Hoch über den Dächern Esslingens haben Zimmerleute das Mörike-Gymnasium neu eingedeckt. Quelle: Unbekannt

Ein dickes Programm hatten die Handwerker abzuarbeiten, die in den Ferien an Esslingens Schulen Hand angelegt haben. Vom Dach bis zum unterirdischen Gang war fast alles dabei.

EsslingenWährend die anderen Urlaub gemacht haben, waren an Esslingens Schulen die Handwerker unterwegs. Sie stiegen auf Dächer – wie am Esslinger Mörike-Gymnasium. Sie haben Bodenbeläge herausgerissen– wie im Sekretariat der Waisenhofschule. Sie haben PCB-Fugen entfernt – wie an der Realschule Oberesslingen. Und sie haben unterirdische Verbindungsgänge abgedichtet – wie im Georgii-Gymnasium.

Wie hoch ist der Sanierungsstau?

2017 haben die Städtischen Gebäude Esslingen (SGE) den Sanierungsstau an den Esslinger Schulen und Sporthallen erhoben und auf rund 60 Millionen Euro beziffert. „Die Zahl stimmt so nicht mehr, wir haben ja auch schon einiges gemacht“, sagt Oliver Wannek, Technischer Leiter des Eigenbetriebs. Man habe eine Prioritätenliste erstellt, die man abarbeite. Aber er räumt ein, dass auch wieder Neues dazugekommen ist. Zum Beispiel die unerfreuliche Schadstoffbelastung durch Polychlorierte Biphenyle (PCB).

Was wurde in Sachen PCB gemacht?

Die PCB-Messungen und -Sanierungen der vergangenen Monate musste der Eigenbetrieb komplett aus seinem Instandhaltungsbudget für Schulen und Sporthallen stemmen. Das beläuft sich auf 2,3 Millionen Euro im Jahr. So haben Handwerker in den Ferien die frei zugänglichen PCB-Fugen im Treppenhaus des Flachbaus an der Realschule Oberesslingen entfernt sowie die Fugen in den Klassenzimmern abgedeckt. Bislang wurden dafür 30 000 Euro in die Hand genommen. „Die Nachmessungen werden zeigen, ob man noch ein Lüftungskonzept braucht oder nicht“, so Wannek. An der Grundschule Sulzgries wurden die letzten noch verbliebenen Fugen im Flur und im Treppenhaus beseitigt. Und in der Grundschule St. Bernhardt suchen die Fachleute noch nach der Ursache der erhöhten PCB-Werte. In der dortigen Sporthalle wurde zudem das Holzschutzmittel PCP – das steht für Pentachlorphenol – in den Wänden nachgewiesen – das sich laut Wannek jedoch nicht in überhöhten Raumluftwerten niederschlug. Am meisten hat die Mitarbeiter der Städtischen Gebäude während der Ferien jedoch das Containerdorf für die schwer belastete Zollberg-Realschule in Anspruch genommen. Immerhin müssen sie die rund eine Million für die knapp 150 Container nicht aus der Gebäudeunterhaltung bestreiten.

Was ist am meisten aufgefallen?

Das abgedeckte Mörike-Gymnasium dürfte in den vergangenen Wochen den Passanten am meisten ins Auge gestochen sein. Für den zweiten Bauabschnitt der Dachsanierung fallen rund 230 000 Euro an. Neue Ziegel, aber auch – wo notwendig – neue Balken haben ihren Preis. Zudem wird dort für 80 000 Euro die WC-Anlage im Fachklassenbau noch bis Ende September saniert. Die Turnhalle im Altbau hat einen neuen Belag und Anstrich bekommen, 55 000 Euro hat das zusammen gekostet.

Was ist mit den neuen Medien?

Im Eingangsgeschoss des Schelztor-Gymnasiums ist eine neue Akustikdecke eingebaut worden, dazu kommt eine neue Beleuchtung, neue Kabel wurden gezogen und alle Stränge in Brandschutzkanäle verlegt – darunter befinden sich auch neue Datenkabel in Zusammenhang mit dem beschlossenen Medienentwicklungsplan und dem Digitalisierungsprojekt an der Schule. In dieser Woche werden noch die Decken gestrichen. 50 000 Euro sind für das Paket veranschlagt. Nicht immer ist alles sichtbar, was gemacht werden muss. So ist im Georgii-Gymnasium ein Installationskanal zwischen Altbau und Musikpavillon abgedichtet worden. Die dort verlaufenden Heizungsleitungen und Elektrokabel sind dabei ebenfalls inspiziert worden. Kostenpunkt: 30 000 Euro.

Was tut man für Handicap-Kinder?

Das Theodor-Heuss-Gymnasium hat neue Akustikdecken für zwei Klassenzimmer bekommen, dass Kinder mit Hörproblemen am Unterricht besser teilhaben können. Zudem wurde dort mit einer Plattform für 20 000 Euro der Weg dafür bereitet, dass auch ein körperbehindertes Kind die Schulart besuchen kann, die seinem Leistungsniveau entspricht. Für die Folgejahre werden allerdings noch weitere Investitionen dafür notwendig werden. Die Seewiesenschule ist nach ihrem Umbau, der jetzt abgeschlossen ist, Esslingens erste komplett barrierefreie Schule.

Was ist mit dem Brandschutz?

Der Brandschutz schlägt nach wie vor noch gewaltige Breschen in die Kassen: So wurden im Hochhaus der Realschule Oberesslingen für 100 000 Euro neue Brandschutztüren eingebaut, im Flachbau wird im Herbst eine Flurdecke für 25 000 Euro den Vorschriften entsprechend erneuert, in Sulzgries ist der zweite Rettungsweg mit einer gemieteten Gerüsttreppe vorerst hergestellt und in St. Bernhardt haben die Städtischen Gebäude Vorbereitungen für den Bau einer neuen Treppe getroffen. An der Grundschule Hegensberg-Liebersbronn soll indessen wie in Sulzgries vorerst eine angemietete Treppe die Brandschutzvorgaben erfüllen.

Was ist in den Turnhallen passiert?

In zwei Sporthallen gab es größere Sanierungsarbeiten: In Obereresslingen ist eine neue Heizung samt Deckenstrahlplatten und LED-Beleuchtung eingebaut worden, die sich automatisch reguliert. Kostenpunkt für die Heizung: 100 000 Euro, für die LED-Beleuchtung 30 000 Euro. Und in der Turnhalle Kelterstraße mussten die Städtischen Gebäude aufgrund erhöhter Verletzungsgefahr einen neuen Sportboden für 45 000 Euro aufbringen lassen.

Was steht an Großbaustellen an?

Das größte Bauvorhaben der vergangenen Monate ist wie gesagt abgeschlossen: der Um- und Ausbau der Seewiesenschule. Um sie an die pädagogischen Anforderungen an eine Ganztagsgrundschule und Gemeinschaftsschule anzupassen, hat die Stadt knapp 4,4 Millionen Euro in die Hand genommen. Der Gemeinderat wird demnächst über einen Neubau der PCB-belasteten Zollberg-Realschule entscheiden. In der Innenstadt beginnen im nächsten Sommer die rund 30 Millionen Euro schwere Bauarbeiten, die drei Schulhäuser aus der Zeit um 1900 betreffen und die Katharinenschule und die GMS Innenstadt die kommenden Jahre in Bewegung halten wird.

Ob sich der Baubeginn für die neue Grundschule Zell im März 2020 halten lässt, ist noch offen. Aber sie soll im April 2022 fertig sein. Oliver Wannek: „Es wäre sehr hilfreich, wenn das Schulsanierungsprogramm nochmals aufgelegt werden würde. Oder wenn wir eine dauerhafte Förderung für die Instandhaltung der Schulhäuser bekämen.“