Der Rems-Murr-Kreis nutzt stillgelegte Mülldeponien für die Energiewende: In Kaisersbach steht die Erweiterung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage kurz vor dem Abschluss. Der Strom kommt den eigenen Kliniken zugute.
Der Rems-Murr-Kreis verstärkt seine Anstrengungen für die Energiewende: Die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Landkreises (AWRM) setzt auf die Errichtung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf seinen ehemaligen Hausmülldeponien. Damit soll nicht nur ein Beitrag zu den Klimaschutzzielen geleistet, sondern auch ungenutzte Flächen sinnvoll in die Energiegewinnung eingebunden werden.
Erweiterung in Kaisersbach ist fast fertig
Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt auf der ehemaligen Deponie Kaisersbach. Hier wird die Photovoltaikanlage erweitert, die bereits seit einigen Jahren Strom liefert. Mit einer zusätzlichen Leistung von 1,7 Megawatt (MW) wird die Anlage zukünftig rund 2,3 MW erzeugen können – genug, um den jährlichen Strombedarf von etwa 770 Haushalten zu decken.
Der Baufortschritt auf der rund 1,5 Hektar großen Fläche läuft nach Plan: Nachdem auch die Trafostation geliefert worden ist, steht der Abschluss der Bauarbeiten unmittelbar bevor. Die Inbetriebnahme ist für Anfang kommenden Jahres vorgesehen. Der dort erzeugte Strom soll zu 100 Prozent von den Rems-Murr-Kliniken genutzt werden. AWRM-Vorstand Lutz Bühle betont, dass das Erzeugungsprofil sehr gut zum Verbrauch der Kliniken passe. Gerade im Sommer könne der Strom für die notwendige Kühlung verwendet werden. Der nun vereinbarten Abnahme sei indes eine schwierige Tüftelei vorausgegangen, sagt der Landrat. Schließlich wird der Strom mangels einer direkten Leitung nicht direkt an die Kliniken geliefert.
Schorndorf vor Genehmigungsantrag
Auch auf der Deponie Schorndorf ist das Photovoltaik-Projekt zumindest planerisch im Fluss. Der Genehmigungsantrag soll noch in diesem Jahr eingereicht werden, sobald die artenschutzrechtlichen Gutachten abgeschlossen sind. Bei einer positiven Entscheidung könnte der Bau 2025 beginnen. Die Anlage wird eine Leistung von rund drei MW haben, von den vorhandenen 3,5 Hektar Deponiefläche werden etwa 2 bis 2,5 Hektar für die Photovoltaik genutzt. Landrat Sigel sieht auch hier eine Kooperation mit den Rems-Murr-Kliniken vor, die als Abnehmer des erzeugten Stroms fungieren könnten.
Steinbach und Winnenden in Sondierung
Während in Kaisersbach und Schorndorf konkrete Pläne existieren, befinden sich die Projekte auf den Deponien Backnang-Steinbach und Winnenden noch in frühen Planungsphasen. In Steinbach müssen zunächst genehmigungsrechtliche Fragen, insbesondere im Bereich des Arten- und Forstschutzes, geklärt werden. In Winnenden wiederum wird von 2025 erst einmal mit der Oberflächenabdichtung der früheren Hausmülldeponie begonnen. Eine Photovoltaikanlage könnte hier frühestens in drei bis vier Jahren realisiert werden.
Vernetzter Beitrag zur Energiewende
Trotz der Herausforderungen zeigt sich AWRM-Vorstand Lutz Bühle optimistisch: Die Flächen auf den Deponien seien für Photovoltaikanlagen geradezu prädestiniert. Sie seien bereits erschlossen und stünden nicht in Konkurrenz zu landwirtschaftlicher Nutzung.
Die Projekte der AWRM zahlten auf die selbst gesetzten Klimaschutzziele ein, sagt der Landrat. Und: Die Vermarktung innerhalb des „Kreiskonzerns“ sei ein weiteres Beispiel dafür, wie man die Dinge vorausschauend und vernetzt denke.