Die Coronapandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen regt dazu an, neu über unser Miteinander nachzudenken. Ins Gespräch zu kommen ist auch das Anliegen von Ralph Caspers. Foto: Duden/Verlag

Wie kommen wir miteinander ins Gespräch? Und wer ist überhaupt „Wir“? Zwei Bücher regen Kinder und Eltern zum Nachdenken an – nicht nur übers Zusammenleben.

Stuttgart - „Die kleinen Denker“ heißt ein Verein, um den man Berlin beneiden darf, sein Sinn und Zweck ist das Philosophieren mit Kindern. Wer selber mit jungen Menschen in einem Haushalt lebt, weiß, dass vom ersten „Warum?“ an die kindliche Perspektive auf eigentlich Vertrautes sehr bereichernd ist.

Wer etwas hinterfragt, das man im Alltag nur flüchtig wahrnimmt oder als selbstverständlich voraussetzt, ist schon mittendrin in einem philosophischen Gespräch. Es kann das Verstehen der Welt und das Mitempfinden mit ihren Bewohnern befördern. Wer Anregungen für solche Diskussionen sucht, wird in zwei Büchern fündig, die nun im Duden-Verlag erschienen sind und sowohl erwachsene als auch junge Leser ansprechen wollen.

Gespräche über Familie, Freundschaft, Liebe

Ganz simpel „Wir“ heißt der Band, in dem Eva Stollreiter für den Verein „Die kleinen Denker“ Gespräche mit Kindern im Alter von neun bis elf Jahren über das Miteinander von Menschen protokolliert hat. Vom einfachen Wir tasten sich die Kinder zu speziellen Konstellationen wie „Familie“, „Freundschaft“, „Liebe“ vor und denken über die verschiedenen Formen des Zusammenlebens nach.

Und es verblüfft, mit welcher Weisheit sie das Chaos, das wir Erwachsene sehen, ordnen: Sind alle Menschen auf der Erde ein Wir? Immerhin verbindet uns die Tatsache, dass wir alle Menschen sind. Aber reicht das? Schnell finden sich mehr Gemeinsamkeiten: „Wir alle wollen essen, trinken und ein Haus. (Nicht alle wollen Frieden.)“

Gäbe es keine Kriege mehr, wenn alle Menschen miteinander befreundet wären? Was macht eine gute Freundschaft aus? Das sind Fragen, auf die auch kleine Denker unterschiedliche Antworten finden. Einig sind sie sich darin, dass Gemeinschaft gut tut. „Ohne Kontakt zu anderen wird man depressiv“, lautet eine Notiz. Die letzten Gespräche hat im Frühjahr 2020 der Beginn der Coronapandemie geprägt, Kontaktbeschränkungen werfen ein neues Licht auf die Bedeutung, die ein gutes Miteinander für das Wohlbefinden eines jeden einzelnen hat. Klar, wenn man allein ist, kann man machen, was man will. Aber alleine einen Gruselfilm schauen? Oder ein gutes Gespräch führen? Eva Stollreiters Protokolle zeigen, wie wichtig das Wir-Gefühl für Kinder ist. „Ohne Gesellschaft kann man leben, aber nicht ohne Gemeinschaft. Wenn man zusammen ist, ist es schöner. Das Glück überträgt sich.“

Ralph Caspers bringt zum Reden – und zum Nachdenken

Kennt man sich in einer Familie wirklich so gut, dass man weiß, was der andere denkt? Von „Wir“ zu „99 seichte Fragen für tiefgründige Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern“ ist es nur ein kleiner Schritt. Ralph Caspers schickt einen neuen Band mit so verblüffenden Fragen ins Rennen, dass sie auch Maulfaule zum Reden reizen – und alle zum Nachdenken. Wohin würde man mit einer Zeitmaschine reisen, die man nur einmal benutzen kann? Neugierig in die Zukunft? Oder reumütig, um Fehler wiedergutzumachen, in die Vergangenheit? Der Moderator, der Kindern auf vielen Kanälen die Welt erklärt, bringt uns mit kreativen Impulsen dazu, Erlebtes, Gefühltes und ganz Banales neu zu betrachten. „Welchen Job würdest du umsonst machen?“ „Was ist der wertvollste Gegenstand, den du hast?“ „Welche geheime Fähigkeit hast du?“ Wer sich die von Ralph Caspers aneignet, freut sich schon jetzt aufs nächste Schlangestehen!

Lesestoff

Eva Stollreiter:
Wir – Kinder philosophieren über unser Miteinander. Duden-Verlag. 96 Seiten. 15 Euro. Ab 8

Ralph Caspers:
99 seichte Fragen für tiefgründige Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern. Duden-Verlag. 207 Seiten. 15 Euro. Ab 10