Vorhang auf: Die neue Fußgängerzone ist fertig. Foto: Werner Kuhnle

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit gibt es eine riesige Fete in der Innenstadt. Der große Tag wird zum bunten und gelungenen Party-Gewimmel.

So ein großer Vorhang ist ganz schön unhandlich. Aber das riesige rote Teil schmückt den Marbacher Torturm ungemein. Es ist Samstagvormittag kurz vor 11 Uhr. Gleich geht der Vorhang auf – und die neu gestaltete Fußgängerzone ist offiziell eröffnet. Viele sind gekommen und warten auf den großen Moment.

Der fällt dann doch relativ unspektakulär aus. Der Musikverein spielt, der Bürgermeister Jan Trost spricht ein paar Worte, der Vorhang wird aufgezuppelt. War’s das schon? Ja. Also auf ins Getümmel. Beziehungsweise Gewimmel, wie es neuerdings in Marbach heißt. Denn das Marbacher Wimmelbuch ist frisch auf dem Markt, pünktlich zum großen Tag der Wiedereröffnung der Marbacher Fußgängerzone nach zweieinhalb langen Jahren Bauzeit „mit viel Arbeit und viel Entbehrung“, wie es Bürgermeister Jan Trost ausdrückt.

Eine Mammutaufgabe

So lange hat es gedauert, bis das Herzstück der Schillerstadt herausgeputzt war: Das alte Kopfsteinpflaster hatte ausgedient. Ein neuer Natursteinpflasterbelag mit Blindenleitsystem macht das Laufen für die, die sich schwertun, einfacher. Zudem wurden neue Leitungen verlegt, unter anderem, um die Innenstadt ans Fernwärmenetz anzuschließen. Eine Mammutaufgabe.

Die jetzt geschafft ist. Obendrein gab es noch allerlei hübsche „Kleinigkeiten“, die die Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone steigern sollen: Sitzgelegenheiten zum Verschnaufen zum Beispiel sowie Sonnenschirm, Sonnensegel und ein Trinkwasserbrunnen – alles an diesem heißen Eröffnungstag auch dringend nötig.

Wenn nur immer so viel in der Stadt los wäre. Foto: Werner Kuhnle

Ebenso wie das große Wasserspiel auf dem Marktplatz. Die ersten Badegäste am Fontänenfeld wurden bereits am Donnerstag, als das Wasser eingeschaltet wurde, beobachtet. Am Samstag tummelten sich, Pardon, wimmelten, dann schon viele, viele Mädchen und Jungen im kühlen Nass.

Was noch fehlt, sind die neuen Bäume in der neuen Fußgängerzone. Die Baumquartiere sind zwar fertig, allerdings stehen auf ihnen vorübergehend Blumenkübel. Grund dafür ist, dass die milden Wintertemperaturen am Baumschulstandort für einen ungeahnt frühen Austrieb der Bäume gesorgt hatten. Ein Lastwagen-Transport nach Marbach wäre zu diesem Zeitpunkt für die Gesundheit der Gehölze zu riskant gewesen. Somit werden die Bäume diesen Sommer durch Blumenkübel vertreten. Im Herbst kommen dann die Bäume.

Das tut dem Gewimmel am Eröffnungstag keinen Abbruch. Die neue Fußgängerzone hinauf und hinunter flanieren Menschen, tönt die Musik, stelzen und gaukeln die „Walking-Acts“, wird gebummelt, gegessen, getrunken und genossen.

Nachmittags ist es dann Zeit, „Danke“ zu sagen. Den Bauarbeitern, den Anwohnern, den Geschäftsleuten  – allen, die mit der Baustelle im engeren oder weiteren Sinne zu tun hatten. „Sie haben diesen Tag durch Ihre Arbeit ermöglicht“, so Bürgermeister Jan Trost. Er dankte für die Geduld und das Verständnis, mit der die Menschen die Baustelle begleitet haben. „Während die Kreissäge kreischte oder man über Steine und Bretter balancieren musste.“

Gedauert hat es, so Trost weiter, weil eine Baustelle auf der grünen Wiese viel einfacher ist als in einer historischen Innenstadt mit engen Gassen.

Und weiter geht die Eröffnungsparty. Bis in die Nacht hinein wird im neuen Wohnzimmer der Stadt fröhlich gefeiert. Das hat man sich auch einiges kosten lassen: Die große Fete schlägt mit stolzen 31 000 Euro zu Buche. Immerhin 21 000 Euro davon steuert das Land Baden-Württemberg als Förderung bei. 10 000 Euro hatte die Stadt aus eigener Kasse vorgesehen.

Jolanda Obleser hat das Marbacher Wimmelbuch gezeichnet. Foto: Werner Kuhnle

Offenbar gut investiertes Geld. Die Marbacher Fußgängerzone sieht an diesem Samstag wirklich so aus, wie es Jolanda Obleser in ihrem Wimmelbuch gezeichnet hat: ein großes und buntes Gewimmel von großen und kleinen fröhlichen Menschen. Und viele von ihnen haben ihren Wunsch auch gleich formuliert: „Wäre es doch jeden (Sams-)tag so.“