Anziehungspunkt auf der Bärenwiese: Auf dem Rummel war es am Sonntag pickepackevoll ... Foto:  

Mit dem Pferdemarkt samt Dackelrennen und dem verkaufsoffenen Sonntag kehrt das Leben in die Ludwigsburger Innenstadt zurück – und zwar so richtig. Nur eitel Sonnenschein ist aber nicht angesagt.

Der Sommer kommt – und mit ihm die Feste und die Menschen zurück in die Innenstädte. An mehreren Orten im Kreis wurde am Wochenende gefeiert. In Tamm beim zweitägigen Stadtfest, in Vaihingen/Enz beim Weinfest – und in Ludwigsburg mit einem kleinen Festmarathon.

Bereits am Freitag waren Hunderte auf den Rathaushof gekommen. Mit einem beherzten Schlag schlug Bürgermeister Sebastian Mannl beim Fassanstich der Brautage dem Bottich den Zapfhahn ab. Der zweite Wumms nach Mannls unorthodoxem Einstand saß aber, und das Freibier floss. Schon am späten Nachmittag waren die Bänke auf dem Brautage-Carrée allerdings so proppenvoll, dass es kaum noch einen Platz gab. Das Wetter spielte dem wiederauferstandenen Fest perfekt in die Karten, die Menschen zog es in Strömen zum Hock.

Anwohner Richtung Marktplatz müssen allerdings noch eine Weile stark sein: Die Party tönt abends bis zum 21. Mai weitflächig über das Gebiet.

Kritik am Pferdemarkt-Programm

Noch voller als zum Auftakt ins Wochenende war es am Samstag und Sonntag in der Innenstadt. Zum Pferdemarkt, der dieses Mal ohne Umzug auskam, kamen die Leute wieder in Scharen. Ganz ohne Zwischentöne ging die Veranstaltung jedoch nicht über die Bühne. Kritik hatte im Vorfeld der Verein Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg geäußert und „eine zeitgemäße Veranstaltung, in deren Programm nicht zum Großteil Tiere zu Unterhaltungszwecken missbraucht werden oder deren qualvolle Zucht gefördert wird“ angemahnt.

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Besonderen Anstoß nahm der Verein am Kinderfalkner-Parcours, der am Sonntag auf dem östlichen Teil der Bärenwiese aufgebaut war. Die Argumente gegen die Greifvogelhaltung sind bekannt und werden von ähnlichen Organisationen regelmäßig vorgebracht: Sie beziehen sich alle auf die nicht-artgerechte Haltung. Auch das Zurschaustellen von Pferden und Dackeln beim Rennen der Rassehunde zur reinen Belustigung sei unzeitgemäß. Es sei schade, dass der Markt „so viele Programmpunkte enthält, welche Tierquälerei unterstützen“.

Mit seinem Wunsch dürfte der Verein aber auf taube Ohren stoßen. Denn gerade das Rennen der 70 Vierbeiner mit den wehenden Ohren, aber auch die Greifvögel erwiesen sich speziell bei Familien mit Kindern als Publikumsmagneten. Zumindest an einem Programmpunkt hatten auch die Tierschützer überhaupt nichts zu mäkeln. Am sogenannten Hobby-Horsing. Der Sport, der seine Wurzeln in Finnland hat, kommt ganz ohne tierische Beteiligung aus – und hat doch etwas mit Tieren zu tun: Wie beim echten Reiten gibt es dabei Disziplinen wie Dressur oder Springen. Allerdings sitzen die Sportlerinnen nicht auf einem Pferderücken, sondern sind mit einem Steckenpferd unterwegs. Wiederholung im nächsten Jahr? Nicht ausgeschlossen.

Ein Besucher stürzt vom Kettenkarussell

Zumindest einem Besucher ist die gute Laune und wohl vor allem der Alkohol am Samstag zu sehr zu Kopf gestiegen. Er bezahlte seinen Rausch mit einem Abstecher ins Krankenhaus. Der 34-Jährige hatte gegen 21.40 Uhr zum Ende einer Fahrt im Kettenkarussell die Sicherung an seinem Sitz zu früh geöffnet. Als das Fahrgeschäft dabei war, die Gäste abzusetzen, sich jedoch noch etwa zweieinhalb Meter über dem Boden befand, stürzte der Mann ab, schlug zunächst mit dem Gesäß auf dem Boden auf und verletzte sich auch noch am Kopf. Weil sich um den Mann schnell eine Traube aus Schaulustigen bildete, baute die Feuerwehr einen Sichtschutz auf, damit die Sanitäter ungestört arbeiten konnten. Es sollte der einzige Zwischenfall des Wochenendes bleiben.

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Auch wenn seit einigen Wochen eigentlich wieder alles geht – die Leute scheinen geradezu nach solchen Events zu lechzen. Mario Kreh, Chef der Tourismus und Events hat sogar einen „echten Nachholbedarf“ festgestellt: „Man hat gespürt, dass die Menschen wieder Lust auf Veranstaltungen unter freiem Himmel haben.“ Und sie sind nicht nur für die fahrenden, sondern auch für die stationären Händler wichtig.

Verkehrschaos bleibt aus

„Seit es wärmer wird, kommen auch nach und nach die Kunden und die Frequenzen werden besser“, hatte der Citymanager Markus Fischer vom Innenstadtverein Luis schon vor dem Wochenende und mit Blick auf den verkaufsoffenen Sonntag angemerkt. Die Zukunft der Innenstadt und der Händler sowie Gastronomen, liege in den Händen der Kunden und Besucher. „Die Auswirkungen der Pandemie werden die Akteure jedenfalls noch lange spüren“, ist Fischer sicher. Er sei froh, dass so viele Innenstadtakteure in Ludwigsburg trotz aller Widrigkeiten, die Corona mit sich brachte, noch immer da sind und die Leerstandsquote niedrig ist.

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Überrannt wurde die Stadt am Sonntag aber nicht, in der See- und Kirchstraße war noch angenehm viel Platz für einen Bummel. Vermutlich hatten sich einige stattdessen für den ersten Besuch im Freibad entschieden. Auch das erwartete Verkehrschaos blieb aus. Lediglich rund um die Sternkreuzung und den provisorischen Kreisel kam es zu Staus. An der Schwieberdinger Straße stockte es stadteinwärts gegen 15 Uhr, weil ein Auto und ein Motorrad kollidiert waren.