrolliert werden.

Was geschieht mit den Daten?

Nach Angaben der Entwickler überprüft das Gesichtserkennungssystem „Face-Check“ die Daten direkt. Werden Gesichter von Spielsüchtigen erkannt, die sich selbst haben sperren lassen, zeigt eine Ampel ein rotes Licht. Werden Besucher erkannt, die jünger als 25 Jahre sein könnten, zeigt die Ampel ein gelbes Licht.

Wann wird der Zugang verweigert?

Die letzte Entscheidung bleibt in Menschenhand. Das Personal wird bei Verdachtsmeldungen informiert und kann den Zugang verweigern. Als vom System für zu jung empfundene Besucher müssen sich dann wie gewohnt ausweisen.

Wozu sind die Spielhallen gesetzlich verpflichtet?

Das Glücksspiel ist deutschlandweit ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt. Zugangskontrollen sind für die rund 2200 Spielhallen mit geschätzt 16 850 Geldspielgeräten in Baden-Württemberg gesetzlich vorgeschrieben. Die Casinos im Land kontrollieren ebenfalls, klassisch über eine Ausweiskontrolle.

Wie viele gesperrte Spieler gibt es?

Nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Spielerschutz können sich Süchtige sperren lassen. Das müssen sie aber selbst tun, womit sie sich quasi vor sich selbst schützen. Die Registrierung läuft erst wenige Monate, derzeit gibt es 159 gesperrte Spieler im Land. Geschätzt könnten es mal 5000 bis 8000 werden, sagte Michael Mühleck, der Vorsitzende des Automaten-Verbandes Baden-Württemberg. Schätzungen zufolge leben in Deutschland 215 000 krankhafte Spieler.

Wie werden die Daten geschützt?

Es würden keine Fotos gespeichert, sondern nur verschlüsselte Daten, versicherte David Schnabel, der Präventionsbeauftragte der Gauselmann Gruppe, die bundesweit Spielhallen betreibt. Mit den hinterlegten Fotos gesperrter Spieler wurden auch nur diese Datenreihen verglichen. Nach 30 Sekunden würden alle Aufnahmen gelöscht. „Keiner muss Sorgen haben, dass seine Daten gespeichert werden.“

Was ist der Vorteil für die Spielhallen-Betreiber?

Die Anforderungen für den Spielerschutz sind immer weiter gestiegen. Hessen geht laut Gauselmann AG am weitesten: Dort werden demnach derzeit alle Ausweise von Besuchern händisch kontrolliert und über ein zentrales System mit den Daten gesperrter Spieler verglichen. Mit dem „Face-Check“ gehe es demnach einfacher.

Was ist mit den Automaten in Gaststätten?

Dafür werde gerade ein ähnliches System entwickelt, hieß es. Der „Face-Check“ soll dann direkt am Automaten stattfinden. Für zu jung empfundene Spieler müssen das Spielgerät dann über ihren Ausweis oder ihre Kreditkarte freigeben.

spielhallen im südwesten

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gibt es in Baden-Württemberg gut 2200 Spielhallen mit jeweils mehr als einem Dutzend Automaten. Hinzu kommen die einzelnen Geräte, die in Gaststätten, Kneipen oder Bistros hängen. Nach Angaben des Automatenverbandes Baden-Württemberg gibt im Schnitt jeder Bürger pro Jahr 50 Euro an Glücksspielautomaten in Spielhallen oder Gaststätten aus. Daraus errechnet sich ein Umsatz von vier Milliarden Euro. Das Land will den Spielhallen-Boom bremsen. Vom 1. Juli 2017 an ist es den Betreibern verboten, im selben Gebäude und im Umkreis von 500 Metern um eine Halle mehrere Standorte zu betreiben. Auch sollen Spielhallen dort verhindert werden, wo sich viele Kinder und Jugendliche bewegen, etwa nahe von Schulen. Laut Automatenverband werden in Stuttgart von 130 Spielhallen elf übrig bleiben.