Nach dem „Lolli“-Lutschen kommen alle PCR-Teststäbchen gemeinsam in die Dose – und dann ins Labor. Foto: dpa/Peter Kneffel

Trotz Hindernissen überwiegen beim PCR-Pooltest mit Lollis für die teilnehmenden Einrichtungen offenbar die Vorteile. Die Stadt Stuttgart lehnt aber eine Ausweitung dieses Testverfahrens ab – und setzt bei den Schulen in der Fläche weiterhin auf Antigen-Schnelltests.

Stuttgart - Seit sechs Wochen erproben fünf Schulen und vier Kitas den Einsatz von PCR-Pooltests per Lollis. Mit unterschiedlichen Erfahrungen. Sie alle jedoch wollen trotz einiger Hürden den Pilotversuch fortsetzen. Dies lässt die Stadt zwar zu, lehnt eine stadtweite Einführung dieses Testverfahrens jedoch ab.

Bürgermeisterin Isabel Fezer erklärte auch, weshalb: So seien Pooltests mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden – „etwa zu spät eintreffende Laborergebnisse, erschwerte Information der betroffenen Familien bei positiven Pooltest-Ergebnissen, Schulfehlzeit bei positivem Pooltest-Ergebnis auch bei Kindern, die sich im weiteren Verlauf als negativ ergeben“.

An der Ameisenbergschule „ging alles schief“

Davon können manche Schulen ein Lied singen. Die gewerbliche Schule für Farbe und Gestaltung war gleich zu Beginn ausgestiegen, weil die Informationskette für Berufsschüler kaum handhabbar sei. Auch an der Ameisenbergschule, einer Grundschule im Stuttgarter Osten, „ging alles schief“, wie Rektorin Katja Conzelmann berichtet. Dabei war zunächst alles so gut gelaufen, dass die Schule ihre Teilnahme von fünf auf schließlich all ihre 13 Klassen ausgeweitet hatte. Das Problem trat beim ersten positiven Pool auf. Getestet wird morgens, die Proben holt das Labor um 10.30 Uhr ab.

Von der positiven Poolprobe erfuhr die Klassenlehrerin der betroffenen Drittklässler Montagabend um 22 Uhr. Per Push-Nachricht informierte sie sofort alle Eltern dieser Klasse. Die App dafür entspreche dem Datenschutz. Finanziert habe die Schule sie aus ihrem eigenen sowie dem Coronabudget, alle Eltern hätten sie heruntergeladen, somit sei eine einfache und schnelle Kommunikation gewährleistet, berichtet Conzelmann.

Das Ergebnis der Positiv-Treffer kam mehrfach sehr spät

Bestens informiert marschierten die Eltern mit ihren Kindern daraufhin am Dienstag gleich zum PCR-Einzeltest auf den Wasen, doch diese Ergebnisse hätten zum Teil erst am Mittwochmorgen vorgelegen, so Conzelmann. Am Routine-Pooltest am Mittwochmorgen in der Schule hätten auch sieben dieser Drittklässler teilgenommen. Doch dieses Ergebnis sei wegen technischer Probleme des Labors erst am Donnerstag um 7 Uhr vorgelegen: wieder ein Positiv-Treffer! Dabei habe keines der Kinder Symptome gezeigt. Als klar war, dass mindestens fünf Kinder positiv waren, habe das Gesundheitsamt für die ganze Klasse eine häusliche Quarantäne veranlasst. Schlussendlich seien sieben Kinder dieser Klasse infiziert, wohl infolge einer Party am Wochenende.

„Dann haben wir gesagt, die Kinder tragen diese Woche Maske“, sagt Conzelmann – auch um ein weiteres Durchschlagen durch Geschwisterkinder zu verhindern. Das späte Ergebnis der Positiv-Fälle habe zwar die Eltern verunsichert und ihr und der Klassenlehrerin schlechten Schlaf beschert, dennoch erklärt die Rektorin: „Für uns überwiegen die Vorteile. Wir fühlen uns durch den Pooltest viel sicherer als durch den Schnelltest. Wir möchten weitermachen.“

Pooltest ist im Normalfall „eine Sache von drei Minuten“

Denn im Normalfall sei der Pooltest „eine Sache von drei Minuten“, und man müsse nicht, wie beim Antigentest, 15 Minuten im Unterricht auf das Ergebnis warten. Allerdings verzichte man auf eine doppelte Probenabgabe, also eine für den Pool, eine zweite als Einzelprobe. Denn die meisten Einzelproben würden ja ungenutzt entsorgt – „zu viel Müll“, sagt Conzelmann.

Und sie haben einen weiteren Nachteil, wie Matthias Wasel, der Leiter des Hölderlin-Gymnasiums, festgestellt hat: „Zwei Stäbchen brauchen mehr Unterrichtszeit.“ Denn jedes Einzelstäbchen muss korrekt beschriftet werden. Dabei hatte Wasel gerade auf diese Verbesserung gedrungen – und auf die automatische Benachrichtigung vom Labor an die Eltern. Dieses besserte nach, und das Högy, das mit einer siebten Klasse beteiligt ist, verlängert den Pilot nun ebenfalls.

Kitas berichten: „Das Verfahren funktioniert“

Auch in den vier evangelischen Kitas, die mit 350 Kindern und 50 Mitarbeiterinnen teilnehmen, ist man vom PCR-Pooltest überzeugt: „Das Verfahren funktioniert“, sagt Kita-Manager Jörg Schulze-Gronemeyer. Die Kita-Leiterinnen hätten sich bereit erklärt, falls nötig, auch nachts die Eltern zu informieren. Man habe einen positiven Pooltest gehabt, ein Kind sei infiziert gewesen, habe der Kontrolltest auf dem Wasen ergeben. Erst mit negativem PCR-Test dürfe es wieder in die Kita. Kita-Mitarbeiter müssten sich täglich testen. Befreit seien nur Geimpfte und Genesene, doch auch denen empfehle man zwei Tests pro Woche. Für mehr Sicherheit sorgten zudem 60 CO2-Ampeln und 20 Luftreiniger für schwer lüftbare Räume.

Die vier Kitas wollen und dürfen den Pilot bis Jahresende verlängern, eine Ausdehnung auf alle 600 Kitas sei aber auch wegen der fehlenden Testpflicht nicht geplant, so die Stadt. Wie lange die Schulen, darunter auch drei Sonderschulen, ihre Pooltests noch machen können, ist offenbar noch unklar.